München
Power, Punk und Pop

Die Band Green Day gibt ihr einziges Deutschlandkonzert in der Münchner Olympiahalle vor mehr als 11.000 begeisterten Besuchern

09.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:59 Uhr

München (DK) Ob ein Animateur im rosa Häschenkostüm, der zu den Klängen des Ramones-Klassikers "Blitzkrieg Bop" über die Bühne tanzt, noch etwas mit Punk zu tun hat? Geschenkt - die Frage kommt bei großen Genre-Akteuren wie den Toten Hosen oder Green Day regelmäßig auf, tut aber angesichts ihrer Erfolge und Leistung nichts zur Sache.

Bevor Meister Lampe den Auftritt von Green Day einläutet geben sich die amerikanischen Landsleute Rancid alle Mühe Stimmung unters Punk-Volk zu bringen - wobei nur wenige "echte" Vertreter mit Irokesenhaarschnitt anwesend sind. Bis an die Zähne tätowiert schaffen Rancid mit ihrem räudigen Punk mit Skaelementen zumindest die vorderen Reihen der Arena hinter sich zu bringen und verlassen nach 45 Minuten die Bühne.

Dann schlägt die Stunde von Green Day und die legen von Beginn an ein unglaublich hohes Energielevel an den Tag. "Know Your Enemy" kracht mit Power und Pyrobegleitung mächtig rein und die mit 11.500 Fans prall gefüllte Halle geht mit. Noch mehr Power mit "Bang Bang" und Flammen bei "Revolution Radio". Old School verzichtet man auf Leinwände, nur unterschiedliche Banner und ein beleuchtetes Logo hängen hinter der Bühne. Ganz altmodisch ist Sänger Billie Joe Armstrong auch anscheinend kein großer Handyfreund, erwähnt dies mehrfach und vermeidet ein Selfie mit einem Fan. Armstrong gibt lieber klassisch gewaltig Gas, ist viel auf dem Laufsteg und springend in der Luft unterwegs.

Mit "No Future"-Punk der ersten Stunde hat das alles wenig zu tun, die Vertreter des Punk-Revivals der 90er-Jahre beschwören trotz aller gegenwärtigen Probleme vielmehr eine gemeinsame Zukunft herauf. Toleranz und Gemeinschaft propagieren die Pop-Punker mit positiver Energie, und natürlich darf dabei auch der eine oder andere Donald Trump-Seitenhieb nicht fehlen. Politische Ansagen fallen aber dezent aus und es wird vielmehr gegen Sexismus, Rassismus und Homophobie gerockt, alles im Rahmen einer großen Party.

Zu dieser dann auch Albernheiten wie Nassspritzen mit Schläuchen, Schießen mit der T-Shirt-Kanone in Springbreak-Manier und ein Auftritt mit lustigen Kopfbedeckungen zu "King For A Day" gehören. Gleich dreimal werden Beteiligte aus dem Publikum zum Mitmachen auf die Bühne geholt, wobei einer der drei dann doch verdächtig professionell über die Bühne stürmt. Das nervöse Mädchen, das Gitarre spielen und diese anschließend behalten darf, hingegen wirkt authentisch.

Authentisch wirken und punken auch Green Day nahezu zweieinhalb Stunden unter Feuer, Flammen und Explosionen durch die Gegend und lassen dabei keinen ihrer großen Hits aus. "When I Come Around" und "Basket Case" vom 1994er-Album "Dookie", mit dem seinerzeit der Durchbruch gelang, verfehlen ihre Wirkung nicht und gleich dem anfänglichen Hasen wird gehüpft, was die Halle aushält. Hymnisch geht es mit "Good Riddance (Time Of Your Life)" zu Ende. Eine starke Performance!