München
Als der Meister 90 wurde

"Hommage an Picasso" in München: Grafiken von Künstlerkollegen zum Geburtstag 1971

21.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Salut Pablo! Niki de Saint Phalle gratulierte dem genialen Kollegen mit ihren drallen Nanas (oben), Alfred Hrdlicka mit seiner Version eines Stierkampfes. - Foto: Rinklef/Künstlerhaus

München (DK) Ausgerechnet der Tierfreund Joseph Beuys versucht sich am Stierkampf. Roy Liechtenstein hat Dora Maar eben mal in seinen grob gerasterten Siebdruck gepackt, während sich Antoni Tàpies vor allem für die dichten Zirkumflex-Augenbrauen von FranÃ.ois Gilot interessiert.

Und Richard Hamilton holt gleich zum spanischen Rundumhieb aus, indem er den hier so grandios gefeierten Jubilar anstelle des großen Diego Velázquez in dessen "Las Meninas" zum Pinsel greifen lässt: Pablo Picasso (1881-1973) gilt diese Hommage aus 71 Blättern von Künstlerkollegen, die jetzt im Künstlerhaus erstmals in München zu sehen sind.

Das ist erstaunlich, denn dieser kollegiale Gruß zum 90. Geburtstag wurde 1971 zwei Kilometer weiter an der Kunstakademie angezettelt. Der vor zwei Jahren verstorbene Kunsthistoriker und Kritiker Wieland Schmied war damals dort Rektor und von Künstlern hochgeschätzt, was bei dieser Profession nicht selbstverständlich ist. Dass aber so viele zum Griffel, zur Radiernadel, zum Tuschpinsel griffen, verblüfft.

Die meisten waren damals schon Stars, darunter Christo, David Hockney, der Picassos Konterfei brav auf einen Sockel stellt, Andy Warhol, Miró, der die Buchstaben aus Picassos Namen frech durchs Bild tanzen lässt, Blinky Palermo, Donald Judd - und mit Louise Nevelson und Niki de Saint Phalle sogar zwei Frauen. Nevelson präsentiert eine Art Andachtsschrein, wie spitzfindig das gemeint ist, muss offenbleiben. So, wie bei Niki de Saint Phalle, deren schwebende Nanas den alten Herrn mit fröhlichen Sprüchen hochleben lassen.

Diesen sehr unterschiedlichen Positionen, die zwischendurch einen hinreißend ironischen Ton anschlagen, stehen 48 Originalgrafiken Picassos gegenüber. Einiges kennt man, manches wurde zu oft reproduziert. Doch im Zusammenspiel und in der Raffung nach Themen wie etwa dem Stierkampf oder der Maler-Modell-Konstellation gewinnt man ein attraktives Substrat dieses Schaffens. Und die 24 Illustrationen zu Honoré de Balzacs "Le Chef-d'oeuvre inconnu" (Das unbekannte Meisterwerk) im Gesamten vor sich zu haben, steht selbst im kunstprallen München nicht auf der Tagesordnung.

Nach der Dalí-Schau und den Zyklen Goyas ist das bereits die dritte Kooperation mit dem Bamberger Sammler Richard H. Mayer. Anders könnte das nicht auf dauernden Ausstellungsbetrieb ausgerichtete Künstlerhaus am Lenbachplatz ein solches Sommervergnügen kaum stemmen.

Bis 18. September, täglich von 10 bis 19, montags bis 22 Uhr, Führung täglich um 11 Uhr, www.picasso-muenchen.de" class="more" rel="nofollow"%>