München
Große Geste

Kings Of Leon in der Münchner Olympiahalle

16.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:56 Uhr

München (DK) Passend zum gigantischen Theatervorhang, der im Laufe des Abends eine wichtige Rolle spielt, legen die Erfolgsrocker von Kings Of Leon einen hochdramatischen Auftritt auf die Bühnenbretter der Olympiahalle, der im Gedächtnis und Gehör bleibt.

Zuerst aber sind die aus London stammenden Deaf Havana mit melodischem Indie-Sound vor heruntergelassenem Vorhang am Zug. Die junge Truppe war zuletzt 2016 im Vorprogramm von Placebo an gleicher Stelle zu erleben, passt heute aber mit ihrer hymnischen Ausrichtung deutlich besser zum Headliner und liefert ein packendes 30-minütiges Kurzschauspiel.

Als dann aber die Alternative-Helden Kings Of Leon aus Tennessee vor nun halb hochgezogenem Vorhang mit "Over" loslegen, wird es richtig hymnisch. Was dabei der unspektakulär gestylten Band in Shirts und Polohemden an persönlicher Ausstrahlung fehlen mag, macht die Wirkung der intensiven und hochdramatischen Nummern spielend wett.

Das einzigartige und emotionale Timbre von Sänger Caleb Followill intensiviert Titel wie "The Bucket" und "Eyes On You" um ein Vielfaches. Häufig fallen seine zwei Brüder und sein Cousin in starke Chöre - da stört es auch nicht, dass Nathan Followill am Schlagzeug Kaugummi kaut - mit ein, aber diese Stimme ist der Mittelpunkt des Abends. Zahlreiche Leinwände zeigen die Gesichter der Followills meist versunken im Spiel, aber es ist deutlich, dass es um die Songs geht. Die sich im ersten Teil fast etwas zu sehr ähneln, aber die Gefahr der Langeweile und melodischen Monotonie wird mit geschickter Dramaturgie vermieden.

Nach dem begeistert aufgenommenen, grammyprämierten Hit "Sex On Fire" fällt der Vorhang wieder und der Frontman tritt allein vor diesen, um akustisch zu performen. Die Verwandtschaft stößt hinzu und agiert gemeinsam ergriffen und beinahe gospelig im Familienverbund.

Anschließend heißt es Vorhang auf, und zwar komplett und nach dem fulminanten Titelstück des neuen Albums "Walls" wird es richtig rockig. "Find Me" ist ein eingängiger Gassenhauer und zündet auch ohne Pyroeffekte. Effekte beschränken sich heute auf gezielte Beleuchtung durch Stehlampen in Hollywoodmanier auf der Bühne und zahlreiche Spots über und hinter dieser. Und ebenso wie die Beleuchtung immer heller und akzentuierter wird, kommen immer neue Leinwände hinzu. Auch am Rande der Podeste leuchten nun Screens mit Farben oder der Band.

Außer ein paar Nettigkeiten in genuscheltem Südstaatenslang verliert Caleb Followill jedoch keine Worte, er konzentriert sich lieber auf den Klang seiner brillanten Stimme. Gegen Ende wird es mit wuchtigen Nummern wie "Black Down South" noch rockiger. Die Könige schlagen voller Innbrunst eine Brücke zwischen Alternative- und Southern-Rock und das Publikum ist glücklich.

Der zweite große Singlehit "Use Somebody" stößt bei den 9000 Anwesenden in der Olympiahalle auf offene und dankbare Ohren. Nach knapp zwei Stunden ist das große Drama dann endgültig vorbei und der Vorhang fällt ein letztes Mal. Applaus und Standing Ovations auch von den Rängen sind wohl verdient.