Ingolstadt
Musikalisches Crossover

CaboCubaJazz beim Weltenklang-Festival im Kulturzentrum neun

20.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:58 Uhr

Ingolstadt (DK) Das Versprechen des Percussionisten Nils Fischer von der bunt besetzten Formation CaboCubaJazz am Donnerstagabend in der Halle neun klingt vielversprechend.

"Kommt doch näher ran, dann spielen wir viel besser", sagt er über seine achtköpfige Band. Der Shootingstar in der Percussionszene ist als einziger Europäer der Exot in der Truppe. Alle anderen kommen von Kuba bis zu den Kapverden und dennoch bündeln sie gemeinsam den fesselnden karibischen Sound in sich. Nicht die aufgewärmten Evergreens von den Palmenstränden oder die in Europa abgenudelten Gassenhauer von der Zuckerinsel sind es, die sie an die Donau mitbringen. Ganz im Sinne des Weltenklang-Festivals nehmen sie die traditionellen Rhythmen ihrer Heimat zwar auf, entwickeln daraus aber neue Ansätze und lassen dem Publikum in der gut besuchten Halle dieses experimentelle Glimmen spüren.

Bereits bei der Auftaktveranstaltung des diesjährigen Weltenklang-Festivals mit der Gruppe Masaa im Kap94 zeigte sich das Ingolstädter Publikum zur Zufriedenheit des Organisators Matthias Neuburger an solchen Weiterentwicklungen sehr interessiert. Auch in dieser Caribik-Jazz-Nacht muss das Publikum - zumeist Fans deutlich aus der Ü-30-Generation - nicht erst lange angewärmt werden. Die acht Musiker kochen die ohnehin temporeichen heißen Rhythmen noch einmal temperamentvoll auf, ziehen eine deutliche Prise Jazz durch die brodelnde Suppe und laden die erwartungsvollen Leute zu einer kreolisch-karibischen Tropiknacht ein.

Nils Fischer zeigt gleich in den ersten Minuten, dass er nicht grundlos zur Spitzenklasse in der Percussionistenszene gezählt wird. Mit scheinbar mehr als zwei Händen wirbelt er über die Felle der drei Congas vor ihm, und auch im Lauf der Konzertnacht blitzt sein Talent immer wieder in atemberaubender Weise auf. Zumindest auf gleichem Niveau bringt Pablo Martinez Hernández seine Posaune mit ins Spiel. Selten einer, der so virtuos, beherzt und emotional-fantasievoll dieses Blech in die wunderbare Welt des Jazz mit einbringt. Fast schon im Duett mit der Sängerin Dina Medina geben beide dem längst in den Hüften mitschwingenden Publikum den Schlüssel zur Seele dieser Musik. Man muss nicht spanisch verstehen, um dem Reiz dieser Lieder und Kompositionen zu verfallen. Es sind eher die Töne zwischen den Tönen oder vielmehr das allgegenwärtige fühlbare Timbre, das den Zauber der Klänge aus Gesang, Percussion und Melodieführung ganz besonders aufpoliert.

Zusammen mit ihrem Gesangspartner Alberto Caicedo lockt Dina Medina bald schon den vorwiegend weiblichen Teil des Publikums nahe an die Bühne, und sie verführen mit den unwiderstehlichen Rhythmen und einem fordernden "Are you ready to dance - like in Cuba. " zum Tanz. Dina Medina und Alberto Caicedo fesseln nicht nur als Sänger ihr Publikum, sie sind auch Tanzlehrer mit einem ansteckenden Talent. Und es gelingt Medina sogar, ihr Publikum als großen Chor mit Aufteilung in Männer- und Frauenstimmen in die klingende Karibiknacht einzubinden. Den lapidaren Satz von Nils Fischer "Wir haben fertig" nach gut zwei Konzertstunden lassen die Fans nicht gelten. Ein paar Zugaben müssen sein, denn auf das entfachte Feuer aus Karibiksound und Jazz kann man nicht einfach den Deckel drauflegen und die Flamme ausknipsen.

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Lorenz Erl