Ingolstadt
Jetzt kommen die Pompfüneberer

Stefan Leonhardsberger tritt mit "Billi Jean" im Deutschen Theater München auf und arbeitet an einem Grusical

19.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:17 Uhr
Stefan Leonhardsberger hat gut lachen: Gerade ist er Vater eines Sohnes geworden. Außerdem arbeitet er mit dem Autor Paul Klambauer an einem Programm über den Rauhnacht-Mythos. −Foto: Schuktuew

Ingolstadt (DK) Vor einem Monat ist Stefan Leonhardsberger Vater geworden. Und klar hat sich das Leben seit Janoschs Geburt verändert. "Er steht komplett im Mittelpunkt. Und für uns hat ein ganz neuer Lebensabschnitt begonnen", sagt der Schauspieler, Sänger, Kabarettist und Geschichtenerzähler.

2009 kam Leonhardsberger ans Theater Ingolstadt - noch bevor er seinen Abschluss an der Anton-Bruckner-Universität in Linz in der Tasche hatte. Wurde vom Fleck weg engagiert, obwohl das Vorsprechen doch nur eine Übung sein sollte. Er spielte im "Kirschgarten" und in "Alexis Sorbas", in "Harper Regan" und "Viel Lärm um Nichts". Seine Paraderolle: Johnny Cash, "The Man in Black", für die er 2011 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Dann wollte er eigentlich gehen, doch die Liebe kam ihm dazwischen. Er blieb in Ingolstadt und spielte weiter Theater: War Bob Dylan und der verrückte Hutmacher in "Alice" und der Sigismund im "Weißen Rössl". Daneben musizierte er in der Schauspieler-Kultband Austria 4+ und entwickelte mit "Da Billi Jean is ned mei Bua" ein eigenes Bühnenprogramm, in dem er mit viel Schmäh berühmte Popsongs in seinen Heimatdialekt übersetzt und neu interpretiert. So wird Michael Jacksons "Billy Jean" etwa zur Chronik einer folgenreichen Vaterschaftsklage - und gibt den Titel des Programms, das etwa 20 Songs umfasst. Dabei arbeitete Leonhardsberger mit dem Autor Paul Klambauer zusammen, einem Freund aus Kindertagen, mit dem er auch schon ein Drehbuch für einen Heimat-Krimi geschrieben hat, der allerdings nie realisiert wurde.

Mehr als 100mal hat Stefan Leonhardsberger, begleitet von dem Augsburger Musiker Martin Schmid (The Presley Family), dieses Programm in den vergangenen drei Jahren gespielt - auf den unterschiedlichsten Bühnen. Morgen, Mittwoch, sind die beiden damit im Deutschen Theater in München zu Gast. "Das ist eine Riesensache für uns. Man braucht nur zu schauen, welche Leute da auftreten. Das ist schon eine große Ehre", sagt Leonhardsberger. Hat er Angst? "Nö. Wir machen ja nichts anderes, als wenn wir vor 30 Leuten spielen." Auch wenn der Abend sich ständig verändert. Die Moderationen sind improvisiert, "sonst würde es mir fade werden". Und das Publikum ist ja nicht immer gleich. "Es gibt so ein Stadt-Land-Gefälle", ist Leonhardsberger aufgefallen: "Das Landpublikum ist skeptischer, das muss man mehr erobern. Das Münchner Publikum ist dagegen am schnellsten zu kriegen." Und: Es gibt Unterschiede an den Wochentagen. "Am liebsten mag ich das Sonntagspublikum. Das klammert sich noch ein bisschen ans Wochenende und genießt das Programm intensiver", verrät der Künstler. Das Publikum ist altersmäßig übrigens bunt gemischt - von 18 bis 80 Jahren.

Das schrecklichste Konzerterlebnis? Leonhardsberger lacht: "War in Salzburg. In einer Absteige namens ,Denkmal €˜. Der Veranstalter war ein alter Linker, der dort ein Kulturformat etablieren wollte. Das Klientel war sehr stark dem Alkohol zugeneigt. Außer uns war noch ein politischer Liedermacher aus dem Burgenland eingeladen. Um 9 Uhr sollte es losgehen, da waren genau vier Leute da. Und die waren nicht wegen uns da und sehr betrunken. Irgendwann wurden es dann neun Gäste. Aber die meisten hörten uns gar nicht zu. Wir haben es trotzdem durchgezogen und das komplette Programm gespielt. Berufsethos. Mit Hotel war auch nichts. Der Veranstalter hatte vorher noch gesagt: ,Meistens können Sie bei einem der Gäste übernachten. €˜ Das hätte uns schon zu denken geben müssen." Er lacht. Natürlich gab es auch viele schöne Konzerte wie das auf dem Pöstlingberg in Linz mit Standing Ovations (in der alten Heimat zählt das doppelt) - und interessante Begegnungen mit Leuten wie Alfred Dorfer oder Hannes Ringlstetter.

In den vergangenen Jahren hat Leonhardsberger auch angefangen zu drehen, hatte etwa eine Hauptrolle im Kinofilm "Halb so wild" oder eine Rolle in der TV-Serie "SOKO Wien". Er würde gern öfter vor der Kamera stehen, aber trotzdem weiterhin eigene Projekte verfolgen. Gerade arbeitet er mit Paul Klambauer an einem neuen Programm über den Rauhnacht-Mythos. Das Grusical wird am 15. Januar 2017 im Ingolstädter Diagonal Premiere feiern - und im Februar noch mal im Kleinen Haus aufgeführt. Neben Stefan Leonhardsberger wird es eine Band aus vier Musikern mit dem unaussprechlichen Namen Pompfüneberer geben - "das Wiener Wort für Sargträger". Weit sind sie noch nicht. Leonhardsberger lacht: "Ich finde es gut, wenn man sich Premierentermine setzt, sonst kommt man nicht in die Pötte."

 

Stefan Leonhardsberger und Martin Schmid: "Da Billi Jean is ned mei Bua", im Deutschen Theater München, morgen, 21. September, 20 Uhr. Karten gibt es unter Telefon (089) 55 23 44 44.