Ingolstadt
"Die letzten Wochen waren nicht einfach"

Tobias Klein über seine Position als Geschäftsführer der neuen Veranstaltungs-GmbH

28.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr

Herr über Ingolstädter Kulturveranstaltungen: Tobias Klein vor dem Kulturzentrum neun. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Tobias Klein, der gerade vom Stadtrat mit großer Mehrheit gewählte Geschäftsführer der neu gegründeten Veranstaltungs-GmbH wirkt gut gelaunt und zugleich ein wenig verunsichert. Denn noch weiß er wenig über sein neues Arbeitsfeld, ihm ist nicht einmal bekannt, in welchem Büro er seinen Schreibtisch aufstellen wird. Immerhin steht bereits fest, wann er die neue Stelle antreten wird: am 1. Juli. Im Interview spricht der studierte Wirtschaftsingenieur über den Druck, den er verspürte, als bei der Besetzung der neuen Position von Vetternwirtschaft die Rede war, weil er der Ehemann der designierten CSU-Fraktionsvorsitzenden Patricia Klein ist. Und er erklärt, wie er seine neue Position gestalten will.

Haben die Streitigkeiten, Verdächtigungen und Unterstellungen wie "Vetternwirtschaft", "schwarzer Filz" usw. der vergangenen Wochen Sie und Ihre Familie belastet?

Tobias Klein: Die letzten drei Wochen waren nicht einfach. Aber ich war mir immer ganz sicher: Da ist alles korrekt abgelaufen. Ich passe aus meiner Sicht zu dem Job. Diese Zuversicht hat mich dann letztlich bestärkt.

 

Haben Sie manchmal daran gedacht, Ihre Bewerbung aufzugeben?

Klein: Nein, weil meine Bewerbung im Aufsichtsrat bereits erfolgreich war.

 

Einige Leute behaupten, Sie hätten sich für die Stelle als Geschäftsführer der Veranstaltungs-GmbH nur beworben, da Ihre bisherige Stelle bei Irma gefährdet ist. Stimmt das?

Klein: Ich habe mich beworben, weil diese Stelle eine sehr interessante Aufgabe ist: die Führung einer neuen GmbH, die erst noch aufgebaut werden muss.

 

Können Sie noch etwas ausführlicher sagen, was Sie an der Stelle gereizt hat?

Klein: Ich fand es spannend, jetzt erstmals die Geschäftsführung einer GmbH zu übernehmen, die viel Potenzial besitzt. Es handelt sich ja um ein wachsendes Geschäft. Es werden weitere Geschäftsfelder und Aufgaben noch hinzukommen. Und das in einem Metier, das ich ja in den letzten Jahren auch betreut habe, nämlich Veranstaltungen. Ich habe die Möglichkeit, wirklich etwas Wichtiges für die Stadt, für meine Heimat aufzubauen. Das ist eine Zielsetzung, an der ich sehr viel Freude habe.

 

Waren Sie eigentlich verärgert darüber, dass Ihre Bewerbung für die Geschäftsführerstelle so früh schon an die Öffentlichkeit drang?

Klein: Das hat meine Situation sicher nicht einfacher gemacht.

 

Sie werden ja nun auch Geschäftsführer des Georgischen Kammerorchesters sein. Verunsichert es Sie, dass es praktisch keinen Orchester-Geschäftsführer in ganz Deutschland gibt, der nicht über einschlägige musikalische oder zumindest kulturelle Vorbildung und Erfahrung verfügt?

Klein: Es gibt durchaus auch Orchester, bei denen es eine Trennung zwischen kaufmännischen und künstlerischen Aufgaben gibt. In unserem Fall geht es ja mehr um organisatorische und kaufmännische Aufgaben. Insofern irritiert mich das nicht. Ich denke, dass wir da auch eine ganz gute Aufteilung hinbekommen werden. Ich sehe meine Aufgabe darin, die kaufmännischen Themen, die Prozesse und strukturellen Themen so abzuwickeln, dass diejenigen, die künstlerisch arbeiten, sich voll und ganz auf ihre Aufgaben konzentrieren können.

 

Haben Sie sich in den letzten Wochen mal mit einigen der wichtigen Leute zusammengesetzt, mit denen Sie jetzt zusammenarbeiten werden? Etwa dem Dirigenten Ruben Gazarian, dem Freundeskreis-Vorsitzenden Manfred Schuhmann oder dem Leitungsteam des Kulturzentrums neun?

Klein: Das wird Schritt für Schritt jetzt kommen müssen. Ich habe das bisher nicht gemacht, da ich noch in der Rolle des Bewerbers war.

 

Ist es nicht schwer, einen Job anzutreten, bei dem sich im Vorfeld so wichtige Kollegen wie der Dirigent Ruben Gazarian gegen Sie ausgesprochen haben?

Klein: Auch das war nicht einfach. Aber ich habe im DONAUKURIER ja gelesen, dass der Dirigent sich entschuldigt hat.

 

Das behauptet OB Lösel.

Klein: Stellen Sie seine Aussage in Zweifel?

 

Wie haben Sie sich denn überhaupt über Ihr neues Aufgabenfeld informiert? Sie müssen ja ungefähr wissen, worauf Sie sich einlassen.

Klein: Es gab viele Informationen aus den öffentlichen Stadtratssitzungen über die Struktur und die Satzung der GmbH. Außerdem gab es auch Informationen in der Stellenanzeige. Alles Weitere werden die Gespräche zeigen.

 

Sie müssen ja jetzt ab sofort eigentlich das Orchester in der Öffentlichkeit vertreten und für seine Interessen kämpfen. Was werden Sie beispielsweise vorbringen, um für das Orchester zu werben?

Klein: Dass wir eine tolle Chance mit dem Orchester haben, davon bin ich überzeugt. Es ist ein wichtiges kulturelles Aushängeschild der Stadt.

 

Was sind Ihre besonderen persönlichen Vorzüge, die Sie für diesen Job qualifiziert?

Klein: Ich denke, dass ich eine gut strukturierte Arbeitsweise mitbringe. Ich glaube, das ist für beides wichtig, für die Veranstaltungen und für das Kammerorchester. Ich verfüge zudem über kaufmännische Erfahrungen. Und auch Erfahrungen in Bereichen, in denen es darum geht, die Ressourcen, die man zur Verfügung hat, sei es personell oder finanziell, für ein bestmögliches Ergebnis einzusetzen.

 

Eine Ihrer ersten Amtshandlungen als Geschäftsführer wird es sein, zwei Bereichsleiter einzustellen. Welches Anforderungsprofil schwebt Ihnen dabei vor?

Klein: Dazu wird es intensive Gespräche mit der Stadt und den Kulturverantwortlichen im Stadtrat geben. Mir ist es generell wichtig, dass die Mitarbeiter, die in der GmbH arbeiten, das Thema Verlässlichkeit und Flexibilität hochhalten sowie den Dienstleistungsgedanken.

 

Und wie sieht es mit kulturellen Kompetenzen aus?

Klein: Mir geht es darum, dass die Mitglieder im Kulturausschuss und der Stadtrat sich darauf verlassen können, dass hier mit einem hohen qualitativen Anspruch gearbeitet wird. Flexibilität ist nötig, da wir eine sehr hohe Bandbreite an Aufgaben haben werden. Wir haben es mit einer dienstleistenden GmbH zu tun. Es geht darum, die Beschlüsse optimal umzusetzen.

 

Das Interview führte

Jesko Schulze-Reimpell.