Lenting
An den Rändern der Konkreten Kunst

Malerei von Bernd Hahn und Skulpturen von Joseph Stephan Wurmer in der Galerie Kurz

03.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Dialoge zwischen Farbe und Holz: Die Galerie Lothar Kurz zeigt Arbeiten von Bernd Hahn und Joseph Stephan Wurmer. - Foto: Seidler

Lenting (DK) Die Arbeiten zweier zeitgenössischer Künstler füllen bis zum 18. Juni die Räume der Lentinger Galerie Lothar Kurz. Beide haben früher hier schon ihre Werke präsentiert. Bernd Hahn (1954- 2011) führt den Betrachter in seine Farbfeldmalerei. Joseph Wurmer (geb. 1956) nimmt ihn mit auf seine "Holzwege". Und wer sich zu den Rändern der Konkreten Kunst mitnehmen lassen will, ist gut beraten, die Lentinger Galerie in der Sudetenstraße zu besuchen.

Bernd Hahn hatte von 1975 bis 1979 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden Malerei und Grafik studiert und wurde auch 1981 als Kandidat in den Verband der Künstler der DDR aufgenommen. Er hat als Künstler Zeitgeschichte erlebt und Kunstgeschichte gestaltet. Er war "modern". In seinen Arbeiten kommt deutlich zum Ausdruck, was den Künstler damals mit vielen anderen bewegte: die Hinwendung zu den Themen Freiheit und Form, Auflösung und Bannung, Poesie und Geometrie. Ohne Aufsehen und ohne äußeren Zwang verließ er die Dresdner Kunsthochschule, ohne sein Studium abgeschlossen zu haben.

In den "freien Formen" ist besonders in der Farbfeldmalerei die elementare Kraft gestalteter Farben und Formen, Flächen und ihrer Konturen auffällig. Die künstlerische Welt Bernd Hahns ist geprägt von Maß, Rhythmus und Proportion. Man erinnert sich an bleiverglaste Kirchenfenster. Die gewichtige, dunkle Konturlinie teilt ordnend in Farbflächen auf und rahmt jede einzelne, gibt ihr Gestalt. In der Lentinger Ausstellung werden hauptsächlich die Farbfeldbilder Hahns gezeigt. Sie tragen meist keine Titel. Eines der früheren, "O.T., Latex auf Bütten, 1985, 39 x 52 cm", und ein späteres, "O.T., Acryl auf Bütten, 2003, 54 x 79 cm", machen deutlich, welchen Schaffensraum dieses Thema "Farbfeld" im Werk des Künstlers einnimmt.

Joseph Stephan Wurmer, der von 1978 bis 1984 an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg Bildhauerei studierte, tritt mit dem Material Holz in Dialog. Das Holz begegnet ihm in seiner erhabensten Form, dem Stamm. Mit der Kettensäge schält er sezierend seine Skulpturen aus dem Baumstamm, oft auch aus Ästen und Wurzeln. Dabei erfährt er viel über die Geschichte des Baumes. Alles mündet in die Gestalt der Skulptur.

In "Ordnung und Chaos, Zeder, 28 x 19 cm", einer dicken Baumscheibe, erfahren wir außer dem typischen Wohlgeruch der Zeder auch die Technik des Sägehandwerks. Vor allem ist es der Gestaltungswille des Bildhauers, der letztendlich zum Ausdruck kommt. Konstruktives und Organisches, Bewegung und Licht vereinigen sich. Anders als in der strengen Konkreten Kunst spielt die Materialität eine wichtige Rolle, die Substanz, Form, Farbe und Struktur des Holzes. Zufällig gefundenes Holz, lange oder gar nicht getrocknet, meist aus alten Gärten, Exoten aus Arboreten, von Bäumen aus globaler Ferne wird zum Ausdrucksträger, entwickelt sich in der Hand des Bildhauers weiter.

Die kleine Skulptur "O.T., Thuja, 2013" mit der Höhe von 21 cm, trägt Züge der traditionell-handwerklichen Holzbearbeitung: Zylinder wird zu Kantsäule. Der aufrechte Ring des "Keilholz XXIII, 2011", wo sieben gleiche Keile eine Kette bilden, zusammenhängend und an einem Stück (!), ist allein schon eine handwerkliche Meisterleistung. Ebenso handwerklich beindruckend ist das vierteilige Wandrelief "Zederntakt 2015", wo die erhabenen Dreikantleisten mit dem tragenden Hintergrund noch die alte Einheit haben.

Mit den Hohlkugeln "Lichter Raum" aus Pappel- oder Weidenholz, in die in alle Richtungen weisende Winkel eingesägt sind, hat sich Wurmer schon sehr weit von dem zylindrischen Stamm entfernt. Es gibt kein Oben und Unten mehr, keine axis mundi zwischen Himmel und Erde. Der ursprünglich fest im Boden verwurzelte Baum hat in Kugelform einen Schwebezustand angenommen.

Lentinger Galerie Kurz, bis 18. Juni, Mo bis Fr 8 bis 16 Uhr, Sa 8 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.