Ingolstadt
Lieder über Liebe, Tod und Politik

Stefan Leonhardsberger und die Pompfüneberer starten ihre Debüttour mit "Austrofolk" in Eichstätt

20.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:59 Uhr
Stefan Leonhardsberger (Mitte) ist mit neuem Bandprojekt auf Tour. Allein in Ingolstadt gibt es drei Termine. −Foto: Foto: Schuktuew

Ingolstadt (DK) Jahrelang tourte er mit "Da Billi Jean is ned mei Bua" durch die Lande, jetzt hat Stefan Leonhardsberger ein neues Projekt am Start: Stefan Leonhardsberger und die Pompfüneberer.

"Wie Nick Cave and the Bad Seeds", sagt der oberösterreichische Wahl-Ingolstädter und lacht. 2009 kam er ans Theater Ingolstadt, wurde 2011 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, war Johnny Cash und Bob Dylan, der verrückte Hutmacher in "Alice" und Sigismund im "Weißen Rössl". Dann entschied er sich gegen ein festes Engagement und entwickelte zusammen mit dem Augsburger Musiker Martin Schmid ein eigenes Bühnenprogramm - ein äußerst erfolgreiches dazu: Cover-Versionen internationaler Hits, fein angereichert mit schrägen Geschichten und österreichischem Schmäh.

Als nächstes plante Leonhardsberger eine Band - doch aus der Idee entwickelten sich gleich zwei Programme: "Rauhnacht", ein kabarettistisches Mystical, und die "Pompfüneberer". "Wir hatten einfach noch ein paar Lieder übrig, die wir nicht verstauben lassen wollten. " Texter Paul Klambauer hatte die Idee für den ungewöhnlichen Namen. Denn: "Wir haben zwei, drei Lieder geschrieben - und haben gemerkt: Immer stirbt irgendwer in der Geschichte", erklärt Leonhardsberger.

Pompfüneberer heißen in Wien die Bestatter. Der Begriff kommt aus dem Französischen: "pompe funèbre" ist übersetzbar mit "prunkvoller Bestattung" und entspricht dem schon in der Barockzeit bestehenden Bedürfnis der Wiener nach einer "schönen Leich". Mit der eingedeutschten Form wurden dann die in "schöne Uniformen" gekleideten Sargträger bezeichnet.

"Nach den langen Jahren mit dem Programm ,Billi Jean', wo wir uns ja Welthits ausleihen, die global funktionieren, haben wir uns gedacht, wir probieren das selber", erzählt Leonhardsberger. "Und wenn man immer nur zu zweit spielt, kommt ab und zu doch die Frage auf: Wie würde sich das mit Schlagzeug anhören oder mit einem Bass. " Zusammen mit Martin Schmid komponierte er die Musik, Paul Klambauer schrieb die Texte. Sie skypten viel, entwickelten Ideen, gingen in Klausur in Stätzling bei Augsburg - "da ist man mitten am Land, ungestört, es gibt keine Ablenkung" - und hatten am Ende 17 Lieder. Sie holten sich den Gitarristen Mick Lopac dazu, Stefan Gollmitzer fürs Schlagzeug und Uli Fiedler für den Bass. "Austrofolk" nennt Leonhardsberger das Ergebnis. Das lehnt sich an an die Folkmusik eines Bob Dylan oder eines Woody Guthrie.

"Folk hat drei bestimmende Themen", sagt Leonhardsberger: "Es geht um Liebe, Tod und Politik. Das sind auch unsere Themen. Wenn man Lieder schreibt, kommt man am Thema Liebe ohnehin nicht vorbei. Der Tod ist nie weit, wenn man aus Österreich kommt. Und zudem versuchen wir, den Zeitgeist wiederzuspiegeln. Uns geht es nicht um Tagespolitik, aber wir greifen beispielsweise die #MeToo-Debatte auf. " Auf der Bühne wird er ganz in Weiß zu sehen sein, seine Kollegen tragen Schwarz. Sein persönlicher Favorit. Die Nummer "Der kranke Mann Europas", "eine Art Woyzeck-Drama in drei Minuten mit einer schönen Melodie - da haben meine Synapsen ein bisserl getanzt".

Die Tour, die am 28. April in Eichstätt startet (das "Gutmann" ist bereits ausverkauft), sieht Leonhardsberger auch "als eine Entdeckungsreise für uns selber". "Für mich ist das die Erfüllung eines Lebenstraums. Ich wollte immer Sänger einer Band sein. Es ist einfach ein schönes Gefühl, gemeinsam zu musizieren. Auch bei Austria 4+ ist das immer wie eine riesige Musikfreizeit. " Allein im Mai haben die Pompfüneberer 20 Termine in Bayern und Österreich. "Danach ziehen wir unsere Schlüsse daraus", sagt Leonhardsberger und lacht. Eins ist ihm wichtig: Er will sich nicht auf ein Genre festlegen lassen.

Die Konzerte am 28. April in Eichstätt und am 2. Mai im Ingolstädter Diagonal sind ausverkauft. Weitere Termine in Ingolstadt am 11. Mai in der Eventhalle und am 11. August auf dem Parkdeck am Nordbahnhof.
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Anja Witzke