Ingolstadt
Mit Begeisterung und Weitsicht

Ein Freundeskreis unterstützt seit 30 Jahren das Museum für Konkrete Kunst - mit steigenden Mitgliederzahlen

22.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:59 Uhr
  −Foto: Foto: Häfner

Ingolstadt (DK) Historie und Torte, Festakt und Party wollen sie im Jubeljahr haben. Für sich, für die Sache, für möglichst viele Kunstbegeisterte.

Der Freundeskreis des Museums für Konkrete Kunst und Design feiert heuer sein 30-jähriges Bestehen: mit goldenen Buttons, mit neuen, originellen Flyern samt witziger Mitgliederwerbung, mit einer offiziellen Veranstaltung, mit einem Sommerfest am 20. Juli für alle, die mitfeiern wollen - und mit einem knallbunten Präsent. Der Verein, dem inzwischen mehr als 300 Mitglieder von Ingolstadt bis Tokio, von München bis Berlin, angehören, hat den "Crosswalk" des Op-Art-Altmeisters Carlos Cruz-Diez über die Tränktorstraße als Entrée für dessen Ausstellung "Color in Motion" zum Museum für Konkrete Kunst (MKK) finanziert. Außerdem maßgeblich erneut das Kreativlabor für Kinder und Jugendliche, eine Besuchergruppe, die den Mitgliedern besonderes am Herzen liegt.

Mit Spenden, Wohltaten und Geschenken hat der Verein Erfahrung. Das wohl größte ist längst eines der Wahrzeichen des Skulpturenparks. Im April 1992 wurde Marcello Morandinis "Linie - Quadrat - Kreis - Dreieck" zur Eröffnung des MKK aufgestellt. 118000 Mark hatte der Verein gesammelt, der sich 1988 auf Betreiben des früheren Kulturreferenten Rudolf Koller mit Mitstreitern wie Peter Volkwein oder Pius Eichlinger als Freundeskreis Konkrete Kunst gegründet hatte. Engagierte Menschen mit Kunstinteresse und Weitblick, die in der Sammlung Eugen Gomringers, die die Stadt 1981 mit Bürgerbeteiligung angekauft hatte, schon damals eine einmalige Chance für Ingolstadt sahen. Die das Interesse für Konkrete Kunst auch gegen viele Vorbehalte in die Bevölkerung trugen - "Breitenwirkung fördern" stand damals im DONAUKURIER. Die sich für das heutige Museum starkmachten und die Sammlung erweitern wollten.

Etwa 30 Werkankäufe, zwei Oberbürgermeister, zwei Kulturreferenten, einige Stadträte, mehrere verworfene Wettbewerbsentwürfe für das neue Museum auf dem Gießereigelände und einige verpasste Chancen später gibt es den Freundeskreis noch immer. Er ist so etwas wie der ideelle Background, die Triebfeder, die Konstante in der erfolgreichen Geschichte der Konkreten Kunst und längst auch des Design in Ingolstadt. Und er begleitete mal mit leiser, mal mit lauterer Stimme die wechselvolle und nicht immer ruhmreiche Geschichte in der Diskussion um ein neues Museum für die immer größer gewordene Sammlung des Hauses.

Auch für die jeweiligen Leiter des MKK - Peter Volkwein, Tobias Hoffmann und seit 2013 Simone Schimpf - war und ist diese unermüdlich engagierte Gemeinschaft wichtig. Nicht nur finanziell. "Der Freundeskreis gibt dem Museum und dem Besucher eine Stimme, ein Gesicht", sagt Simone Schimpf, seit 2013 an der Spitze des Hauses. Die Mitglieder würden mit ihrem Engagement auch nach außen deutlich machen, dass diese Kunst keine Nische sei und "dass ein Museum weit mehr als ein Ort der Kunstbetrachtung, sondern auch ein Begegnungsort, ein Bildungsort ist". Schimpfs Überzeugung ist es, dass ein Museum ein Ort, an dem Wahrnehmung geschult, diskutiert und Konsens gefunden werden könne. "Das ist auch gesellschaftlich von großer Bedeutung." Ein "wahres Wunder" sei es, dass Ingolstadt sich schon früh auf ein Museum für Konkrete Kunst und nicht auf ein x-beliebiges Kunstmuseum konzentriert habe, dass die Stilrichtung nicht verwässert wurde, dass das Alleinstellungsmerkmal erhalten geblieben sei über all die Jahre. "Und dass keine Reinheitsdiskussion mehr geführt werden muss."

Werner Klein ist derzeit Vorsitzender des Vereins, der sich vor drei Jahren in Freunde des Museums für Konkrete Kunst und Design umbenannt hat. Man sei zugegebenermaßen stolz, sagt der ehemalige Audi-Manager, dass die Mitgliederzahlen stetig steigen. 500 Einzelpersonen und weitere Unternehmen wollen man bis zur Eröffnung des neuen Museums für die Mitgliedschaft und für Sponsoring gewinnen. "In Ingolstadt und in der Region hat sich mittlerweile rumgesprochen, welche Bedeutung das Museum für Konkrete Kunst national hat. Es wird als sehr aktiver Kulturort wahrgenommen, und viele warten auf das neue Museum in der Gießereihalle. Wir wollen mit unseren Aktivitäten zur Lebendigkeit beitragen." Für sein persönliches Engagement hat er einige Gründe: "Weil eine Gesellschaft die Beteiligung der Bürger braucht, weil gerade die Kunst häufig am Ende der (politischen) Beachtung kommt." Und weil er gerne mit anderen in Sachen Kunst unterwegs ist: "Das macht doppelt Spaß!"

Diese Kunstfahrten, Kurzreisen oder Atelier- und Museumsbesuche in der näheren Umgebung sind Highlights im Vereinsleben. Die Mitglieder seien bunt gemischt, weiß Melinda Jenkins, zweite Vorsitzende des Vereins. Man müsse wahrlich nicht Kunstgeschichte studiert haben, sagt die Designerin bei Audi. Jeder habe einen anderen Hintergrund und Antrieb, Mitglied zu sein - "oder es möglichst bald zu werden". Eine Gemeinsamkeit? "Wir sind alle Kunstfreunde - und damit auch Ingolstadtfreunde."

Sommerfest im Museum für Konkrete Kunst am 20. Juli, weitere Informationen auch zum Freundeskreis unter www.freundemkkd.de.

Katrin Fehr