Kiel
Stürmische Nordsee

Mystery mit "Tatort"-Kommissar Borowski

23.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr
Borowski (Axel Milberg) kann Famke (Christiane Paul) nicht recht einschätzen. −Foto: Schroeder/NDR

Kiel (DK) Christiane Paul ist eine der gefragtesten Schauspielerinnen, beherrscht das leichte und das ernste Fach gleichermaßen, darf sich seit 2016 Emmy-Preisträgerin nennen (für "Unterm Radar"), aber in Deutschlands beliebtester Krimireihe hat sie noch nie mitgespielt. Jetzt ist es soweit - in Folge 1049.

Im "Tatort: Borowski und das Land zwischen den Meeren" spielt sie die verruchte Inselbewohnerin Famke Oejen, die um ihren Freund trauert und nicht nur dem Kommissar den Kopf verdreht.

"Der letzte Mordfall war vor über 43 Jahren", sagen die Polizisten auf der verschlafenen kleinen Nordseeinsel Suunholt. So gibt es Amtshilfe aus Kiel. Kommissar Borowski ist ja seine Kollegin Sarah Brandt abhanden gekommen. Deshalb fährt er allein ins nordfriesische Wattenmeer, um unter Anfeindungen der Inselbewohner zu ermitteln. Oliver Teuber wurde von seiner Lebensgefährtin Famke Oejen tot in der Badewanne gefunden. Bald stellt sich heraus, er wurde ermordet. Der Mann war in Kiel kein Unbekannter, war die Schlüsselfigur in einem Korruptionsskandal der Baubehörde und vor einiger Zeit untergetaucht.

Borowski richtet eine Sonderkommission ein, zu der auch die beiden Inselpolizisten Maren und Gunnar zählen. Verdächtige gibt es einige: Da ist der örtliche Bäcker Torbrink und sein Kumpel, Bauer Iversen, die sich ebenso auffällig verhalten wie die Frömmigkeitsfanatikerin Margot Hilse. Am meisten Aufmerksamkeit beim Kommissar weckt aber die geheimnisvolle Famke, die ihm von Erinnerungslücken erzählt und eines Abends verängstigt vor seinem Hotelzimmer sitzt. Er nimmt sie mit ins Zimmer, und so stellt sich die spannende Frage: Erliegt Borowski den Reizen dieser Frau, die auf der Insel für ihre zahlreichen Liebschaften bekannt ist und sich nach Meinung der Bewohner mit dem ermordeten Teubner einen Gesandten des Teufels ins Bett geholt hat?

Aberglaube, Gedächtnisverlust, bedingungslose Liebe, religiöser Wahn, Träume, Naturgewalten und eine Amour fou hat der neue "Tatort" aus dem hohen Norden zu bieten. Mit Peter Bender, Ben Braeunlich und Sven Bohse, der auch Regie führte, waren gleich drei Autoren an diesem Krimi beteiligt. Das ist nicht immer ein gutes Zeichen. Auch hier nicht. Die Story wirkt sehr konstruiert, die Rückblenden sind arg konventionell und die Konstellation Großstadtermittler trifft auf Dorfpolizisten hat man auch schon zu oft in Kriminalfilmen gesehen. Regisseur Bohse setzt auf große Bilder und das emotionale Spannungsverhältnis seiner beiden Hauptfiguren. Melancholisch und trostlos ist die Insel in Szene gesetzt, es gibt Nebel und Sturm, und eine alte Sage wird wiederbelebt.

Ein bisschen viel Symbolik und Verwirrnis prägen diesen Kieler "Tatort" des Übergangs. Denn bei seinem nächsten Fall bekommt Borowski eine neue Kollegin. Die heißt Mila Sahin und wird gespielt von Almila Bagriacik.

Der "Tatort" läuft an diesem Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.