Ingolstadt
Weißwurst-Eis und Dobrindt-Schelte

Lizzy Aumeier, Josef Brustmann und Chin Meyer bei der Kultshow "Wer dablost's" in Ingolstadt

12.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:57 Uhr

Die Frau ist ein Kracher: Lizzy Aumeier war zu Gast bei "Wer dablost's" in der Halle neun in Ingolstadt. Mit Verve und Elan hat sie den Gastgeber, Andreas Hofmeir, verbal in den Hintergrund gespielt. Und Josef Brustmann probierte sich auch an der Tuba aus. - Fotos: Erl

Ingolstadt (DK) Die Hitze liegt drückend über der Stadt und über der Halle neun. Draußen herrscht selbst am Abend noch bestes Badewetter, drinnen steht Andreas Hofmeir für seine Kultshow "Wer dablost's" auf der Bühne. "Wegen mir hätten wir das heute nicht machen müssen. Warum hockt ihr bei einem so tollen Biergartenwetter auch da herin", fragt er sein Publikum. Es sind nicht ganz so viele wie bei den letzten Rendezvous mit der alten Tuba Rosalinde, die zentral auf der Bühne thront. Jeder seiner Gäste muss ein paar Töne aus diesem verbeulten Blechungetüm herausquälen, bevor sie zum Talk auf dem Sofa Platz nehmen. Das ist schließlich eines der Grundgerüste dieser Show. Seine Gäste sind diesmal musikalische Kabarettisten: Lizzy Aumeier, Josef Brustmann, Chin Meyer.

Vor dem Auftritt seiner Gäste und nach dem Auftakt durch die famose Schutter-Neun-Showband fasst Hofmeir sonst immer das aktuelle politische Geschehen in selbst gereimte und zündende Satireverse zusammen. "Diesmal sage ich gar nichts, kein Gedicht, keine Politik", verkündet er ins enttäuschte Publikum, und ein aufrichtig bedauerndes, kollektives "Ooh" kommt von dort zurück. Aber nein, so ganz kann es der bissige Denker doch nicht lassen. Er schwadroniert über extremistische nordirische Protestanten, einen weichen Brexit und die Milch von katholischen nordirischen Kühen. "Das ist alles wegen der Zollunion, davon profitiert auch Audi. Denn wenn's Audi gut geht, dann gibt es hier Schweinebraten statt Knäckebrot", bringt er die Ökonomiefrage auf den Punkt. Er fragt sich auch, warum Bundesverkehrsminister Dobrindt dem Audi-Chef Stadler eine reingewürgt hat. "Ein Politiker macht das nur, wenn er noch was werden will. Aber was will der Dobrindt noch werden? Der muss froh sein, dass er überhaupt was ist", ätzt Hofmeir und hat die Lacher im Publikum auf seiner Seite.

Die Lacher für ihre ganz spezielle Art von Kabarett hat auch Lizzy Aumeier gleich danach für sich. Die Frau ist ein Kracher - im mehrfachen Sinn des Wortes, und sie geizt nicht mit Direktheiten zu allen Lebenslagen. Auch sie staunt über die Publikumstreue bei so schönem Sommerwetter. "In deinem Alter geht man an so einem Abend nicht zu einem dicken Tubisten und einer alten Frau", empfiehlt sie der 20-jährigen Franzi im Publikum.

Ein Highlight allerdings ist das Duo aus Kontrabass und Tuba, das Aumeier und Hofmeir danach gemeinsam geben - eine Weltneuheit, die aber sicherlich nicht zum Standard im Klassikbereich werden wird. Der Musiker Josef Brustmann samt Zither im Sound von AC/DC und Chin Meyer in der Figur des satirischen Steuerfahnders Siegmund von Treiber sind die nächsten Gäste. Jeder von den dreien muss auch diesmal eine eigenartige Aufgabe mit Körpereinsatz lösen. Hofmeir hat bayerisches Eis vorbereiten lassen, und sie müssen die speziellen Eiskreationen erschmecken. Alle tun sich schwer, die Geschmacksrichtungen Weißwurst, Obatzter oder Meerrettich und Kartoffelsalat über den Gaumen zu bringen.

Hofmeir ist in der Runde seiner Gäste sonst immer ein selbstbewusster Talkmaster, der die Themen lanciert. Schade nur, dass er sich diesmal von Lizzy Aumeier die Moderation zu oft aus der Hand nehmen lässt. Dabei ist der barfüßige Tubaprofessor ein herrlich hintersinnig denkender und humorig formulierender, wunderbar bösartig kombinierender Freigeist, von dessen spontanen Geistesblitzen und lockerer Schnauze das Talkshowkonzept seine Spritzigkeit bezieht. Lizzy Aumeier dagegen mag sich am liebsten nur über wenige Themen unterhalten. Das sind ihre Figur, ihr Alter und Sex ohne Erotik. Zum Finale aber sind alle beim "G'stanzlsingen" wieder verbal gleichberechtigt. Von ihren kurzzeiligen Rundumschlägen bleiben wenige aus der Landes- und Bundespolitik verschont. Sogar der US-Präsident nicht. "Das Beste an Trump - er kommt niemals nach Ingolstadt", freuen sie sich im Versmaß.