Keiner
Menschliche Abgründe

Markus Flexeders historischer Krimi "Blutwinter"

27.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

Keiner seiner Deutschlehrer hätte ihm eine Karriere als Schriftsteller vorhergesagt. „Ich war eher ein Dreier- oder Viererkandidat in Deutsch“, erzählt Markus Flexeder (41) freimütig.

Ob sich sein Traum, einmal vom Schreiben leben zu können, erfüllen wird, steht noch in den Sternen, doch sein Debütroman lässt aufhorchen. „Blutwinter“ ist spannend von der ersten bis zur 186. Seite, in faszinierender Mischung aus (historischem) Krimi, Schauergeschichte und Sage.

Nikolausnacht anno 1920. Doch es ist kein Heiliger, der durch knietiefen Schnee ins Tal nach Wolfsham hinabsteigt. Der Mann – oder der Teufel persönlich, wie es alte Vernehmungsprotokolle glauben machen – bringt keine Nüsse oder Apfelsinen, sondern den Tod. 25 Menschen sterben in jener Nacht, sechs Familien werden ausgelöscht, der Mörder wird nie gefunden, weder seine Identität noch sein Motiv werden jemals geklärt. Bis sich 85 Jahre später zwei Journalisten aufmachen, das Rätsel um die Bluttat zu lösen. Nur noch eine einzige Zeitzeugin lebt, die 95-jährige Maria Stadler, die das Grauen als Kind miterlebte.

Gruselige, teils abstruse Schauermärchen und düstere Prophezeiungen begegnen den Journalisten in den alten Gerichtsunterlagen, ehe sie dank Maria Stadlers zögerlicher Aussage dem Kern langsam näher und zu einem überraschenden Schluss kommen.

Der Landshuter Autor lässt seine Leser also nicht allein in den von ihm geknüpften, unheimlichen, ja vermeintlich übernatürlichen Schlingen, sondern klärt Identität und Motiv des Mörders. Der Preis dafür ist ein mindestens ebenso schauriger Blick in tiefste menschliche Abgründe. Verschiedene Personen kommen dabei zu Wort, ein Puzzleteil ergibt das andere, bis die alte Dame das entscheidende beiträgt – mit der Auflage, es erst nach ihrem Tod zu veröffentlichen.

Markus Flexeder: Blutwinter. Ars vivendi. 186 Seiten, 10,90 Euro.