Ingolstadt
Zum Auftakt ein Karl-Valentin-Abend

29.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Foto: Reinhold Weinretter

Ingolstadt (DK) Leni Brem (33) und Falco Blome (42) haben sich viel vorgenommen: vier Eigenproduktionen und 19 Gastspiele - und das nur in den ersten drei Monaten der neuen Spielzeit. Die beiden bilden die neue Doppelspitze des Altstadttheaters Ingolstadt und stellten am Freitag ihr neues Programm von Ende Oktober bis Ende Januar vor.

Weil der Wechsel sich auch im Erscheinungsbild niederschlagen soll, hat die Designagentur "schnellervorlauf" auch ein neues Logo für das Haus entwickelt, das 2005 von Ingrid Cannonier gegründet und ab 2009 von Johannes Langer weitergeführt wurde. Sigrid Lorenz präsentierte ein Logo, das mit seinen geometrischen Formen viel Spielraum für Assoziationen bietet. Es spielt nicht nur mit den Buchstaben A und T (für Altstadttheater), sondern greift auch die Architektur auf. Schließlich befindet sich das Theater mitten im Herzen der Stadt unterm Dach. "Das Logo lässt viele Interpretationen zu - das passt zum Theater. Theater kann schließlich alles sein", meinte Leni Brem.

Mit ihrem Programm wagen die beiden den Spagat, jüngeres Publikum anzusprechen, aber das ältere nicht zu vergraulen. Mit Blick auf die Größe des Theaters (maximal 99 Plätze) setzen sie dabei verstärkt auf kleinere Stücke und wollen den Schwerpunkt auf das Bayerische und das Komödiantische legen.

Womit könnte man also besser starten als mit einem Karl-Valentin-Abend? "Ich bin ja auch kein Mensch, ich bin ein Bayer" heißt der Abend, der unter der Regie von Falco Blome das Haus unter neuer Führung am 28. Oktober eröffnen soll. Zumindest, wenn man noch rechtzeitig einen Valentin-Darsteller verpflichten kann, der an der Seite von Adelheid Bräu (als Liesl Karlstadt) den dialektischen Humor des Münchner Sprachakrobaten auf die Bühne bringt. Eine Collage aus bekannten und unbekannten Valentin-Texten wird Falco Blome dafür zusammenstellen.

Als zweite Eigenproduktion wird "Paradiso" von Lida Winiewicz auf dem Spielplan stehen - in der Regie von Leni Brem. Darin wird mit großer Leichtigkeit und in pointierten Dialogen von der ungewöhnlichen Freundschaft zweier Frau-en erzählt. Worum geht es? Seit ihrer Pensionierung sitzt die ehemalige Schulleiterin Martha am liebsten alleine am Parkteich und füttert Enten. Eines Tages lernt sie dort Vicky kennen. Aber ist die arbeitslose Krankenschwester, deren letzter Privatpatient gerade erst gestorben ist, vielleicht nur an Marthas Vermögen interessiert? Es spielen Manuela Brugger und Kathrin Becker.

Falco Blome will außerdem seine Produktion "Der Boanlkramer sucht sein Paradies" (Boanl wohlgemerkt ohne d) im Altstadttheater zeigen. Ein Stück, das er vor drei Jahren für eine Kneipe in Pfaffenhofen geschrieben und mit Olivia Wendt aufgeführt hat. Sie spielt den Tod, der frustriert in der Wirtschaft sitzt und über Gott und die Welt philosophiert. Die Zeiten haben sich geändert. Der Tod ist nicht mehr in Mode. Ob er vielleicht umschulen soll?

Als vierte Eigenproduktion will Leni Brem "Eine Sommernacht" zeigen, die Geschichte von zwei Thirty-Somethings, die sich in einer Bar kennenlernen und sich nach ihrem One-Night-Stand zufällig wiedertreffen. Die Komödie von David Greig und Gordon McIntyre hatte gerade im Münchner Hofspielhaus Premiere, wo Leni Brem auch weiterhin arbeiten wird. Es spielen Laura Cuenca Serrano und Ferdinand Schmidt-Modrow, der in der Nähe von Schrobenhausen aufgewachsen ist und mit den Rosenmüller-Filmen (u. a. "Beste Zeit") bekannt wurde.

Daneben sind zahlreiche Kooperationen geplant - etwa mit den Künstlerinnentagen. So wird die "Ladies Crime Night" am 8. Oktober im Altstadttheater stattfinden. Neun Krimiautorinnen werden eine bestimmte Zeit aus ihren aktuellen Büchern lesen - bis ein Schuss fällt. Wenn's gut getimed ist, im spannendsten Moment. Außerdem wird Sabine Wackernagel am 30. Oktober zu einer Matinee erwartet. Sie wird ihr Programm "Raben - und andere Mütter" vorstellen. Eine kabarettistische Collage aus verschiedenen Texten über Mütter, Schwiegermütter und Glucken. Die Fleißer-Gesellschaft feiert ihr 20-jähriges Bestehen im November im Altstadttheater. Dann wird die Schauspielerin Anna Maria Sturm, bekannt aus der Rosenmüller-Trilogie oder aus dem "Polizeiruf 110", Fleißer-Texte lesen.

Außerdem geplant: ein "Tagebuch-Slam", bei dem Freiwillige aus ihren alten Tagebüchern rezitieren. Für diese Reise in die Peinlichkeiten der Vergangenheit, aber auch in ein bestimmtes Lebensgefühl werden noch Mitwirkende gesucht.

Hinter "Brot & Spiele" verbirgt sich eine Art Live-Gesellschaftsspiel. Dabei werden zwei bis drei Schauspieler Szenen aus Filmen, Theaterstücken oder Literatur performen und dem Publikum Rätsel aufgeben: Wie geht die Szene weiter? Wer ist der Autor? Wie heißt die Figur? Ein Abend mit Verköstigung.

Zusammen mit dem Joey-Finger-Quartett soll es einen Abend mit Texten zum Thema "Angst" geben. Ingrid Cannonier wird aus dem Briefwechsel von Coco Chanel und Igor Strawinsky lesen, die eine kurze Affäre hatten (am Piano: Renate Ketzler). Thomas Darchinger ist mit seinem "Bavarical" zu Gast. "Zwoa Bier" präsentieren ihr musikalisches Programm "mit bairischen Texten voller Bier und Verstand". Der Münchner Autor Harald Kämmerer reist mit seinem Krimiprogramm "Mangfall ermittelt" an. André Hartmann mit seinem Wunsch-Konzert "Radio Aktiv". Und Andrea Pancur wird Alpenklezmer zu Gehör bringen.

Außerdem zu Gast: The Sensational Skydrunk Heartbeat Orchestra aus Aichach mit Ska-Pop, der bayerische Rapper Monaco F und der Musikkabarettist Julian Wittmann. Eine neue Reihe wird sich "Lokalmatadoren" widmen, also den regionalen Künstlern (von Gscheiterhaufen bis Poem) eine Bühne bieten.

Und: Es soll eine Art Sammel-Abo geben - wie es viele Coffeeshops anbieten. Nach einer gewissen Anzahl Stempel gibt es eine Vorstellung gratis. Der Kartenvorverkauf beginnt im September.