Mainz
Neue ZDF-Serien

"Das Pubertier" und "Zarah Wilde Jahre"

06.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:32 Uhr

Mainz (DK) Zum Serienabend wird im ZDF der Donnerstag. Und das mit zwei sechsteiligen Produktionen, die hintereinander laufen und unterschiedlicher nicht sein könnten: "Das Pubertier - Die Serie" basiert auf dem Bestseller von Jan Weiler und bietet einen harmlos-humorvollen Blick auf einen pubertierenden Teenager und dessen gestresste Eltern.

Gleich im Anschluss folgt ein Stück deutsche Emanzipationsgeschichte aus den 1970er-Jahren: "Zarah - Wilde Jahre" dreht sich um eine Frauenrechtlerin, die eine männerdominierte Zeitschrift aufmischen will.

"Ich bin kein Kind mehr" brüllt Teenager Carla ihren Vater Jan (Pasquale Aleardi) an, weil der sie wieder mal mit Nichtigkeiten wie Zimmer aufräumen und Pfandflaschen wegbringen nervt, wo sie doch viel lieber erst ausschlafen und dann mit Freundinnen chillen will. Als Daddy dann zufällig in der Wohnung einen Hinweis darauf entdeckt, dass sein kleines Monster schwanger sein könnte, und er Hilfe suchend, aber vergeblich seine Frau Sara zu erreichen versucht, flippt er aus. Doch damit nicht genug: Seine Eltern (kleine aber feine Rollen für Gisela Schneeberger und Dietrich Hollinderbäumer) stecken mitten in der Ehekrise, und die Redaktion macht Druck, dass Kolumnenschreiber Jan sein neues Werk endlich liefert.

Das Thema Pubertät ist ein dankbares, aber auch gefährliches Thema. Es bietet reichlich Spielmöglichkeiten, Gelegenheiten für Situationskomik und der Wiedererkennungsfaktor beim Publikum ist groß. Wer Kinder beim Heranwachsen begleitet hat, weiß, was ein Pubermonster ist. Aber der Stoff birgt auch Gefahr, zu stark in Klischees zu verfallen. Das trifft auf "Das Pubertier" zu, zudem ist die Inszenierung arg gefällig und harmlos.

Auch das Kontrastprogramm "Zarah - Wilde Jahre" arbeitet mit Klischees. Doch hier gelingt es, mit ihnen leicht und locker zu spielen und sie für die zeitliche (70er-Jahre) und örtliche (Schauplatz Redaktion) Einordnung geschickt zu nutzen. "Keine unserer Figuren hat ein reales Vorbild, aber wir haben uns natürlich schamlos in der Wirklichkeit bedient", sagt Autor Volker A. Zahn, der gemeinsam mit seiner Frau Eva die Serie geschrieben hat. Die spielt 1973. Die bekannte Buchautorin und Feministin Zarah Wolf (hinreißend gespielt von Claudia Eisinger) kommt als stellvertretende Chefredakteurin zum Wochenmagazin "Relevant", will dort politische Frauenthemen lancieren und trifft auf Machos und Ignoranten. In der ersten Folge zeigt sie gleich, wo es langgeht und lässt ein sexistisches Titelbild austauschen. Der "Stern" lässt grüßen. Nicht nur bei der Titelbild-Story, sondern auch bei der Abtreibungs-Geschichte in Folge 2. Und auch die Serienheldin hat prominente, reale Vorbilder - wie Ingrid Kolb, Peggy Parnass, Alice Schwarzer oder Wibke Bruns, die in die damalige Männerdomäne Journalismus eindrangen und gegen Alpha-Tiere, Sexismus und alltäglichen Chauvinismus kämpften.

"Zarah" ist eine spannende, liebevoll ausgestattete, mit viel Biss und fein dosiertem Witz inszenierte Zeitreise mit großen und kleinen Geschichten, Dramen und Absurditäten. Und eine unterhaltsame, intelligente Geschichtsstunde in sechs Folgen, mit dem Look und dem Sound der 70er sowie einer prima Besetzung.

ZDF, donnerstags: 20.15 "Das Pubertier", 21 Uhr "Zarah - Wilde Jahre".