Köln
Der Jeck in Köln versteht keinen Spaß

Im neuen "Tatort" gibt es Zoff um die Besetzung des Funkenmariechen beim Karneval

17.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr
Saskia Unger (Sinja Dieks, oben) gibt alles, wenn sie mit der Tanzgarde von "de Jecke Aape" auftritt. −Foto: WDR/Kost

Köln (DK) "Für viele ist die ,fünfte Jahreszeit', im wahrsten Sinn des Wortes, eine todernste Angelegenheit", sagt Jürgen Werner. Der versierte Drehbuchautor hat daraus sogar eine tödliche Angelegenheit gemacht.

Eine Tänzerin stürzt sich von der Brücke, eine Tanzlehrerin wird erschlagen. "Kölle alaaf" bleibt einem beim "Tatort: Tanzmariechen" im Hals stecken. Das gilt auch für Kommissar Ballauf. Der hat von dem verordneten Frohsinn die Nase voll und spricht provozierend nur noch von Fasching. Kollege Schenk warnt ihn, dass der Jeck in Köln keinen Spaß versteht: "Wenn du noch einmal Fasching sagst, bist du ein toter Mann".
 
Bevor die Trainerin der Tanzformation der Karnevalsgesellschaft "De Jecke Aape" in der Wagenhalle zwischen lauter Karnevalsutensilien erschlagen aufgefunden wird, liegen die Nerven blank: Tanzmariechen Saskia (Sinja Dieks) und Kollegin Annika (Natalia Rudziewicz) zoffen sich, die strenge Trainerin Elke knöpft sich die beiden Konkurrentinnen vor. Dann fliegen zwischen ihr und dem ehrgeizigen Präsidenten, Bauunternehmer Kowatsch (Herbert Knaup), die Fetzen. Kurz darauf ist Elke tot. Verdächtige gibt es reichlich. Zu ihnen gesellt sich auch Rainer Pösel (Tristan Seith), dessen Tochter in der Truppe und in sozialen Netzwerken gemobbt wurde und sich das Leben nahm. Pösel gibt dem Verein Schuld an dem Selbstmord.

So tauchen Ballauf und Schenk ein in die Welt des Frohsinns, hinter deren Pappfassade der Klüngel, die Zwietracht und der blanke Neid lauern. Krankhafter Ehrgeiz, enormer Druck und jede Menge Stress - der Vereinskarneval wirkt nur nach außen locker und lustig, in Wahrheit geht es knallhart zu. Das ist die Botschaft dieses Zeigefinger-Krimis.

Klar, das Thema passt bestens in den Februar, der Karneval steuert auf seinen Höhepunkt zu. Der Krimi spielt vor dem Start der neuen Session am 11.11. um 11.11 Uhr und mündet exakt an diesem Tag in das dramatische und tragische Finale. An diesem Tag wäre das Mädchen, das den Freitod wählte, 17 Jahre alt geworden. Ihre Eltern ließen damals das Baby just an diesem Datum per Kaiserschnitt auf die Welt holen. So steht das Ehepaar Pösel für die Überzeichnung der jecken Begeisterung, die in einem "Et is wie et is" des Vaters angesichts des Todes seiner Tochter gipfelt. Viele und lange Dialoge, selten prägnant oder witzig, meist hausbacken und voller Sätze, die man - ",Derrick' lässt grüßen!" - wohl schon zigmal gehört hat, hat Autor Jür-gen Werner in den Krimi gepackt. Und Regisseur Thomas Jauch führt meist zum Klischee verkommene Figuren durch die zu voll gepackte Story. Für Auflockerung soll Freddie Schenks Suche nach einem Karnevalskostüm für seine Enkelin sorgen. Wie aus der Prinzessin ein Zombie wird und auch noch ein Vampir auftaucht, das ist zwar ganz nett anzusehen, kann den arg konventionell geratenen "Tatort" aber nicht retten. Und auch Herbert Knaup tut sich schwer gegen das Klischee des ehrgeizigen Präsidenten anzuspielen, der seine Truppe unbedingt ins Fernsehen bringen will.

Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Die Lust auf Karneval oder - wie es bei uns heißt - Fasching nimmt einem der Krimi schon vorher. Dennoch kann man fast sicher sein, dass dieser "Tatort" - es ist bereits der 68. mit Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär als Kölner Cops - eine satte Einschaltquote einfahren wird.

 

ARD, So., 20.15 Uhr.