Ingolstadt
"Ingolstadt ist für mich ein Stück Heimat"

15.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:34 Uhr

Liana Issakadze: "Das Wichtigste für mich ist, dass ich wieder in Ingolstadt spielen werde." - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Nach fast 15 Jahren gibt die Geigerin Liana Issakadze erstmals wieder ein Konzert in Ingolstadt. Issakadze hat jahrelang das Georgische Kammerorchester geleitet, 1990 emigrierte sie mit den Musikern von Tiflis nach Ingolstadt, 1995 gab sie ihre Position als Chefdirigentin auf. Unser Redakteur Jesko Schulze-Reimpell sprach mit der Musikerin über ihre Pläne und ihr Verhältnis zu Ingolstadt.

Frau Issakadze, vor 15 Jahren haben Sie Ingolstadt als Leiterin des Georgischen Kammerorchesters verlassen. Was für ein Gefühl ist es, jetzt zurückzukehren?
 

Liana Issakadze: Ich liebe diese Stadt. Ich werde ewig dankbar sein für das, was diese Stadt für mich getan hat. Für mich ist das natürlich eine tolle Gelegenheit, nach über zehn Jahren erstmals wieder dort aufzutreten. Ich habe immer noch viele Freunde in Ingolstadt. Natürlich hoffe ich, dass das Publikum mich inzwischen nicht vergessen hat. Was mir aber auffällt: Immer wieder passiert es nach meinen Konzerten, dass Menschen aus Ingolstadt auf mich zukommen und mir gratulieren.

Würden Sie mit dem Orchester gerne mal wieder auftreten?

Issakadze: Das ist eine andere Frage. Vor einigen Monaten bin ich die unzähligen Videoaufzeichnungen von meinen Konzerten durchgegangen, um sie auf DVD zu überspielen. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mein Spiel von außen beobachten konnte. Als ich das sah, war ich total begeistert vom Georgischen Kammerorchester. Ich war noch einmal sehr sehr dankbar, dass dieses Orchester 17 Jahre lang, bis zur letzten Probe, so fantastisch gespielt hat.

Eine Zeit lang gab es zwei Georgische Kammerorchester, denn Sie haben ein neues Orchester gegründet, als Sie Ingolstadt verlassen haben?

Issakadze: Nein, ich habe dieses Orchester nicht gegründet. Als ich Mitte der 90er Jahre das Orchester verlassen wollte, habe ich das dem Kulturministerium in Georgien geschrieben. Ich musste das tun, denn schließlich hatte ich bis dahin nicht nur ein Gehalt in Ingolstadt erhalten, sondern ich wurde auch von Tiflis bezahlt. Die Regierung hat damals dem Ingolstädter Orchester quasi die Lizenz entzogen. Die Bedingung, dass dieses Orchester im Ausland weitergeführt wird, war, dass ich dieses Orchester leite. Da ich nun wegging, hat man in Georgien beschlossen, dass das Orchester wieder nach Tiflis zurückkehren muss. Das allerdings wollten die Musiker in Ingolstadt nicht. Daraufhin hat man in Georgien entschieden, ein neues Orchester zu gründen, das ich dann bis 2004 geleitet habe. In gewissem Sinne habe ich das Georgische Kammerorchester gar nicht verlassen, ich habe nur die Musiker in Ingolstadt zurückgelassen und das auch nur deswegen, weil ich nicht das Talent dazu habe, ein Orchester als Geschäftsführerin zu führen. Ich habe schon nach einem Jahr in Ingolstadt Oberbürgermeister Peter Schnell und auch dem jetzigen Geschäftsführer Jürgen Köhler signalisiert, dass mich diese Aufgabe überfordert. Aber es ist nichts geschehen, bis ich wegging. Das war furchtbar. Ich habe das Orchester als Arbeitgeberin teilweise auch finanziert durch Einnahmen, die ich als Solistin hatte. Denn das, was Audi und die Stadt dem Orchester damals an finanzieller Hilfe gewährten, reichte nicht aus.

Was ist denn aus dem neuen Staatlichen Georgischen Kammerorchester geworden?

Issakadze: Das Orchester gibt es noch. Ich war künstlerische Leiterin des Orchesters, ich habe es aber nicht dirigiert. Das ging nicht, weil ich damals in München und nicht in Georgien lebte. Ich habe mit dem Orchester zum Beispiel zum Millennium eine Art Kreuzzug-Reise von Tiflis nach Jerusalem gemacht. Dabei haben wir auch in Eichstätt gespielt. Ich habe überhaupt mehrere Tourneen unter anderem auch in Deutschland mit dem Orchester gemacht, außerdem verschiedene Festivals gegründet.

Inzwischen sind Sie wieder eine reisende Virtuosin. Genießen Sie dieses Leben?

Issakadze: Natürlich. Ich lebe jetzt nur noch in Cannes und habe ziemlich interessante Pläne. Aber ich dirigiere auch wieder. Im vergangenen Jahr habe ich etwa in Berlin auf Wunsch des georgischen Außenministeriums ein neues Balkan-Orchester dirigiert. Auch in Zukunft sind noch mehrere Gastspiele mit mir als Dirigentin geplant. Eigentlich wollte ich ja spätestens mit 50 aufhören, als Geigerin aufzutreten. Jetzt bin ich aber bereits 65 Jahre alt und ich fühle mich immer noch sehr jung und konzertiere sehr viel. Ich denke, ich bin in glänzender Form. Und ich habe viele Aufträge. So werde ich jetzt zum Beispiel sämtlich Violinkonzerte des Mendelssohn-Schülers Ferdinand David mit dem berühmten Montreal Symphony Orchestra für die CD aufnehmen. Aber das Wichtigste für mich ist im Moment, dass ich wieder in Ingolstadt spielen werde. Denn Ingolstadt ist für mich ein Stück Heimat.

Die Geigerin Liana Issakadze spielt zusammen mit der Pianistin Carmen Piazzini Werke von Dmitri Schostakowitsch, Robert Schumann, César Franck und Camille Saint-Saëns. Beginn des Konzertes im DK-Forum ist am 4. November, 20 Uhr. Karten gibt es in den DK-Geschäftsstellen und unter Telefon (08 41) 9 66 68 00.