München
Mischlingshund Pippa ist der Star des Ensembles

07.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Liebelei mit Hund: Viola Wedekind als Tänzerin Béatrice und Jacques Breuer als Psychotherapeut Henry - Foto: Neumann

München (DK) Nur langsam kommt der Spaß in Schwung, um erst nach der Pause so richtig Fahrt aufzunehmen. Doch anfangs ist Dr. Henry Harriston bereits restlos genervt von all den ach so schlimmen Mutterkomplexen und den anderen aufgebauschten Psycho-Macken, mit denen ihn seine Patienten volllabern.

Folglich beschließt der Promi-Psychotherapeut, sich eine Auszeit zu gönnen. Im amourös-flippigen Paris (wo sonst) will er Seele und Geist regenerieren und tauscht daher per Zeitungsannonce seine cool-durchgestylte Praxis am New Yorker Central Park (Bühnenbild: Thomas Pekny) gegen die (natürlich) bohemehafte Montmartre-Dachkammer der Tänzerin Béatrice. Dass die beiden sich kennenlernen, ist freilich nicht vorgesehen.

So weit, so hübsch. Doch knüppeldick rasseln all die Klischees zwischen swinging Big Apple und Paris, der Stadt der Freizügigkeit, in Manfred Langners mit reichlich Überdruck versehener Inszenierung von Chantal Ackermans Boulevardkomödie „Eine Couch in New York“ (in der Bühnenbearbeitung von Gerda Poschmann-Reichenau) hier vorüber. Die lästigen Pariser Dachstuben-Verehrer von Béatrice samt den seltsamen Psychiatriepatienten (Raphael Grosch, Dirk Waanders und Rolf Kuhsiek), die Béatrice seit ihrem Umzug nach New York nun als Henrys „Urlaubsvertretung“ therapiert, sind allesamt restlos gestörte Knallchargen. Und – Schluchz! – Henrys und Béatrices Wohnungstausch mündet nach allerlei Turbulenzen selbstverständlich in ein veritables Liebesverhältnis, nachdem der Herr Doktor inkognito in seine Praxis zurückgekehrt ist und als Patient auf seiner Couch landet.

Wäre da nicht Jacques Breuer als ebenso hinreißend pingeliger wie unter seinem Burn-out fürchterlich leidender Psycho-Doc Henry, die Aufführung würde im Klischeesumpf restlos versinken. Vor allem jedoch bringt Viola Wedekind in der Rolle der attraktiven, lebenslustigen und so herrlich unkomplizierten Pariser Tänzerin erfreulich frischen Wind in diese Trivialkomödie. Denn zusammen mit ihrer besten Yoga- und Shopping-Freundin (Kim Zarah Langner) kostet sie ihren Aufenthalt als unfreiwillige, aber engagierte Psycho-Klempnerin der New Yorker Upperclass voll aus.

Kein Wunder im tierfreundlichen München, dass Pippa, ein drolliger Jagdhund-Mischling, die Henry und Béatrice ebenso lieb wie brav Pfötchen gibt und Männchen macht, den größten Applaus des Premierenpublikums in der Komödie im Bayerischen Hof erhielt – und ein Sonderleckerli von ihrer Hundelehrerin Stefanie Ströbele.

Bis 25. Juli; Karten unter Telefon (0 89) 29 28 10 und im Internet: www-komoedie-muenchen.de