München
Die volle Dröhnung

29.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

München (DK) Drei Tage Hardrock und Heavy Metal: Für die zweite Rockavaria-Auflage im Münchner Olympiapark waren die Zügel in Sachen Organisation und Zeitplan angezogen worden. Was dem Festival in jeder Hinsicht gut tat. Eine deutliche Verbesserung war die Ablösung des Theatrons durch die Seebühne.

Dort gab es am Freitag mit der Crossover-Legende Dog Eat Dog ein erstes Highlight. Auch die Stimmung im Stadion war nach dem Auftakt mit J.B.O. bestens und wurde durch die Pathos-Metaller von Powerwolf noch weiter angeheizt. Vor Powerwolf hatten bereits die Skate-Corler der Suicidal Tendencies einen extrem zackigen Auftritt hingelegt. Allerdings wussten nicht alle der anwesenden Schwermetaller etwas mit den Skate-Punks anzufangen und wanderten kurzfristig aus der Arena. Bei Apocalyptica waren aber wieder alle da und sahen zu, als die Finnen mit den Haaren wirbelten und ihre Cellos "zersägten".

Dank massiven Flammeneinsatzes wurde es bei In Extremo noch heißer. Und folkloristisch kommen bei den Histo-Rockern neben Gitarren auch allerlei altertümliche Blasinstrumente zum Einsatz. Ein episches Finale gab es dann mit den Finnen Nightwish als Headliner mit noch mehr Feuer und Flammen. Und während bei In Extremo ein Wikingerschiff zum Bühnenbild gehörte, ruhten die Keyboards bei Nightwish auf Baumstümpfen. Wobei ruhen natürlich der falsche Ausdruck für die starke Performance von Floor Jansen und ihren Mannen ist.

Der Einsatz der beiden Bühnen im Stadion erwies sich auch und gerade am nächsten Tag als gute Lösung. Nahtlos ging es von links nach rechts und zurück, wenngleich die programmatischen Kontraste kaum größer hätten ausfallen können. Nach den südafrikanischen Modern-Rockern Prime Circle durfte sich das Publikum bei Sodom über die Ruhrpott-Macht und ihren Fronter Tom Angelripper freuen. Mit Gomorrha bzw. Garbage wurde es wieder heiß. Ob das am sündigen Leoparden-Outfit von Sängerin Shirley Manson lag? Der Alternative- und Indiesound der kultigen Truppe traf dabei nicht unbedingt jedermanns Geschmack.

Aber gerade die nicht aus dem Heavy-Bereich stammenden Bands legten sich besonders ins Zeug. So erwiesen sich Mando Diao zwar nicht als ganz großer Publikumsmagnet, aber als echter Farbtupfer. Charmant und sympathisch gaben sich die Schweden und wagten sogar akustische Nummern. Der größere Platz in den Wellenbrechern wurde umso mehr zum Tanzen genutzt. Auch die beliebte Seebühne wartete mit Gegensätzen und so unterschiedlichen Paarungen wie den eher relaxten Agent Fresco und den rockig rumpelnden deutschen Bands Serum 114 und Betontod auf.

Mit Spannung, aber auch gemischten Gefühlen war die Aufführung des Films "Gutterdämmerung" erwartet worden. Der bildgewaltige Schwarz-Weiß-Film mit Gastauftritten von Stars wie Slash, Iggy Pop und Lemmy verwirrte anfangs etwas, aber die extrem stark dazu aufspielende Band brachte "Ruhe" ins Publikum und gewaltigen Sound auf die Bühne. Besonders der an Jim Morrison erinnernde Sänger beeindruckte. Ebenso wie Hardcore-Urgestein Henry Rollins als Erzähler. Bei Nacht hätten die Performance und der Film mit den biblischen Bildern um Himmel, Hölle und Rock 'n' Roll noch stärker gewirkt. Als aber Rollins abschließend an seinen verstorbenen Freund Lemmy erinnerte und die Band ein souveränes "Ace Of Spades" abfeuerte, war die Welt wieder in Ordnung.

Kurz zuvor noch auf der Leinwand als Engel, stand dann der Godfather des Punk, Iggy Pop, als Headliner des Abends auf der Bühne und legte mächtig los. Die anfängliche Lederjacke war schnell passé und Iggy präsentierte stattdessen seinen le-drigen Oberkörper. Und natürlich seine Hits: "Lust For Life", "Passenger" und "I Wanna Be Your Dog". Selbst etwas obskurere Nummern aus der ruhmreichen Karriere wurden dankbar angenommen. Allein die Ausstrahlung und Bühnenpräsenz des großen alten Mannes des Punks waren absolut headlinerwürdig und brachten den zweiten Tag sicher zu Ende.

Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen des schweren Metalls - und des Wetters. Mit Slayer und Anthrax gab es gleich zwei Vertreter der sogenannten "Big Four" des Thrash Metal. Wegen eines drohenden Unwetters ließen die Veranstalter den Innenraum des Olympiastadions am Abend vorübergehend räumen. Die Besucher wurden gebeten, während des Gewitters auf den überdachten Tribünen Schutz zu suchen, dann ging es aber trotz Regens weiter. Am Abend stand noch Iron Maiden auf dem Programm. Mehr dazu in der morgigen Ausgabe.