Leipzig (dpa
Leseparty mit ernsten Tönen

Leipziger Buchmesse endet mit Besucherrekord: 285 000 Gäste kamen zu 2493 Ausstellern aus 43 Ländern

26.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Leipzig (dpa/epd) Bunt, laut, trubelig - die Leipziger Buchmesse hat sich auch 2017 als lebendige Veranstaltung gezeigt. Gemessen am Andrang zur viertägigen Schau und dem gleichzeitig laufenden Festival "Leipzig liest" geht das Interesse am Buch durch die Decke: Mit 285 000 Besuchern wurde die Bestmarke aus dem Vorjahr noch einmal um 25 000 übertroffen. 2493 Unternehmen aus 43 Ländern kamen nach Leipzig (Vorjahr: 2250). Doch in die große Messe-Party mischten sich auch nachdenkliche Töne. Denn auch wenn die Buchbranche voriges Jahr ihren Gesamtumsatz nach Jahren des Rückgangs auf knapp 9,2 Milliarden Euro leicht um 0,8 Prozent steigern konnte, gibt es nicht nur Gewinner.

"Als Fach- und Publikumsmesse gab die Leipziger Buchmesse auch 2017 wieder wichtige Impulse zur Literaturvermittlung für Verleger, Buchhändler, Autoren, Lektoren, Übersetzer, Blogger oder Leser", sagte Buchmesse-Direktor Oliver Zille. Zugleich habe sich die Messe so politisch präsentiert wie nie zuvor. Neben Diskussionen zur Zukunft Europas und den westlichen Werten war auf den stadtweit 571 Bühnen auch das 500. Reformationsjubiläum 2017 ein Schwerpunktthema. Der evangelische Theologe und frühere DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer betonte den Zusammenhang zwischen dem Reformator Martin Luther (1483-1546) und der friedlichen Revolution in der DDR von 1989. Dieses "historische Wunder" sei "auch mit Martin Luther verbunden, der gesagt hat: ,Nicht mit Gewalt, sondern mit dem Wort €˜", sagte Schorlemmer.

Die großen deutschen Buchmessen, Leipzig wie Frankfurt, seien imstande, "jeden Betrachter glauben zu machen, das alte Metier des Bücherschreibens und Büchermachens stehe in allerhöchster Blüte", sagte der Autor Burkhard Spinnen als Laudator bei der Verleihung des Kurt-Wolff-Preises. "Aber - wir alle wissen, dass die Herstellung von literarischen Texten, ihre Verbreitung und der Umgang mit ihnen sich in einem tiefgreifenden Wandel befinden." Zwar betont der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, dass die Branche die Herausforderungen der Digitalisierung gemeistert habe, aber Attacken auf das Urheberrecht und der Streit um Tantiemen bereiten Sorgen.

Bei der jungen Generation sieht alles bestens aus, zumindest, wenn man auf die Zahlen blickt: Mit einem Plus von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr waren Kinder- und Jugendbücher ein Wachstumssegment. Das liegt auch an Top-Sellern wie "Harry Potter und das verwunschene Kind". Die Jury des "Leipziger Lesekompasses" bescheinigte den Verlagen aber auch, dass es selbst bei Neuerscheinungen für die Kleinsten ab 2 Jahren immer bunter, witziger und intelligenter zugeht. Trotzdem treibt viele Büchermacher die Frage um, wie gerade Teenager beim Buch gehalten oder für das Buch gewonnen werden können.

Und das Gastland? Hoch zufrieden gehen die Litauer aus ihrem Auftritt als Schwerpunktland der Leipziger Buchmesse. "Das war für uns ein großer Erfolg", sagt Ausrine Zilinskiene, Direktorin des Litauischen Kulturinstitutes. Die Besucher am Stand seien sehr interessiert gewesen, mehr über das kleine baltische Land und die Literatur zu erfahren. Einige der 26 Neuerscheinungen waren auf der Messe ausverkauft. "Wir beobachten, dass die Wahrnehmung des Landes sich verändert hat. Es ist in einer neuen Qualität über Litauen berichtet worden." 2018 steht Rumänien im Fokus, 2019 folgt Tschechien.