München
Durchtrainiert und voller Power

Robbie Williams begeistert mit seiner „The Heavy Entertainment Show“ im Münchener Olympiastadion

23.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr
Mitreißende Songs und gekonnte Selbstinszenierung: Der britische Sänger Robbie Williams begeistert auf seiner Tour. −Foto: dpa (Archivfoto)

München (DK) Das Olympiastadion hat heuer schon Unterhaltungschampions wie Depeche Mode, Andreas Gabalier und den schwergewichtigen Axl Rose mit seiner Band erlebt, aber Robbie Williams schlägt sie alle.

Das wie ein Boxkampf inszenierte Spektakel „The Heavy Entertainment Show“, benannt nach der 2016er-CD des britischen Popstars, beeindruckt am Samstagabend mit weltmeisterlichen Effekten und einem „Athleten“ in Bestform.

Den Auftakt machen die leichtgewichtigen Synthie-Popper Erasure. Sänger Vince Clark im schrägen Outfit mit silbernen Hotpants und Keyboarder Andy Bell machen mit Unterstützung von zwei Disco-Queens einen sympathischen aber kaum bleibenden Eindruck. Am meisten Stimmung erzielen die 80er-Hits „Oh L’Amour“ und „Sometimes“. Dazwischen bringt es Clarke in solidem Deutsch aber auf den Punkt und ruft laut in die Menge: „Das Wetter ist perfekt für Robbie.“

Das ist es in der Tat, denn als um 20.45 Uhr die Ringglocke ertönt, herrschen immer noch sommerliche Temperaturen. Auf den beiden gigantischen Leinwänden neben der Bühne in Form von Williams in Boxerpose wird der Text zur gleichzeitig erklingenden Einlaufhymne „God Bless Our Robbie“ eingeblendet. Humorvoll und selbstironisch werden hier kurz die Karriere- und Lebensstationen abgearbeitet. Dann der berühmte Spruch „Let’s get ready to rumble“ des kultigen Ringsprechers Michael Buffer vom Band und der Konzertkampf beginnt.

Schlag auf Schlag setzt Robbie Williams sich, Tänzerinnen in Sparringoutfits und seine Songs eindrucksvoll in Szene. Sowohl neue Nummern wie „Party Like A Russian“ als auch ältere Hits wie „Let Me Entertain You“ werden von großen Lichteffekten begleitet. Der wie Slash im englischen Stoke-on-Trent geborene Sänger ist bester Laune und zeigt sein berühmtes Lausbubenlächeln. Immer wieder stellt er sich ganz unbescheiden und humorvoll als „Robbie Fucking Williams“ vor. Die Selbstinszenierung beherrscht das frühere Take That-Mitglied wie kaum ein Anderer.
 

Coverversion für George Michael

Die Stimmung im ausverkauften Stadion ist ausgelassen und steigert sich bei Gassenhauern wie dem George Michael-Cover „Freedom 90“ und der Hymne „Love My Life“ noch. Diesen Titel widmet der Champion allen Müttern und Vätern und performt ihn inmitten eines gigantischen Boxhandschuhes, der mit einem Kran über das Publikum geschwenkt wird.

Apropos Vater: Mit seinem eigenen singt Robbie Williams auf einem karierten Sofa mitten auf dem Laufsteg den Neil Diamond-Gassenhauer „Sweet Caroline“, und das Publikum macht begeistert mit. Zum Duett „Somethin’ Stupid“ darf sogar eine Dame aus dem Publikum mit auf die Bühne und bekommt dort eine Bauchrednerpuppenmaske aufgesetzt. Die scheinbar aus der Maske, aber in Wirklichkeit vom Band kommenden Töne sind dementsprechend schräg. Williams nimmt sich selber und auch seine Erfolge auf erfrischende Art und Weise nicht allzu ernst.

Nach „Rock DJ“ stehen schon bald die finalen Minuten an. Die balladesken Zugaben „She’s The One“, natürlich „Angels“ und der durch Frank Sinatra berühmt gewordene Evergreen „My Way“ beenden den famosen Fight nach nur knapp 90 Minuten. Dabei hätte das Publikum, das besonders bei „My Way“ lautstark mitsingt, noch ausreichend Luft für ein paar Runden mehr mit dem Superstar gehabt.