München
Zeit zum Tanzen

Böhse Onkelz in der Münchner Olympiahalle

20.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:53 Uhr

München (DK) Explizit zum Tanzen fordern die Böhsen Onkelz erst zum Finale auf, aber die ausverkaufte Halle schwingt das Tanzbein gleich von Beginn an. Natürlich sind keine klassischen Gesellschaftstänze, sondern Pogo angesagt.

Mit der an Motörhead angelehnten Ansage "we are beasto blanco and we play rock 'n' roll", versucht um 19.30 die amerikanische Vorband Beasto Blanco, die Party in Gang zu bringen. Die Truppe um den Bassisten von Alice Cooper und dessen Tochter Calico Cooper schlägt sich achtbar, wird von den Onkelz-Fans aber weitgehend ignoriert. Ähnlich wie bei AC/DC hat der Opener einen schweren Stand. Auch die wenigen Cooper-Show- und Schockeinlagen mit Mumienmaske und sexy Outfits verpuffen. Mit "Feed My Frankenstein", einem Hit von Papa Alice, bekommen Beasto Blanco aber doch noch die Kurve.

Dann sind die Frankfurter Punkrocker an der Reihe. Auf der riesigen offenen Bühne mit erhöhtem Schlagzeug und Treppen links und rechts, legen die Böhsen Onkelz mit "Gott hat ein Problem" vom aktuellen Nummer-eins-Album los, woraufhin die Arena kein Halten mehr kennt. Als dann Klassiker wie "Finde die Wahrheit", "Nie wieder" und "Gehasst, verdammt, vergöttert" folgen, wird die Halle zur (Pogo)Tanzfläche. Das fröhliche Geschubse sieht dabei schon mal gefährlich aus, aber dank des großen Gemeinschaftssinns kommt es zu keinen nennenswerten Zwischenfällen. Und die Band muss eigentlich gar nicht viel tun, um zu begeistern, sondern kann ihre einfachen aber griffigen Songs wirken lassen. Dennoch sind heute besonders Gitarrist Matthias Röhr und Sänger Kevin Russell viel in Bewegung und Russell auch bei guter Stimme. Bassist und Bandkopf Stephan Weidner erinnert an vergangene Konzerte, wo er gesanglich schon mal aushelfen musste. Das ist heute nicht der Fall, der heisere Weidner kann sich zurückhalten und seinen Kollegen das Feld überlassen. Die Freude über die Euphorie der Fans ist dem Quartett auf den zahlreichen Leinwänden hinter und über der Bühne und bis weit in die Arena deutlich anzusehen.

Besonders abgefeiert werden dabei die "alten Schinken", wie der Bassist Nummern aus den 80er-Jahren nennt. Zu pathetischen Stücken wie "Auf gute Freunde" tauchen glückliche bis zutiefst ergriffene Fangesichter auf den Screens auf. Die gigantische Lightshow auf U2- oder Coldplay-Niveau unterstützt das Geschehen. Effektiv sind auch die Pausen zwischen den Liedern, denn im Anschluss gehen die Massen umso begeisterter mit. Heute landet wahrscheinlich auch mehr Bier auf den Köpfen der Besucher als in den Kehlen, mitunter ist die Arena eine einzige ausgelassene Bierdusche. Wobei natürlich auch einiges konsumiert wird - im großen Stil auch an den Merchandise-Ständen in der Halle. Gefühlt kauft jeder der gut 12 000 Anwesenden ein T-Shirt. Wenn er nicht schon mit einem solchen angekommen ist.

Die besondere Beziehung zwischen den Frankfurtern und ihren Verehrern findet um kurz vor elf mit dem Fußballgassenhauer "Mexico" und der Hymne "Erinnerungen" ein friedliches Ende. Und am nächsten Tag geht es mit einer zweiten ausverkauften Show noch mal zur Sache.