MUH für bayerische Aspekte

14.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:56 Uhr

München (DK) Erfrischend schlicht liegt es da inmitten all dieser durchgestylten Hochglanzhefte, von der Anmutung her eher einem liebevoll gemachten Fanzine, einem dieser selbstkopierten und -gehefteten Druckwerke aus der Punk-Ära, ähnelnd denn einem kalkulierten Lifestyle-Produkt.

 Wobei es der Begriff "Lifestyle" durchaus träfe, wenn es denn ein bayerisches Wort dafür gäbe. Denn genau dafür steht MUH, das – wie es im Untertitel heißt – "Magazin für bayerische Aspekte": für einen originär bayerischen Lebensstil fernab jeder Volkstümelei; ein Lebensstil, der sich dem Widerständigen nahe fühlt, dem kritischen Hinterfragen; ein Lebensstil aber auch, dem die Liebe zur Heimat und zu den Menschen innewohnt und der die krachlederne, biertrunkene Musikantenstadl-Seligkeit, das von Preißn und anderen Ausländern gepflegte Bayern-Klischee also, so recht von Herzen verabscheut.
 
Nach einem Jahr des Ausprobierens und Verwerfens, des Schwitzens und Zagens liegt jetzt die erste, 96 Seiten starke Ausgabe dieses Magazins von Bayern für (nicht nur) Bayern vor – und es ist eine veritable Wundertüte geworden: Interviews mit Hans-Jürgen "Haindling" Buchner und Michael Lerchenberg, Reportagen über den Tod des Studenten Tennessee Eisenberg durch zwölf Polizeikugeln und über Blasmusik spielende Jugendliche, dazu eine profunde Abhandlung über die Zukunft der bairischen Mundart ("Ausgredt") und ein Beitrag zum Maisanbau, vulgo: der "Maispest", im Freistaat.
 

In diesem Nebeneinander der unterschiedlichsten Themen sieht Josef Winkler, der MUH redaktionell verantwortet, eine der Stärken des Magazins, erkennt aber auch die potenzielle Gefahr, die darin lauert: "Wir müssen aufpassen, dass aus der Vielfalt keine Beliebigkeit wird." Winkler (Jahrgang 1972), ein renommierter Musikjournalist und Kolumnist ("Musikexpress", "taz") sieht das vierteljährlich erscheinende Heft (Auflage: 11 000), das unter maßgeblicher Beteiligung des Musikers Stefan Dettl (LaBrassBanda) ausgerechnet in einem Londoner Pub ausgeheckt wurde, "auf einem guten Weg". Die Themenfülle sei "riesig", alle Beteiligte mit viel Herzblut bei der Sache und die Zielrichtung ohnehin klar: "Wir wollen auf diesem Level weitermachen."

Die MUH-Premiere weckt in jedem Fall Lust auf mehr. Ausgabe zwei wird am 17. Juni erscheinen.