München
Zurück in München: "Der Blaue Reiter" wird im Lenbachhaus neu präsentiert

04.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Die Museen der Welt lieben die Werke des Blauen Reiters. Das Münchner Lenbachhaus versucht zu erklären, was uns an Werken wie August Mackes "Promenade" (1913) so fasziniert. - Foto: Lenbachhaus

München (DK) "Der Blaue Reiter kehrt zurück" meldet das Münchner Lenbachhaus. Denn die Bilder von Marc und Macke, von Münter, Kandinsky und Jawlensky waren auf Reisen, als "kulturelle Botschafter der Stadt", so Kulturreferent Hans-Georg Küppers. Sie hingen in Madrid und New York, in Venedig und Tokio, aber auch in Berlin und Frankfurt. Ihre Rückkehr in die Heimat hat man nun dazu genutzt, die Präsentation der Sammlung zu variieren.

Hervorzuheben ist vor allem ein kleiner Raum, wo sich der berühmte "Almanach des Blauen Reiter" an einem Touchscreen durchblättern lässt und das Konzept der Künstler erfahrbar wird, wie es der Titel der Neupräsentation zusammenfasst: "Das ganze Werk, Kunst genannt, kennt keine Grenzen und Völker, sondern die Menschheit." Das Zitat von 1912 umreißt einen Traum von einer besseren Welt, wie er in den heutigen Zeiten eines Religions- und Kulturkrieges aktueller nicht sein könnte.

Für die Künstlergruppe von damals hatten avantgardistische Musik von Schönberg und Volkskunst, hatten Kinderzeichnungen und eigene Werke den gleichen Stellenwert. Deshalb hängen in diesem Raum Hinterglasbilder von Kandinsky neben einem solchen aus Zentralindien und somit der Heilige Georg neben Gott Vishnu.

Und nahe den Werken von Gabriele Münter werden jene Kinderbilder und eine geschnitzte Madonna präsentiert, die sie gesammelt hat und auf ihren Gemälden zitiert. In einem Medienraum am Ende des Rundgangs kann man schließlich Ausschnitten aus Werken von Alban Berg und Arnold Schönberg lauschen, deren Partituren Teil des Almanachs waren.

Dass diese Künstlerinnen und Künstler, die sich den Namen "Der Blaue Reiter" gaben, vor 100 Jahren einen mutigen Aufbruch wagten, führt der Rundgang durch die zwölf Räume deutlich vor Augen. Die Anfänge von Kandinsky und Münter mit kleinen Ölskizzen in der Landschaft münden bei dem einen in großformatige, abstrakte Werke und bei der anderen in Frauenporträts, die eine Nähe zur Neuen Sachlichkeit zeigen. All dies wird präsentiert auf Wänden in gebrochenem Mintgrün oder hellem Sandbeige, und darauf können die expressiven Bilder ihre Farbwirkung und Leuchtkraft gut entfalten. Leider ist die schwarz-changierende Stoffbespannung in zwei Räumen geblieben - deren unruhige Oberfläche konkurriert mit dem Pinselstrich von Kandinsky und stört die meditative Ruhe von Jawlenskys Gesichtern.

Gut in Szene gesetzt sind die beim Publikum beliebten Hauptwerke von Marc und Macke in einem großen, lichten Saal. Die "Rehe im Schnee" und das "Blaue Pferd" von Franz Marc können hier ebenso von größeren Gruppen bewundert werden wie das "Türkische Café" von August Macke. In den kleineren Räumen wird man die Exponate allerdings nur an ruhigen Museumstagen genießen können und die aufgezeigten Bezüge zu Jugendstil und Franz Stuck, zu Kinderbildern und Volkskunst verstehen lernen.

Gespannt sein darf man auf ein Projekt des kommenden Jahres: Das Lenbachhaus bereitet eine große Gabriele-Münter-Ausstellung vor "mit 80 Bildern, die Sie nicht kennen!", verspricht Museumsdirektor Matthias Mühling. Dann wird jene Mäzenin als Malerin gewürdigt, die an ihrem 80. Geburtstag am 19. Februar 1957 eigene Werke und solche von Kandinsky und weiteren Künstlerfreunden dem Lenbachhaus schenkte und damit die Städtische Galerie "wachküsste" und zu einem Museum von Weltrang machte. Man darf gespannt sein, welche Facetten von Gabriele Münter noch zu entdecken sind.

 

Städtische Galerie im Lenbachhaus, geöffnet täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr, dienstags bis 20 Uhr.