Ingolstadt
Jubel-Ouvertüre und Lohengrin-Echo

Vorweihnacht der guten Herzen: Abwechslungsreiches Wohltätigkeitskonzert des Bundeswehr-Musikkorps in Ingolstadt

22.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Ein wunderbares Konzert, das zu Herzen ging: Das gut 60-köpfige Musikkorps der Bundeswehr unter Leitung von Oberstleutnant Christoph Scheibling begeisterte im Festsaal mit Märschen, Pop und klassischen Werken. - Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Romantik war angesagt beim 45. Wohltätigkeitskonzert des Ausbildungszentrums der Pioniere und der Stadt Ingolstadt zugunsten der Vorweihnacht der guten Herzen. Mit 1037 verkauften Karten wurden die erhoffte 1000er-Marke erreicht und 13 300 Euro für die Lebenshilfe eingespielt.

Zackige Märsche und klassische Werke zu einem fulminanten und trotz unterschiedlicher Stilrichtungen und Entstehungszeiten der Kompositionen in sich stimmigen Konzert zu verbinden, ist eine Spezialität des Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg. Berühmte Werke neu zu arrangieren ist stets ein Wagnis. Aber keines, das Stabsfeldwebel Guido Rennert, der talentierte Arrangeur des Musikkorps, fürchten müsste. Seine konzertante "Lohengrin"-Fantasie vereint alle Facetten des berühmten Wagner-Werks, und dem 60-köpfigen Orchester unter versierter Leitung von Oberstleutnant Christoph Scheibling gelingt eine atemberaubende Interpretation, unter anderem mit Echoeffekten, für die einige Bläser außerhalb des ausverkauften Festsaals platziert worden sind. Lohengrins Motiv "Nie sollst du mich befragen" zieht sich wie ein roter Faden durch die berauschende Klangvielfalt, in der Königsfanfaren von der Empore herab zusätzlich Akzente setzen. Unverkennbar Elsas Brautchor, der in dem spannungsreichen Werk beinahe humorvoll für Entspannung sorgt. Großartig, welche Energie, welche Strahlkraft, und welche Farbenvielfalt das Ensemble in den sich bis zur Hymne aufschwingenden Passagen entfaltet, nicht minder beeindruckend der Nuancenreichtum in den zarten, weiblichen Partien. Eine Glanzleistung für ein symphonisches Blasorchester, das keine Sekunde lang ein Sinfonieorchester samt Streichern vermissen lässt.
 

Besondere Freunde habe sich Rennert vor allem unter den Holzbläsern geschaffen, verrät Scheibling augenzwinkernd, als er die "Jubel-Ouvertüre" op. 59 von Carl-Maria von Weber ankündigt. Ein eher selten gespieltes Werk, das höchste technische Anforderungen an die Musiker stellt, die Zuhörer dafür mit einer breit angelegten, patriotisches Pathos verströmenden Klangfülle berauscht. Die gipfelt in einem Spannungsbogen, der sich in dem überraschenden "Heil dir im Siegerkranz" entlädt.

Märsche gehören natürlich zum Standardrepertoire eines jeden Blasorchesters, ganz besonders der Militärmusiker, die mit "Der Rheinströmer" eine schwungvolle Kostprobe aus der geplanten CD "Deutsche Armeemärsche" geben. Wann das Vorhaben, alle wichtigen Armeemärsche aufzunehmen, fertig werde, könne er nicht sagen, merkt Scheibling an, sicher aber "vor dem Berliner Flughafen". Majestätisch gelingt der "Königsmarsch" von Richard Strauss, überraschend traditionell der fröhlich-beschwingte "Cyber-Marsch", von Hauptfeldwebel Sebastian Middel eigens für das neue Kommando "Cyber- und Informationsraum" der Bundeswehr komponiert. Im 60-Schlag-Takt soll "In Memoriam" von Marin Rickart an den heuer verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl erinnern. Die "noble, feine Melodie" kündigt Scheibling mit hochpathetischem Lobgesang auf Kohl an und legt den Konzertbesuchern nahe, die Zeit für ihren persönlichen Abschied von dem Staatsmann zu nutzen.

Poppig wird es dann zum Abschluss wieder mit einer Hommage für Piano Man Billy Joel. "Symphonic Piano Man" ist eine gelungene Auswahl der größten Erfolge des amerikanischen Songwriters mit deutschen Wurzeln, ehe das gut zweistündige Konzert mit Beifallsstürmen, Standing Ovation und dem Mussinan-Marsch als Zugabe sowie Bayern- und Nationalhymne zu Ende geht.

Den Scheck für die Lebenshilfe überreicht General Lutz Niemann, Kommandeur des Ausbildungszentrums der Pioniere gemeinsam mit Scheibling und einem 45-Jährigen - analog zum 45. Konzert - aus dem Publikum an Alt-OB Alfred Lehmann.