München
Ewig junge Katzen

Im Deutschen Theater München ist in den nächsten Wochen die Originalfassung des Musicals "Cats" zu sehen

21.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr

Sprungkräftige Katzenmeute: Als Gastspiel aus Großbritannien läuft "Cats" derzeit im Deutschen Theater München. - Foto: Pinn

München (DK) Straßenkatzen - gibt es die noch? Wie Kinder ihren helikopternden Eltern nicht mehr entkommen, scheinen hierzulande auch Stadtkatzen ihre Freiheiten gegen bequeme Sicherheit eingetauscht zu haben. Sie benutzen Katzentoiletten, leben in Wohnungen und ziehen nicht mehr als streunende Gangs durch die Straßen.

Insofern sind es Tempi passati, die Andrew Lloyd Webber in jenem Musical schildert, das ihn berühmt machte und für viele Zuschauer eine neue Theater-Ära einläutete: "Cats". Soeben haben seine ewig jungen Katzen das Deutsche Theater München in ihre Pfoten bekommen, wo in den nächsten Wochen eine Tourneeproduktion aus Großbritannien zu sehen sein wird. Da neben Text und Musik auch Bühne, Kostüm, Maske und Inszenierung Teil dieses Gesamtkunstwerkes sind, waren keine unliebsamen Überraschungen zu erwarten - nur wahre Exegeten finden die Unterschiede bei den verschiedenen Produktionen heraus. Und ihrer gibt es viele, weltweit haben schon über 50 Millionen Zuschauer ungezählte Vorstellungen besucht.

Als "Cats" 1981 im Londoner Westend Weltpremiere feierte, revolutionierte es die Laufzeiten von Musicals. Parallel zu der über Jahrzehnte florierenden ersten Produktion wurden Tourneeproduktionen entsandt, sodass es das Musical auf dem ganzen Weltball zu sehen gab. Ab 1986 in Hamburg, von 1997 an am Broadway, doch auch in Asien und Australien tanzten die Katzen, wie eine eindrucksvolle Grafik im Münchner Programmheft belegt.

Was die Vorstellung hier anging, mussten sich die Katzen den Guckkasten ein wenig erobern, eine amphitheatrale Anordnung, wie sie bei anderen Vorstellungen zu sehen ist, bietet mehr Möglichkeiten. Denn seit der Broadway-Produktion gehört zum Konzept der Show, dass die Tänzerinnen und Tänzer mitten im Publikum agieren und bei Auftritten und Abgängen Blickkontakt suchen. So sind also im Deutschen Theater die besten Plätze die am Rand, Auge in Auge mit den Miezen, deren Kostüme in der typischen Stulpen- und Trikotästhetik noch immer höchst wirkungsvoll sind.

Jede Katzenmaske ist dabei genau vorgeschrieben, weltweit kopieren alle "Cats"-Produktionen detailliert die Uraufführung. Das Werk selbst ist eine stupend wirkungsvolle Ensembleproduktion, denn dass manche Katzen vor allem singen, anderen die athletischsten der Tanzeinlagen vorbehalten sind, macht sich erst klar, wer die Show gedanklich genau auseinandernimmt.

Als Tänzer bewegt sich vor allem der sprungkräftige Zauberkater Mistoffeles (Axel Alvarez) auf höchstem Niveau. Auf den ersten Blick wirkt es aber, als wäre die ganze Katzenmeute ein singendes und tanzendes, vor Energie surrendes Kraftwerk, väterlich zusammengehalten von ihrem Katzenahnen Old Deoteronomy (Jon Ellis), der in dieser Nacht einer von ihnen ein weiteres Leben schenken darf. In München wurde das Stück auf Englisch gesungen, und man hat sich gegen eine durchgehende Übertitelung entschieden, nur grob werden die Texte in seitlichen Übertiteln zusammengefasst. So hat der Blick des Zuschauers viel Zeit, auf die Bühne zu schweifen, und das ist gut so. Die britische Besetzung ist nämlich stimmlich, schauspielerisch und tänzerisch auf hohem Niveau und weiß, das Stück zu bedienen, wie es am besten funktioniert: Die alte Grizabella (Joanna Ampil) legt ihren ganzen Auftritt in dramatischem Focus auf die "Touch me"-Stelle ihres Songs "Moonlight" hin an, Rum Tum Tugger (Nathan Johnson) lässt die Hüften kreisen und die Stimme schnurren, dass nicht nur Katzen rettungslos dahinschmelzen, der graue Kater Munkustrap (Matt Krzan) erklärt zuverlässig die Welt, wie sie für Katzen nun mal ist - und auch alle anderen Katzen sind einfach zum Verlieben.

In Abwandlung eines alten Werbeslogans könnte man resümieren: Katzen würden ins Musical laufen.

Noch bis zum 6. August. Kartentelefon: (0 89) 55 23 44 44