München
Nonsens mit viel Charme

Uraufführung von Maria Pescheks "Vorsicht Sturzgefahr!" im Theater am Sozialamt

09.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr

Skurrile Katastrophenschau: Szene aus "Vorsicht Sturzgefahr!" - Foto: Lobinger

München (DK) Wunderschön aufgebrezelt haben sich Beppi und Charlie, die beiden unternehmungslustigen Ratschn im Rentenalter, die die Welt alternativlos retten wollen. So schräg wie sie selbst sind, trippeln, stolzieren und staksen sie in vogelwilder Aufmachung auch über die von Claudia Karpfinger entworfene schräge Bühne im Schwabinger Theater am Sozialamt: rosafarbene Pluderhose und ein Beinkleid mit Tigermuster, eine Federboa über der Bomberjacke und ein Handtäschchen als Sternschnuppen-Imitat.

Dazu silbrig glänzende Treter und Perücken in Frühlingsfarben. Whow.

Die Geheimnisse ihrer Stadt wollen sie entdecken und dazu auch noch das gesamte Universum vor jeglichem Unheil bewahren. Denn die finale Katastrophe steht unweigerlich bevor, und die müssen Beppi und Charlie jetzt beherzt verhindern. Dabei entdecken sie höchst Seltsames und reichlich Skurriles: Verstopfte Gullys beispielsweise sind schließlich ja nicht zu übersehende Vorboten des schleichenden Untergangs des gesamten Kosmos, und verräterische Flugblätter, auf denen zwar nichts zu lesen ist, künden eindeutig von der drohend bevorstehenden Apokalypse. Beim imaginären Mokkaschlürfen geistern auch noch zwielichtige Gestalten (Burchard Dabinnus und Helmut Dauner) als Praktikanten der beiden weltrettenden Engel in Gestalt von Boxern, aufgeplusterten japanischen Sumo-Ringern und männlichen Models für Skibekleidung mit blinkenden Schneebrillen im Neondesign umher, werfen lächelnd bunte Bälle über die Bühne und in den Zuschauerraum, um ihr Zertifikat als Nachwuchshelfer in der Not zu erhalten. Doch vergebens.

Die beiden Schrullen wiegen sich derweil zur Entspannung vor all den kommenden Unbillen als Teilzeit-Haremsfrauen ebenso im Walzerschritt wie sie als ehemalige Rock-'n'-Roll-Gören zum Sound der Sixties noch einmal - und natürlich zum allerletzten Mal vor dem Weltenende - ihre Glieder verrenken. Meistens jedoch reden sie aneinander vorbei, um zwischendurch holde Kindheitserlebnisse auszutauschen und den erotischen Eskapaden ihrer Jugend nachzutrauern. Klar, dass sie sich auch wegen Nichtigkeiten stets angiften, um sich schließlich herzerweichend doch wieder zu versöhnen.

Köstlich spleenig tänzeln Anette Spola und Maria Peschek, die auch diesen Nonsens mit viel Charme verfasst haben, als Beppi und Charlie durch diese Vorstadt-Soap, betitelt "Vorsicht Sturzgefahr!". Und die Theaterleiterin Anette Spola hat diese skurrile Katastrophenschau mit hintergründigem Witz und reichlich Slapstick-Einlagen hinreißend inszeniert. Doch was will diese Uraufführung als fünfte Folge der "Beppi und Charlie"-Dauerserie im TamS uns Zuschauern sagen? Absurd ist die Welt und das Leben darin eine einzige Zumutung. Und das ist ja auch nicht wenig für einen herrlich hintergründigen Theaterabend zum Schmunzeln im Schwabinger Hinterhof.

Bis 3. März, Mittwoch bis Samstag, 20.30 Uhr, Haimhauser Straße 13a. Kartentelefon: (0 89) 34 58 90.