Ingolstadt
Wahnwitziger Blick hinter die Kulissen

Neu am Stadttheater Ingolstadt: Schauspieler Marc Simon Delfs stellt sich in der Komödie "Der nackte Wahnsinn" vor

06.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:06 Uhr

Die Premiere naht, aber nichts funktioniert. In Michael Frayns "Der nackte Wahnsinn" - hier ein Probenfoto - regiert das Chaos, nicht nur wegen diverser Lieb- und Feindschaften der Akteure. - Fotos: Hauser, Olah

Ingolstadt (DK) Ein Schauspielensemble steht mit der Komödie "Nackte Tatsachen" unmittelbar vor der Premiere, und nichts klappt. Wohin mit den Sardinen? Welche Tür ist die richtige? Weil eine der Schauspielerinnen immer noch die Requisiten vergisst, eine andere ständig ihre Kontaktlinsen verliert und Abläufe alkoholbedingt durcheinandergeraten, verliert der Regisseur langsam die Nerven. "Der nackte Wahnsinn" heißt Michael Frayns Komödie von 1982, die vor zehn Jahren schon mal am Stadttheater Ingolstadt zu sehen war. Eine temporeiche Klipp-klapp-, Tür-auf-Tür-zu-, Verwechslungskomödie, die das Spiel mit Theaterklischees zum Prinzip erhoben hat und einen Blick hinter die Kulissen gewährt - im wahrsten Sinne des Wortes.

Denn im zweiten Akt wird die Bühne gedreht, und das Publikum sieht, was sich hinter der Bühne abspielt. Der dritte Akt - eine weitere Aufführung des Tourneetheaters - wird wieder von vorn gezeigt. Aber die Vorstellung endet im Chaos auf und hinter der Bühne. Unter der Regie von Caroline Stolz feiert sie am Samstag, 9. Dezember, im Großen Haus Premiere.

Es spielen Mara Amrita, Ingrid Cannonier, Sandra Schreiber, Teresa Trauth, Wolfgang Böhm, Ulrich Kielhorn, Ralf Lichtenberg, Sascha Römisch und Marc Simon Delfs (kleines Foto). Letzterer ist neu im Ensemble - und stellt sich in der Komödie "Der nackte Wahnsinn" erstmals dem Ingolstädter Publikum vor. Er spielt Tim, den total überarbeiteten Regieassistenten, der auch mal als Zweitbesetzung einspringen muss.

Marc Simon Delfs wurde im schleswig-holsteinischen Heide geboren und wuchs in Meldorf auf, eine Kleinstadt mit 8000 Einwohnern. "Es gibt eine Amateurtheatergruppe am Ort und das Landestheater kommt sporadisch vorbei. Aber dort hat im Prinzip alles angefangen", erzählt er. Denn in der vierten Klasse stellte die Lehrerin ein Theaterprojekt auf die Beine - und betraute Delfs mit der Hauptrolle. An diesem "Dummen August" fand er so großen Gefallen, dass bis zum Abitur stets irgendwelche Theaterprojekte nebenher liefen. Zusätzlich zu den unzähligen Hobbys von Schach, Segeln, Segelfliegen und Gitarre- und Klavierspielen bis zu Auftritten mit der Bigband und der eigenen Band.

Zweimal fuhr der Deutsch- Leistungskurs ins 100 Kilometer entfernte Hamburg ans Schauspielhaus und ans Thalia Theater. Die Nicolas-Stemann-Inszenierung beeindruckte ihn damals sehr. "Er ist bis heute mein Lieblingsregisseur", sagt Delfs. Der Berufswunsch war geweckt. Er ging nach Hamburg und studierte von 2009 bis 2012 am Schauspielstudio Frese. Danach schrieb er genau eine Bewerbung, hatte ein Vorsprechen - und ein Engagement am Theater Junge Generation Dresden. Fünf Jahre war er dort. "Das Theater ist ja breit aufgestellt: Vormittags spielt man für die allerkleinsten Knirpse oder für Pubertierende, abends schon mal einen Werther oder den Faust von Christopher Marlowe", sagt er. Und auch, wenn er jetzt in Ingolstadt in den Abendspielplan wechselt - "es bleibt der gleiche Beruf. Egal mit welchem Stoff man sich befasst, ist immer wieder die gleiche Hingabe und das gleiche Handwerkszeug gefragt". Aber nach fünf Jahren Kinder- und Jugendtheater dürstet es ihn einfach nach anderen Stoffen.

Seine Stärke? "Eine extrem große Neugier für alles." Im Sommer war er mit seiner Band Xaleo ("handgemachte Rockmusik") auf Konzerttour unterwegs. Er hat sein Spanisch vorangetrieben, seine Kochkünste verfeinert und das Bouldern (Klettern ohne Kletterseil und Klettergurt an Felsblöcken, Felswänden oder an künstlichen Kletterwänden in Absprunghöhe) für sich entdeckt. Schließlich: "Als Schauspieler kann man so was immer wieder mal brauchen."

"Der nackte Wahnsinn" hat am Samstag, 9. Dezember, um 19.30 Uhr im Großen Haus Premiere. Kartentelefon (08 41) 30 54 72 00.