Wiener Schmäh mit Anlaufschwierigkeiten

Austropop-Tradition: Österreichs Senkrechtstarter Wanda spielen in der ausverkauften Musik-Arena auf dem Tollwood

22.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr
Pflegt sein Image: Mit Kippe und einem Glas Wein kam Wanda auf die Bühne. −Foto: Limmer

München (DK) Was ist dran an dem Hype um Wanda? Ausverkaufte Konzerte in Berlin, Headliner beim Nova-Rock-Festival in Österreich vor mehreren tausend Fans – es läuft bei Wanda. Die Austopop-Senkrechtstarter waren nun auch auf dem Tollwood in München zu Gast.

Ausverkauft hieß es schon lange für das Konzert in der Musik-Arena. Michael Marco Fitzthum, wie der Sänger von Wanda im wirklichen Leben heißt, kann sich auf seine Fans verlassen. Sein Wiener Schmäh, der Hang zu leicht morbiden Texten – in gewisser Tradition zu seinen Landsleuten Wolfgang Ambros und Ludwig Hirsch –, garniert mit eingängigen Melodien kommen an beim Hipster-durchsetzten Publikum, das sich im schwülheißen Zelt die Seele aus dem Leib schwitzt und gröhlt.

Fans haben es leicht. Sie haben jeden Liedtext aus den zwei Wanda-Alben auf Fingerzeig parat. Eigentlich müsste Fitzthum gar nicht singen: Es reicht völlig, wenn er lässig auf der Bühne sitzt und den Chorleiter gibt. Schwerer haben es Wanda-Neulinge: Für sie dröhnt in der ersten halben Stunde des Konzerts musikalischer Einheitsbrei aus den Lautsprechern. Der Gesang von Wanda erreicht das Gehirn nur fetzenweise; von Verstehen kann keine Rede sein. Man fühlt sich wie auf einer Apres-Ski-Party nach dem fünften Jägermeister. Nur, dass es statt eisig kalt tropisch schwül ist.

Jägermeister ist das Stichwort. Fitzthum kokettiert gern mit einem Alki-Image. Und spätestens beim Song „Ich Will Schnaps“ und „Andi Und Die Spanischen Frauen“ stimmt auch der Sound im Zelt, die Stimmung steigt weiter, und Wanda haben ihr Publikum im Griff. Mit ihrem Hit „Bologna“ verabschieden sich die fünf Musiker nach gut einer Stunde von der Bühne. Jetzt schon, wo es doch erst so richtig Spaß zu machen begann?

Doch Wanda wissen, was sie ihren Fans schuldig sind. Mit einer doppelten Zugabe drehen sie noch mal auf und treiben den Partyfaktor nach oben. Spätestens bei den Liedern „1, 2, 3, 4“ und „Luzia“ ist auch beim Wanda-unerfahrenen Publikum der Suchtfaktor angekommen. Die Songs nisten sich tief im Gehirn ein und wollen nicht mehr raus.

Das könnte er sein, der Hype um die Wiener, die nun schon seit zwei Jahren auf der Erfolgwelle reiten und dies auch weiter machen werden; wohl in bester Rock-’n’-Roll-Tradition mit Rauchen, Alkohol und Amore. Und als Wanda zum Schluss mehr rhetorisch sagt, „Wir sehen uns wieder“ kann man nur erwidern: „Gerne! Leiwand wars, zumindest die letzte Stunde. Da ist beim nächsten Mal noch Luft nach oben.“