Ingolstadt
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"Hauptsache ausstellen! - Hauptsache(n) ausstellen": Tagung über moderne Museumspräsentationen

17.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:56 Uhr
  −Foto: Fotos: Stadtarchiv, Witzke

Ingolstadt (DK) "Hauptsache ausstellen! - Hauptsache(n) ausstellen" ist der Titel einer Tagung, die am morgigen Donnerstag Museumsleute aus der ganzen Republik ins Stadtmuseum Ingolstadt lockt.

"Wem sollen Museen von heute auf Dauer oder auf Zeit was, wie, warum, wozu zeigen", heißt es im Untertitel. Seit 2008 veranstaltet das Haus jährlich eine Tagung zu einem bestimmten Thema, lädt Referenten, Museumsvertreter und interessiertes Publikum ein und will damit nicht nur eine bessere Vernetzung innerhalb der Museumslandschaft schaffen, sondern auch einen lebendigen Diskurs - und natürlich Anregungen für die praktische Arbeit mitnehmen.

Weil aktuell die Dokumentationsstätte Marieluise Fleißer an der Kupferstraße 18 saniert wird, hat das Organisationsteam aus Beatrix Schönewald, Martina Neumeyer und Doris Wittmann vor allem Referenten eingeladen, die gerade Erfahrung mit Neukonzeptionen im Museumsbereich gemacht haben: Martina Lüdicke vom Hessischen Landesmuseum Kassel ("Den Alltag und die Menschen im Fokus"), Dagmar Stonus aus Würzburg ("Neugestaltung des Kindheitsmilieus einer Dichterpersönlichkeit - Das Friedrich-Rückert-Poetikum in Oberlauingen"), Eva Gilch vom Stadtmuseum Burghausen ("Aus Alt mach neu") und Claudia Freitag-Mair, die über das Lenbachhaus in Schrobenhausen sprechen wird. Ausstellungsplaner Rainer Tredt (RT CulturalConcepts Eichstätt) wird die Problematik gealterter Sammlungspräsentationen thematisieren: "100 Jahre sammeln, 10 000 Objekte zeigen oder museal präsentieren?"

Das Thema interessiert: Mehr als 100 Einladungen gingen an Museen verschiedensten Zuschnitts, ungefähr 50 Teilnehmen haben sich nun angemeldet zur Tagung. Solche, die nur mit ehrenamtlichen Kräften arbeiten, aber auch Vertreter der Stadtmuseen Mainburg, Herzogenaurach oder Schwandorf, solche aus der Region wie vom Kelten-Römer-Museum Manching und überregionale Interessenten - etwa vom Waldmuseum Zwiesel. Das kleinste Haus ist wohl das Bubenreutheum, das sich aus einem Geigenbaumuseum entwickelt hat. Paul McCartneys erste Gitarre stammt etwa aus Bubenreuth. Das größte Haus ist laut Beatrix Schönewald das Juramuseum auf der Willibaldsburg in Eichstätt. "Deren Leiterin Martina Kölbl-Ebert kann uns sicherlich erzählen, was es für ein Museum bedeutet, wenn der Träger wechselt und wie es finanziell weitergeht." Denn auch darum geht es bei dem Treffen: um den Austausch, um die kleinen und großen Probleme der Museen.

Im Zentrum der Tagung steht aber das Fleißerhaus, über das Martina Neumeyer in ihrer Einführung sprechen wird. Es stammt aus dem 14./15. Jahrhundert. Bei den Sanierungsarbeiten fand man Ofenkacheln, die belegen, das das Haus nicht nur ein Handwerker-, sondern ein gehobenes Bürgerhaus war. Schönewald: "Die Großzügigkeit des Veranstaltungsraums zeigt die ursprüngliche Dimension: Das waren nicht drei kleine Häuser, sondern ein großes." Der Großvater Fleißers war Geschmeidemacher, kam aus der Oberpfalz nach Ingolstadt und kaufte das Haus im 19. Jahrhundert. Von ihren 72 Lebensjahren verbrachte Marieluise Fleißer dort über 60 Jahre. Im November 2001 eröffnete die Stadt im Geburtshaus der Dichterin eine Dokumentationsstätte. Später wurden wechselnde Ausstellungen dort präsentiert, Vorträge und Lesungen veranstaltet und irgendwann entwickelte sich daraus der Wunsch nach einem Literaturmuseum. Vergangenen Oktober wurde aus der ehemaligen Werkstatt der mehr als 200 Kilo schwere Amboss gestohlen. Bis heute fehlt jede Spur.

"Der Kernbereich des Museums ist sicher die Werkstatt", erklärt Schönewald. Aber es gehe auch um die persönlichen Gegenstände der Dichterin, ihre Brillen, Taschen, Kleider. "Was sie geschrieben hat, ist Allgemeingut, aber was sie persönlich besessen hat, ist das Spezielle. Und wir wollen den Besuchern ja die Person nahebringen."

2019 oder 2020 soll das Fleißerhaus wiedereröffnet werden. Und deshalb soll es in der Tagung um Fragen nach einer Präsentation der Exponate, nach der Attraktivität des Ausstellungsorts, nach Licht- und Farbkonzepten oder technischen Details gehen. Wie sind die Interessen der Ausstellungsmacher mit den Interessen der Museumsbesucher in Einklang zu bringen? Ist die Verwirklichung des Dreiklangs "Interessieren, inszenieren, informieren" durch hauseigene Kräfte möglich oder sind externe Spezialisten nötig?

Beatrix Schönewald weiß: Die Erwartungen an ein Museum sind gestiegen. In immer kürzeren Abständen wird eine Veränderung der Präsentation erwartet. Neue Ausstellungstechniken sind genauso gefragt wie neue Informationssysteme, Apps, Kommunikation, soziale Medien. Am wichtigsten sind die museumspädagogischen Formate, meint Schönewald. "Am besten funktionieren Kindergeburtstage." Allein in ihrem Haus gibt es eine breite Palette von der Steinzeit über Frankenstein bis Audi. Brot backen oder Höhlenmalerei - das Zauberwort heißt: "spielerisch lernen".

Die Tagung findet morgen von 10 bis 16.30 Uhr im Barocksaal des Stadtmuseums statt und steht allen Interessierten offen.

Anja Witzke