München
Kommissare in der Krise

Im neuen "Tatort" klären Leitmayr und Batic einen mysteriösen Mord auf

28.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Actionlastiger Krimi: Kriminalhauptkommissar Ivo Batic (Miroslav Nemec) wurde angeschossen. - Foto: BR/X Filme/Hagen Keller

München (DK) Als vor gut einem halben Jahr im Münchner "Tatort: Die Wahrheit" am Ende darauf verzichtet wurde, Recht und Ordnung zur Beruhigung der TV-Zuschauer wiederherzustellen, da war der Aufschrei groß. Ein Krimi ohne Auflösung - darf das sein? Die Story des unbekannten Messerstechers, der sich willkürlich ein Opfer suchte und tötete, schrie also nach einer Fortsetzung.

Und hier ist sie nun. Allerdings eine, die nicht als explizite Fortsetzung gedacht und inszeniert ist, sondern auch vollkommen eigenständig funktioniert, weil die Vorgeschichte gut erklärt und eingeflochten ist.

Im neuen BR-"Tatort: Der Tod ist unser ganzes Leben" schlägt der Killer erneut zu. Diesmal wird er gefasst, weil eine Überwachungskamera die Wahnsinnstat am helllichten Tag auf einem belebten Platz mitten in der Stadt aufgezeichnet hat. Museumswärter Barthold (Gerhard Liebmann) lässt sich widerstandslos festnehmen. "Über ein Jahr lang hatten wir nach ihm gesucht. Und dann - war er da. Einfach so", sagt Kommissar Leitmayr. Das war's also. Nein, jetzt geht der Krimi erst richtig los. Und das mit einem doppelten Zeitsprung. Batic liegt auf der Intensivstation, Leitmayr humpelt auf Krücken zur Vernehmung in einem polizeilichen Untersuchungsausschuss. Dort wird in Rückblenden aufgearbeitet, was geschehen ist.

Der inhaftierte Barthold soll von der Untersuchungshaft in die JVA Stadelheim überstellt werden. Batic und Leitmayr begleiten den Gefangenentransport. Der wird durch eine offensichtlich inszenierte Panne gestoppt, der vermeintliche Mörder nutzt die Gelegenheit, um auszutreten. Leitmayr wird durch zwei Jugendliche abgelenkt, dann fallen Schüsse. Als er zurückkommt, sind der Mörder und die beiden Polizeibeamten verschwunden. Batic erklärt, man habe auf ihn geschossen, aber einer der Beamten wurde getroffen. Die Spur führt die Kommissare in eine verlassene Papierfabrik. Dort überschlagen sich die Ereignisse, und Leitmayr muss sich die Frage stellen: Hat sein Kollege Batic ihm in allen Punkten die Wahrheit erzählt? Oder spielt sein Freund ein ganz eigenes Spiel?

Seit 1991 sind Miroslav Nemec und Udo Wachtveilt als Batic & Leitmayr ein Team. Sie haben brutale Morde geklärt, ihre Liebe gefunden und gleich wieder verloren, waren in Bedrängnis, in Not, verletzt, verwirrt - aber sie konnten sich stets aufeinander verlassen. Doch im 75. Fall wird die berufliche und private Freundschaft der Kommissare auf eine harte Probe gestellt. Denn die beiden werden mit existenziellen Fragen konfrontiert: Was ist Wahrheit, was ist Lüge? Wie sehr kann man sich nach 26 Jahren Zusammenarbeit vertrauen? Und wie geht man damit um, dass nichts mehr ist wie es scheint? Ein interessantes Thema, spannend umgesetzt.

"Der Tod ist unser ganzes Leben" ist im Gegensatz zu dem auf einer wahren Geschichte basierenden Vorgänger rein fiktionaler Natur. Holger Joos ("Tatort: Das verkaufte Lächeln") und Erol Yesilkaya, der auch schon "Die "Wahrheit" geschrieben hat, arbeiten zwar durchaus geschickt mit den Zeitebenen, doch dem Erzählfluss tut dies nicht sonderlich gut. Auch kleinere logische Schwächen in der Handlung prägen diesen Krimi, den der junge Regisseur Philip Koch ("Picco") stark actionbetont inszeniert hat. Und ein Batic, der emotional extrem hochtourig agiert, ist ein wenig des Guten zu viel.

Das Erste, Sonntag. 20.15.