Ingolstadt
Ausverkauft

Die erste Spielzeit des Intendanten Knut Weber ist bereits jetzt ein Riesenerfolg – aber Theaterkarten sind Mangelware

18.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:35 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Mit einem Luxusproblem hat der neue Intendant des Stadttheaters Ingolstadt, Knut Weber, zu kämpfen: Oft wollen mehr Besucher bestimmte Theaterproduktionen besuchen als es Tickets gibt. Die ohnehin schon sehr gute Platzauslastung von 84 Prozent in der Saison 2010/2011 konnte auf über 86 Prozent in der laufenden Spielzeit verbessert werden.

Schwierigkeiten bereiten besonders die kleinen Spielstätten: Produktionen im Studio und im Kleinen Haus sind praktisch immer ausverkauft. Unser Redakteur Jesko Schulze-Reimpell sprach mit Knut Weber über die Theaterauslastung.

 

Herr Weber, Ihre erste Spielzeit ist offenbar ein großer Erfolg beim Publikum. Überrascht Sie der Zuspruch?

Knut Weber: Der überrascht und erfreut mich. Wenn man neu in eine Stadt kommt, hat man ja meist noch kein richtiges Gespür für das Publikum. Und es gab bei unserem Spielplan ja auch einige durchaus riskante Entscheidungen, denken Sie nur an die „Winterreise“ von Jelinek oder die Übernahme von „Woyzeck“ oder der Verzicht auf ein Musical. Da ist es natürlich umso schöner für das ganze Haus und für mich persönlich, zu erleben, dass das Publikum das Theaterangebot wunderbar annimmt. Insbesondere die kleineren Spielstätten sind ja bis zum Sommer ausgebucht.

 

Welche Stücke kommen besonders gut beim Publikum an?

Weber: Erfreulicherweise „Pimpinone“, „Bunbury“, „Der Theatermacher“, alle Stücke im Jungen Theater. Und wenn ich das richtig sehe, ist sogar das Jelinek-Stück „Winterreise“ sehr erfolgreich – auch wenn da natürlich keine hundertprozentige Platzausnutzung zu schaffen ist.

 

Aber der Erfolg hat auch seine Kehrseite: Für viele Produktionen sind nur noch sehr schwer Karten zu bekommen. Können Sie nicht einfach mehr Vorstellungen geben?

Weber: Leider nein, diesbezüglich sind wir schon am Anschlag. Wir haben ein ganz bestimmtes Abonnement-Gerüst, und das ist das Skelett unseres Spielplans. Danach richten sich die Stücke, die wir sonst spielen können. Das hat zur Konsequenz, dass wir „Bunbury“ etwa nicht so oft anbieten können, wie es der Nachfrage entsprechen würde. Denn wir müssen die entsprechenden Schauspieler im Großen Haus einsetzen, weil es da Abo-Verpflichtungen gibt. Daher haben wir uns entschlossen, viele Stücke auch in der kommenden Spielzeit wieder ins Programm zu nehmen – was wir sonst kaum tun würden. Das ist in der Weise neu für das Haus. Und es wirft Probleme auf: Wir müssen Bühnenbilder und Requisiten einlagern, haben aber dafür nicht genügend Räume.

 

Wie wollen Sie in Zukunft mit dem Mangel an Karten umgehen?

Weber: Zunächst hoffe ich natürlich, dass die Nachfrage so bleibt. Fortuna ist eine untreue Göttin. Wir haben leider grundsätzlich nicht die Kapazität, noch mehr zu spielen. Das liegt nicht nur an der Anzahl der Schauspieler, sondern an Bühnenarbeitern, Maskenbildnern, Regieassistenten usw., die alle bis zum Umfallen arbeiten. Ein Mehr an Vorstellungen ist schier undenkbar. Das liegt übrigens auch an unserer Entscheidung, die Werkstatt dem Jungen Theater vorzubehalten. Daher müssen wir im Kleinen Haus sehr viel mehr spielen. Dort gibt es aber praktisch überhaupt keine Lagermöglichkeiten, außer zwei Containern. Wir sind nun fieberhaft auf der Suche nach Orten, wo wir unsere Bühnenbilder einlagern können.

 

Nicht so gut gelaufen ist offenbar die Offenbach-Operette „Die Großherzogin von Gerolstein“. Warum eigentlich?

Weber: Meine Theorie ist, dass das Theater in den vergangenen Jahren keine eigenen Operetten angeboten hat und „nur“ Musicals produziert hat. Das Publikum hat offenbar nicht damit gerechnet, dass auch das eigene Ensemble in der Lage ist, eine Operette pfiffig, witzig und unterhaltsam auf die Bühne zu bringen. Man hatte hier vielleicht die Vorstellung, dass die Operette ein langweiliges, etwas antiquiertes, provinzielles Genre ist. Dann hat sich der Offenbach allerdings herumgesprochen und die letzten fünf Vorstellungen waren alle komplett ausverkauft.