München
Abgründe in der Idylle

In der BR-Komödie "Falsche Siebziger" geht es um Tote, Rente und das Erbe

12.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

München (DK) Die Grundidee ist nicht neu, die hatten schon die Briten in "Lang lebe Ned Divine"; und in der ARD lief 2014 die Komödie "Schluss! Aus! Amen! Einmal war es der verstorbene Lottogewinner, dessen Tod ein ganzes Dorf geheim hielt, um an das Geld zu kommen, das andere Mal war es die tote Oma, auf deren Rente und Pflegegeld eine Landwirtsfamilie nicht verzichten wollte. In der neuen BR-Komödie "Falsche Siebziger" sind es gleich drei Senioren, die mehr oder weniger zufällig ableben und deren Familien, die alle in einem bayerischen Weiler leben und sich bestens kennen, sich mit dem Geld lang gehegte Träume erfüllen oder Schulden begleichen wollen.

Bei Hubertus, der sich hoch verschuldet mit brutalen österreichischen Geldeintreibern herumschlagen muss und sogar seinem Sohn Daniel dessen Erspartes klaut, ist es der Vater, der auf skurrile Weise ins Gras beißt. Bei Karl ist es die dominante Mutter. Und auch Iris hat plötzlich keine Mama mehr und erfährt, dass die ihr Vermögen einer Stiftung überlassen wollte. Sie bittet deren Cousine, als Doppelgängerin einzuspringen und die Änderung im Testament rückgängig zu machen. Als Karl und Hubertus davon erfahren, suchen auch die nach "Ersatz". Der eine entdeckt ein Double in einem Seniorenheim, der andere engagiert eine Schauspielerin, die er schon als Kind für seine Mutter gehalten hat, weil sich die beiden Frauen so ähnlich sahen. Eine Weile geht das gut und das Geld fließt, doch dann gibt es Probleme über Probleme.

Fred Stillkrauth, Ilse Neubauer und Gundi Ellert sind in Doppelrollen die echten und die "Falschen Siebziger", Sebastian Bezzel, Gerhard Wittmann und Kathrin von Steinburg sind die geldgierigen Söhne und Töchter in dieser Komödie über einen kleinen Schwindel, der zu einer großen Lüge wird. Und dann ist da noch Markus Krojer. Den kennt man in der Region bestens, er stammt aus Mainburg. Vor mehr als zehn Jahren gab er mit spitzbübischem Charme als kleiner Sebastian in "Wer früher stirbt ist länger tot" sein Debüt als Schauspieler und verzauberte das deutsche Kinopublikum. Mittlerweile ist er ein Twen, schlüpft hier in die Rolle des Daniel, darf seinen Opa im Salzstollen entsorgen und aufpassen, dass Papa Hubertus nicht weiter Mist baut.

Bayerische Komödien erfreuen sich seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Marcus H. Rosenmüller hat mit dem erwähnten Film einen Boom ausgelöst. Auch der Autor und Regisseur Matthias Kiefersauer schaut gerne in die bayerische Seele und entdeckt da so einiges. In "Das große Hobeditzn" und in "Baching" hat er es getan, jetzt hat er gemeinsam mit dem Ex-Valtorta-Kabarettisten Alexander Liegl "Falsche Siebziger" geschrieben und selbst inszeniert.

Es ist ein Ensemblefilm, stimmig besetzt, der nicht auf eine oder zwei Figuren zu-gespitzt ist, alle drei Familien haben ihr Gewicht. Hinzu kommen noch ein Pfarrer und ein geheimnisvolles Ehepaar. Und es ist eine Provinzposse mit ein bisschen schwarzem Humor, viel zu viel (leider auch billigem) Klamauk und ein paar hübschen Ideen, die im Verlauf des Films leider immer spärlicher werden. Eine Komödie, charmant und amüsant, aber der Biss fehlt und im weiteren Verlauf auch das Tempo.

Falsche Siebziger: ARD, heute um 20.15 Uhr.