München
Große Gefühle

Im Münchner "Tatort" dreht sich alles um Liebe und Eifersucht

19.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:06 Uhr
Heike Gonzor (Anastasia Papadopoulou), eine der Geliebten von Thomas Jakobi, wird von Leitmayr (Udo Wachtveitl, Mitte) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) über Jakobis Affären aufgeklärt. −Foto: Heiden/BR

München (DK) "Die Liebe, ein seltsames Spiel" heißt der neue München-"Tatort". Das müssen auch die Bayern-Cops Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) erfahren: Der eine hat sich in eine verheiratete Frau verknallt, der andere muss sich den Avancen von Kallis Mama erwehren.

Star-Architekt Jacobi hingegen spielt mit der Liebe, er ist gleich mit fünf Frauen liiert. Die Zahl verringert sich im Lauf der Zeit, zwei von ihnen werden ermordet. Klingt spannend, und ist es auch.

Als Verena Schneider von einem Nachbarn tot aufgefunden wird, führt die Spur schnell zu ihrem Lebensgefährten Jacobi (Martin Feifel). Doch der hat ein Alibi, er war zur Tatzeit bei seiner Hausärztin (Juliane Köhler). Als diese kurz darauf auch tot ist und die Ermittler erfahren, dass sie nicht nur seine Ärztin, sondern ebenfalls seine Lebensgefährtin war, erhärtet sich der Verdacht gegen ihn. Und eine weitere Frau, Nicole Büchner, taucht auf, die verzweifelt um Jacobis Aufmerksamkeit buhlt. Die Kommissare staunen nicht schlecht, zumal Jacobi mit zwei weiteren Damen liiert ist und bis auf eine alle anderen über eine lange Zeit offenbar nichts voneinander wussten.

Wie die Liebe den Menschen den Kopf verdreht, wie sie unser Leben bestimmt und zugleich Wahrheiten und Lügen produziert, davon handelt der neue BR-"Tatort". Katrin Bühlig hat den Krimi über fünf Frauen (eigentlich sind es sogar sechs) und einen Mann, über Sex, Beziehung, Eifersucht und Liebe geschrieben. Eine Story voll Ironie, beziehungstechnischem Mehrwert ("Ich bin poly. Polyamorie - noch nie davon gehört") und gleich einer Handvoll gebrochener Herzen.

Tja, die Liebe ist halt ein seltsames Spiel. Selten wurde einem das so unterhaltsam und auch spannend erzählt. Dass auch die bayerischen Silber-Cops Batic und Leitmayr in dieses Thema eingebunden sind, passt zum deutschen Krimi-Trend, dass Kommissare ähnliche Lebenssituationen durchleben wie das Umfeld, in dem sie ermitteln. Regisseur Rainer Kaufmann, der sowohl leichte ("Föhnlage") als auch schwere Stoffe ("Operation Zucker") exzellent umsetzen kann, hat den Krimi mit viel Augenzwinkern inszeniert.

Unaufdringlich, entspannt, launig und locker kommt dieser "Tatort" rüber, beschäftigt sich nicht nur oberflächlich mit dem Gefühl Liebe und der Frage, welche Freiheiten darf man sich in einer festen Partnerschaft nehmen und welche - ohne Einverständnis des anderen - nicht? Zentrale Figur ist Thomas Jacobi, der die wilde Lebensweise liebt und ein ausgefeiltes Zeitmanagement entwickelt hat. Martin Feifel spielt den Frauenversteher, Schmeichler und Lügner eindrucksvoll. "Ich lass mich nicht einsperren, von niemandem", sagt er, meint damit nicht nur die Kommissare, die gegen ihn ermitteln, sondern auch die Frauen, die er beglückt.

Ein Krimi, der Spaß macht. Ein Krimi, der ins Ohr geht. Die Musik stammt dabei nicht von Connie Francis, die ja einst die Liebe als seltsames Spiel besang, sondern von Francoise Hardy ("Oh, oh Chérie"). Und ein Krimi mit klarer Botschaft, die Batic so formuliert: "Normalerweise gibt's für jeden von uns da draußen jemanden, aber irgendwie klappt's nicht immer mit der Verteilung."

 

Der "Tatort: Die Liebe, ein seltsames Spiel" läuft in der ARD am Sonntag um 20.15 Uhr.