München
Wieder daheim

Das Münchner Gärtnerplatztheater feiert mit einer glanzvollen Gala nach langer Renovierungszeit den Wiedereinzug in sein Stammhaus

15.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr

Dieser Tag war von Intendant und Ensemble lange herbeigesehnt worden. Dreimal musste die Bauzeit verlängert werden. Am Samstagabend wurde das Gärtnerplatztheater mit einer "Es ist soweit"-Gala nach fünf langen Jahren Renovierungszeit wiedereröffnet. - Foto: Zach

München (DK) Vorhang auf! Ein Juwel ist wiedererstanden. Nach fünfeinhalbjähriger Bauzeit und einer Kostensteigerung von 71 auf 121 Millionen Euro erstrahlt das Gärtnerplatztheater in alter Pracht und neuem Glanz. In warmen Rottönen und goldenen Einfassungen ist der Zuschauerraum gehalten, alles wurde neu gestrichen, tapeziert und bestuhlt.

Der Orchestergraben wurde vergrößert, neue Probenräume wurden eingerichtet, die Deckenmalerei wurde aufgefrischt, um Münchens Volksoper noch attraktiver zu gestalten. Als "Actien-Volkstheater" 1865 eröffnet, von König Ludwig II. an seinem 19. Geburtstag eingeweiht, ist dieser Musentempel für das Münchner Bürgertum seit nunmehr 152 Jahren der Ort musikalischer Glückseligkeit.

Figuren aus der Commedia dell'arte, illuminierte Stelzengänger und wandernde Blumenarrangements empfingen die Gäste vor dem Theater, und ein Taschentuch aus saugfähiger Baumwolle mit dem Aufdruck "Für Ihre Emotionen" bekam jeder Besucher auf dem Weg zur Eröffnungsgala auch dediziert. Rührend. Doch nicht nur Schmachtfetzen präsentierte Intendant Josef E. Köpplinger, sondern das ganze Spektrum von "Münchens zweiter Oper" zauberte er auf die mit allen technischen Raffinessen nun bestens ausgestattete Bühne. Vor einem blinkenden Sternenhimmel als Prospekt ließ er als Vorgeschmack auf das künftige abwechslungsreiche Programm Gustostückerln abrauschen. Herrlicher Operettenschmäh (aus der "Csárdásfürstin") trifft auf schrillen Musicalsound, die furios-kraftvolle Kantate "O Fortuna" aus Carl Orffs "Carmina burana" steht neben dem "Kanonensong" aus Kurt Weills und Bert Brechts "Dreigroschenoper". Natürlich nicht zu vergessen: Franz Lehárs "Lippen schweigen" (mit Daniel Prohaska als Graf Danilo und Camille Schnoor als Hanna Glawari), Herz-Schmerz-Duette aus Mozarts "Hochzeit des Figaro", Macho-Duelle (aus Donizettis "Don Pasquale"), Soubrettenschwelgereien, Koloraturorgien, Tenorschmelz in Hülle und Fülle und die Hommage auf die Liebe aus "Anatevka" (präsentiert von den beiden Urgesteinen und Publikumslieblingen Gisela Ehrensperger und Franz Wyzner). Das ganze Programm, mit Gesangsfreude und schier ungebremster Spiellust dargeboten von allen 36 Ensemblemitgliedern, dem Chor, Extra- und Kinderchor, dem aufgekratzt-schmissig spielenden Orchester unter den drei Gärtnerplatz-Dirigenten Antony Bramall, Michael Brandstätter und Andreas Kowalewitz. Dazu Johann Strauß' Polka "Unter Donner und Blitz", von der Ballettcompagnie in der ungemein spritzigen und rasanten Choreografie von Karl Alfred Schreiner auf die Bühnenbretter gefetzt.

Als am Ende dieses bunten Galaabend-Potpourris das gesamte Ensemble champagnerselig "Brüderlein und Schwesterlein" aus der "Fledermaus" anstimmte, da kannte das mit reichlich Münchner Kulturprominenz durchsetzte Publikum kein Halten mehr: Jubel über Jubel, stehende Ovationen und so manches Taschentuch "Für Ihre Emotionen" wurde gezückt. Das Gärtnerplatztheater ist in seinem wunderschön renovierten Haus in der hippen Isarvorstadt wieder daheim, und die unverwüstliche "Lustige Witwe" wird in Josef E. Köpplingers Regie am 19. Oktober als erste Premiere über die Bühne rauschen.