München
Eleganz in Stahl

Schmuck und Objekte von Tone Vigeland in der Neuen Sammlung in München Erste Einzelausstellung außerhalb Skandinaviens

11.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:19 Uhr

Foto: DK

München (DK) Sie gilt als "Grande Dame" der skandinavischen Schmuckkunst: Tone Vigeland. Unter der Schirmherrschaft von Königin Sonja von Norwegen zeigt die Neue Sammlung nun als erste Einzelausstellung außerhalb Skandinaviens: "Tone Vigeland - Schmuck, Objekt, Skulptur" mit 130 Exponaten.

Geehrt wird damit eine Künstlerin in ihrem 80. Lebensjahr, die international bekannt ist und deren Werke im bewährten zweiten Obergeschoss der Rotunde in der Pinakothek der Moderne aufs Beste in Szene gesetzt werden können.

Tone Vigeland stammt aus einer berühmten norwegischen Künstlerfamilie, zu der unter anderem Gustav Vigeland als Großonkel gehört, der den bei Oslo gelegenen Skulpturenpark schuf. Erste Inspirationsquellen sind für die junge Tone Vigeland Fundstücke am Strand. Sie entwickelt daraus die Silber-Ohrringe "Slynge", die sich ohne Stecker oder Clip um die Ohrmuschel schlingen und die in Serie gehen. Bereits als 17-Jährige ist sie Schülerin an der staatlichen Handwerks- und Kunstindustrie-Schule in Oslo, aber ihr Ziel ist die Selbstständigkeit nach der Ausbildung an der Berufsfachschule.

Ihre Eigenständigkeit und ihre innovativen Einfälle zeigt die Ausstellung augenfällig. Was hier in den Vitrinen liegt, erinnert an Federschmuck ferner Völker, obwohl die Einzelteile aus Stahl gearbeitet sind, sparsam ergänzt mit Gold und Silber. Vielgliedrig sind Ketten gearbeitet, an denen filigrane Metallplättchen herabhängen oder sich miteinander verbinden - der Arbeitsaufwand der handgearbeiteten Teile verlangt Geduld und Zeit. Und dann wieder gibt es Schmuck von großer Einfachheit und Eleganz: ein halbierter Metallring um den Nacken, ergänzt von einem überlangen Nagel, und beides hauchdünn gearbeitet, fast zerbrechlich wirkend - das ist der Stil einer Frau, die in schwarzer Kleidung und in ihrer zurückhaltenden Bescheidenheit sehr grazil wirkt.

Manche der Objekte sind nicht ohne Humor. Ein Heimwerker würde eine Brosche oder ein Armband vielleicht für ein Nadelkissen oder für einen Magneten halten, der Dutzende von Metallstiften festhält. Ein Archäologe könnte auf die Idee kommen, ein Stück von einem Kettenhemd vor sich zu haben. Das liegt auch daran, dass Tone Vigeland das Silber schwärzt. Ihr liegt selten am Glanz des Materials, ihr geht es um die flüchtige Bewegung der Einzelteile mit den Bewegungen der Frau, die sie trägt. Und dazu gehört durchaus auch der metallische Klang des Materials, wenn etwa hundert hauchdünn gearbeitete Silberreifen am Handgelenk klirren. Ein einzelnes, besonderes Stück als Augen- und Ohrenschmaus, das zeichnet die Frau aus, die Tone Vigelands Schmuck trägt.

Überraschend ist die Wende der Künstlerin von der Goldschmiedekunst hin zur Skulptur. Und auch hier bleibt sich die Künstlerin treu: Von größtmöglicher Feinheit sind die Objekte, die an der Wand montiert sind und sich im besten Fall - bei Sonnenlicht - durch Schattenwirkung verdoppeln. Feine Stäbe, gebogen, miteinander verwoben und so subtil wie ein Graphit-Strich auf der weißen Wand.

Bis zum 11. Juni in der Pinakothek der Moderne, geöffnet täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr.