München
Bunte Ballons zum Tänzchen im Dreivierteltakt

André Rieu begeistert in der Olympiahalle und entlässt das Publikum beschwingt in die Nacht

12.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

München (DK) Während in Hamburg nach zehn Jahren Bauzeit die Elbphilharmonie mit einem Festakt eröffnet wird, findet in München, 30 Jahre nach Gründung des Johann- Strauss-Orchesters der Auftakt der Deutschlandtournee von André Rieu statt. Von einem wunderbar warmen Klang ist hinterher in Hamburg die Rede.

In der Olympiahalle gibt es nicht ganz so viel Grund zur Soundschwärmerei, denn Rieu & Co. sind stellenweise zu leise und die Violine des Walzerkönigs ist oftmals nur zu erahnen.

Der guten Laune auf der Bühne und in der mit 6000 Besuchern gefüllten Halle tut das keinen Abbruch. Es wird viel gelächelt und im Verlauf des Abends auch zunehmend geschunkelt und getanzt.

Pünktlich um 20 Uhr marschieren Rieu und seine Musiker wie ein Karnevalszug durch die Halle und nehmen die mit Säulen und Blumen dekorierte Bühne in Beschlag. Der Karnevalsvergleich passt durchaus, denn neben Musik gibt es auch jede Menge Klamauk.

So "repariert" der Zitherspieler sein Instrument mit einem untergelegten Bierfilz, bevor er zu "Geschichten aus dem Wienerwald" ansetzt und anschließend die weltberühmte Melodie aus "Der dritte Mann" spielt. Rieu und seine Mitstreiter ziehen immer wieder Grimassen und grinsen. Sogar eine Slapstick-Rauferei steht auf dem Programm. Dazu Bewegung der Chorsängerinnen in ihren bunten, ausladenden Ballkleidern.

Neben einer Menge Walzer gibt es Gesangseinlagen des Trios The Platin Tenors oder der Solosopranistinnen. Die Tenöre verzaubern mit Melodien wie "Dein ist mein ganzes Herz" aus "Das Land des Lächelns" von Franz Lehár. Dann verschrecken sie aber auch vor der Pause mit einer übertrieben kitschigen und schwülstigen Version der Fußballhymne "You Never Walk Alone", für die sie sich sogar noch weibliche Unterstützung holen. Glücklicherweise sind keine Fußballfans, dafür aber umso mehr Anhänger der leichten Muse anwesend.

Dabei ist genau diese Leichtigkeit die Stärke des Niederländers aus Maastricht - "da, wo ich wohne" - denn Walzer- und Operettenfröhlichkeit ist durchaus Kunst. Aber auch alte Schlager wie "Die kleine Kneipe" oder "Da geh ich ins Maxims" begeistern das Publikum.

Mit Komik und Einblendungen von Platzsuchenden wird die zweite Halbzeit eröffnet, aber dann wird es "ernst". Ein stark gesungenes Stück aus "Das Phantom der Oper" sorgt für größere Gefühlsregungen. Der weltberühmte Walzer "An der schönen blauen Donau" bringt die ersten Paare auf die Beine und versetzt sie in den Dreivierteltakt. Zum "Radetzky Marsch" regnet es bunte Ballons von der Decke. Sonstige Effekte sind außer Leinwänden mit Orchester- und Landschaftsimpressionen allerdings Mangelware. Mit Klassikern wie "Bolero" oder dem "Sportpalastwalzer" stehen im zweiten Teil die Gassenhauer im Vordergrund - und gegen Ende tanzen viele. Nicht zuletzt dank einer weiteren Stimmungsnummer, dem Trinklied "Libiamo (Drinking Song)" aus der Oper "La Traviata" von Giuseppe Verdi, bei dem auf der Bühne mit einem Gläschen Sekt angestoßen wird.

Beschwingt und vielleicht auch etwas beschwipst werden nach mehrstündiger Leichtigkeit alle vom Meister mit noch mehr Walzer und guter Laune glückselig in die Nacht entlassen.