München
Ein Pseudo-Psychological

"Willem Vanderdecken oder Das Märchen vom Fliegenden Holländer" an der Münchner Schauburg

16.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:56 Uhr

Zum Abschied: Regina Speiseder, Nicholas Reinke und Markus Campana in "Das Märchen vom Fliegenden Holländer" am Theater der Jugend. Es ist die letzte Produktion unter Intendant George Podt. - Foto: Digipott

München (DK) Das war also nun nach vielen Abschiedsinszenierungen definitiv die letzte - leider aber auch eine sehr schwache - Produktion des Theaters der Jugend nach 27 Jahren Intendantentätigkeit von George Podt an der Schauburg in München. Weil der stets umtriebige Theaterprinzipal Holländer ist, hat er seinen Hausregisseur Peer Boysen gebeten, eine freie Version von Richard Wagners "Der Fliegende Holländer" als Abschluss seines erfolgreichen Wirkens für ein zeitgenössisches, aufklärerisches Jugendtheater zu schreiben und als Regisseur auf die Bühne zu bringen.

Doch ebenso langatmig wie über weite Strecken allzu melodramatisch ist dieses Finale geraten.

Ummantelt von einer Justizaffäre will ein Richter (Nicholas Reinke) höchst umständlich die Motive des Mörders von zwölf Frauen nicht in einem Gerichtssaal, sondern in einer gut sortierten Bar mit allerlei Stühlen und Sesseln jeglichen Geschmacks herausfinden. Dazu verhört er Erasmus Vanderdecken (Markus Campana), dessen Vater Willem als ein in lächerlicher Operettenuniform gewandeter "Fliegender Holländer" (Nick-Robin Dietrich) tatverdächtig ist. Mehr Fragen ergeben sich dabei für den Richter als Antworten: Hat der Sohn selbst die zwölf Frauen umgebracht, die er seinem Vater anlastet, der als zur Ruhelosigkeit verdammter Untoter bis zum Ende der Zeit über die Weltmeere segeln muss? Und: Hat Sybille van Achteren, die Geliebte des Holländers (Regina Speiseder), Marlene Mühlheim (Lucca Züchner), Willems Gattin und Mutter von Erasmus, mit Arsen vergiftet, um sie als Konkurrentin auszuschalten?

Reichlich wirr und dazu auch noch szenisch übertrieben aufgemotzt poltert diese letzte Produktion unter George Podts Leitung über die Bühne des Jugendtheaters am Münchner Elisabethplatz. Von einem Märchen leider keine Spur, sondern nur ein blasser Krimi als Pseudo-Psychological. Schade. Einzig der Münchner Damenchor, der hinter einem roten Vorhang das konfuse Geschehen mit rhythmischem Sprechgesang und Chorälen begleitet, verströmt eine mystische Stimmung, die dieser Produktion völlig abgeht. Als Abschiedsgeschenk für George Podt ist diese Uraufführung eigentlich gedacht gewesen. Doch Geschenke kann man sich leider nicht aussuchen.

Weitere Vorstellungen an diesem Samstag und Sonntag und am 30. Juni. Eintrittskarten unter Telefon (0 89) 23 33 71 55. Informationen unter www.schauburg.net" class="more"%>.