München
Die Teufelscellisten

Die finnische Band Apocalyptica spielt in der Münchner Philharmonie höllisch auf

09.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:40 Uhr

Jubiläumsshow zum 20-jährigen Bestehen: Apocalyptica im Gasteig. - Foto: Buchenberger

München (DK) Am Abend zuvor verzauberte noch der peruanische Tenor Juan Diego Florez die Philharmonie mit gediegenem Gesang. Heute geht es weniger gediegen zu und ohne Gesang. Die finnischen Teufelscellisten Apocalyptica sind in der Stadt, um das 20-jährige Jubiläum ihres Debüts "Plays Metallica By Four Cellos" zu zelebrieren.

Wie in der Oper oder im klassischen Konzert wird auch hier pünktlich begonnen, aber außer den Instrumenten ist hier nichts klassisch. Die vier Finnen nehmen auf schwarzen Kästen, auf schwarzem Untergrund, vor schwarzem Hintergrund in schwarzen Outfits Platz und legen mit "Enter Sandman" los. Das Quartett hat zwar auch CDs mit Eigenkompositionen veröffentlicht, aber heute dreht sich alles um Metallica. Und schon bei "Master Of Puppets" gibt es erstmals gegrölten Jubel und gereckte Fäuste von den Rängen. Ansagen kommen wenige und wenn dann in etwas holprigem Englisch. Die Performance der famosen vier ist dagegen alles andere als holprig, und es ist beeindruckend, wie die Instrumente Melodielinien und Rhythmen in Einklang bringen. Der erste Teil gehört dem Debütalbum, und es wird aufgestrichen, dass es eine Freude ist. Mehr als einmal wechseln die Cellisten die Bögen. Aber auch gezupfte Parts haben ihren Charme. Nachdem zuerst unter einfacher, aber effektiver Beleuchtung im Sitzen agiert wird, gehen Publikum und Musiker zusehends aus sich heraus. Bei dem Thrasher "Creeping Death" nimmt der langhaarige Perttu Kivilaakso sein Instrument hoch und streift über die Saiten und die Bühne. Ähnlich umtriebig der Blondschopf Eicca Toppinen. Die beiden mittig platzierten Langhaarträger sind optisch die Rockstars der Truppe, während die Kollegen an den Seiten meist die ruhenden Pole bleiben. Wobei man angesichts einer Powernummer wie "Welcome Home (Sanitarium)", nach der die Band unter Standing Ovations in die Pause geht, nicht von Ruhe sprechen kann.

Weiter mit "Fade To Black"! Nun steht auch ein Schlagzeug auf der Bühne und unterstützt die vier Violoncellos. Die Lautstärke nimmt ebenso zu wie die Lightshow. Ein Aggro-Titel wie "Fight Fire With Fire" wirkt dank der Stakkato-Peformance von Instrumenten und Spots noch schneller und spektakulärer. Dazwischen gebremste Metallica-Cover wie "Until It Sleeps" - Dramaturgie und Spannungsbogen sind stimmig.

Auch obskure Stücke wie "Escape", das Metallica laut Toppinen wohl noch nie gespielt haben, passen ins diabolische Gesamtbild. Zu "Battery" wird auf der Bühne und im Auditorium noch mal so richtig Gas gegeben und die Musiker liefern sich wahre Cello-Duelle. Kivilaakso geht effektiv in die Knie und zu Boden, um auf dem Rücken zu spielen. "Seek & Destroy" wird lauthals mitgesungen und das Publikum schüttelt Fäuste und Haare.

Nach zwei weiteren Metallica-Hits, geht mit "One", abermals unter stehenden Ovationen, ein musikalischer Abend der besonderen Art an besonderer Stelle zu Ende. Mit den Worten des blonden Eicca Toppinen, der in Sachen Outfit und Optik tatsächlich Ähnlichkeiten mit dem jungen James Hetfield von Metallica hat: "Apocalyptica will be back!"