München
Lola Montez' Schwester auf Tour

Christine Neubauer gastiert mit "Die spanische Gräfin" in Eichstätt Ein Gespräch über ihre Rolle und ihre Pläne

23.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:45 Uhr

München (DK) Man kennt sie aus dem Fernsehen, sie hat mehrere Vollweib-Ratgeber veröffentlicht, einen Abstecher unter die Modeschöpfer gewagt und seit einiger Zeit auf Mallorca, wo sie mit ihrem Lebensgefährten, dem Fotografen José Campos, lebt, ein Atelier eingerichtet. In zwei Ausstellungen hat sie ihre expressiven Werke bereits gezeigt. Christine Neubauer (54) ist eine vielbeschäftigte Frau. Derzeit tourt sie mit der Bairischen Komödie Wasserburg und dem Stück "Die spanische Gräfin" durch Bayern und macht am Freitag, 27. Januar, in  Eichstätt Station.

Frau Neubauer, was wissen Sie über Lola Montez?

Christine Neubauer: Gespielt habe ich sie bis jetzt noch nicht. Aber jeder hat ja geschichtlich ein bisschen was im Hinterkopf über sie. Sie ist als Tänzerin und Geliebte König Ludwigs I. einfach eine spannende Frauenfigur.

Im "Königlich Bayerischen Amtsgericht" spielen Sie die Halbschwester von Lola Montez. Was ist das für eine Rolle - und was hat Sie daran gereizt?

Neubauer: Das Stück spielt im Jahr 1910 in dem fiktiven bayerischen Ort Kraglfing. Ich, als angeblich spanische Gräfin und Halbschwester einer wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses angeklagten spanischen Tänzerin, initiiere und forciere die Verhandlung vor dem Königlich Bayerischen Amtsgericht und wirbele alles durcheinander. Natürlich stellt sich zum Schluss heraus, dass alle einer Hochstaplerin aufgesessen sind. Aber für mich ist das Ganze ein Genuss. Nicht nur der Verwicklungen wegen, sondern auch weil ich mittlerweile auch fließend Spanisch spreche.

Auch im Stück?

Neubauer: Zumindest ein paar Sätze. Ich habe zusätzlich noch ein paar spanische Ausdrücke eingebaut.

Fluchen Sie auf Spanisch?

Neubauer: (lacht) Nein. Wenn ich fluche oder schimpfe, dann kommt das bei mir immer Bairisch raus - egal wo ich bin.

Mögen Sie das Unterwegssein mit dem  Tourneetheater?

Neubauer: Auf der Bühne ist es beglückend, der Weg dorthin kann durchaus beschwerlich sein - gerade im Moment. Die Rückfahrten auf schneebedeckter Autobahn sind nicht ohne.

Film oder Theater - was präferieren Sie?

Neubauer: Beides. Ich habe meine Laufbahn am Theater begonnen und bin dann übers Fernsehen bekannt geworden, habe aber die Bühne nie ganz verlassen. Es gab immer wieder kleine Ausflüge  - so wie jetzt. Ich wollte den direkten Kontakt zum Publikum nie missen.

Welche Rollen interessieren Sie?

Neubauer: Rollen, die das Publikum zum Lachen bringen. Da kommt eine große Sympathiewelle zurück. Aber auch Wandlungen und Weiterentwicklungen von Figuren sind mir wichtig.

Ihre bislang schönste Rolle?

Neubauer: Ich glaube nicht, dass es die schönste Rolle gibt, sondern eher Momente, die einen zu etwas anderem bringen. Eine dieser Schlüsselrollen war sicher die, mit der ich bekannt wurde - die der Traudl Grandauer in der "Löwengrube". "Die Geierwally" war eine Herzensangelegenheit von mir. Internationale Preise gab es für das Nachkriegsdrama "Hannas Entscheidung", in dem ich eine Frau spielte, die gegen die Benachteiligung in einer Männerdomäne kämpft. Und erst vor Kurzem lief der Film "Maria, Argentinien und die Sache mit den Weißwürsten". Das war ein besonderes Erlebnis für mich, weil ich da das absolute Gegenteil von mir gespielt habe: eine kratzbürstige, grantige Bayerin, die mit Menschen nichts zu tun haben will. 

Können Sie sich noch an Ihre erste Rolle erinnern?  

Neubauer: Natürlich. Meine erste große Rolle war die Kuni in der Ganghofer-Verfilmung "Der Unfried". Für mich war sie deshalb auch wichtig, weil der Regisseur Rainer Wolffhardt mich danach für die "Löwengrube" vorgeschlagen hatte - mit der dann alles begann.

Wissen Sie noch, was Sie sich von der Gage damals gekauft haben?

Neubauer: So groß waren die Gagen damals nicht. (Sie lacht.) Da ich schon vor 30 Jahren begonnen habe, zähle ich ja schon zu den Fossilien in der Schauspiellandschaft. (Sie überlegt.) Ich weiß es nicht mehr. Aber im Zweifelsfall war es ein modisches Accessoire - Handtasche oder Schuhe.

Was gibt es denn für neue Projekte?

Neubauer: Nach der Theatertournee drehe ich auf dem "Traumschiff" und reise in der Rolle von Afrika nach Südamerika - um dort zu sterben.

Haben Sie sich eigentlich fürs neue Jahr etwas vorgenommen?

Neubauer: Nein. Man setzt sich damit nur unter Druck. Das endet meist in Enttäuschungen. Ich mache lieber Pläne und gehe sie langsam an. Das ist Erfolg versprechender.

Die Fragen stellte Anja Witzke.

 

"Die spanische Gräfin" mit Christine Neubauer ist am 27. Januar um 20 Uhr im Alten Stadttheater Eichstätt zu sehen.