Ingolstadt
Von wegen relativ simpel

Kabarettist Stephan Zinner war mit seinem neuen Soloprogramm in Ingolstadt und weiß sein Publikum zu unterhalten

19.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Dass er auch eine musikalische Ader hat, bewies der Kabarettist Stephan Zinner in der Neuen Welt. - Foto: Leurs

Ingolstadt (DK) Eines ist klar: Stephan Zinner hat sein Publikum im Griff. Zurzeit tourt er mit seinem neuen Programm "relativ simpel" durch die bayerischen Lande. Am Montag machte er Station in Ingolstadt und erzählte in seinem über zweistündigen Programm vor vollem Haus in der Neuen Welt über sein Leben.

Ganz allein stand er allerdings nicht auf der Bühne. Auf dem Schlagzeug begleitete ihn der Schweizer Andy Kaufmann bei seinen Liedern.

"Eigentlich könnte das Programm auch Wilde Zeiten - Teil 2 heißen", sagt Zinner gleich am Anfang. Denn wie in seinem letzten Soloprogramm sind ihm wieder allerhand Alltagskuriositäten widerfahren. Etwa als Fahrradfahrer in der Münchener Innenstadt an der roten Ampel. "So stelle ich mir den Sprintteil bei der Tour de France vor." Oder die Fahrradfahrer, die sich in hautenge Sportkleidung zwängen. Das sei wie beim FKK. Es machen nie die Richtigen.

Aber auch andere Sportarten kriegen ihr Fett weg. Etwa beim Biathlon. "Die können ja nur gedopt sein", ist sich Zinner sicher. Denn wenn nicht, würde beim Schießen die Vogelpopulation hinter den Scheiben stark dezimiert. So bleibe als einziger wahrer Sport der Fußball übrig. "Alte Herren, schwitzende, bebende Körper, die über die Wiese schnellen wie Blitze - ne warte, ich hab's durchgestrichen - wie Kugelblitze."

Neben dem Sport beschäftigt ihn gerade auch das größte Volksfest der Welt. Das Oktoberfest ist für ihn auch brutal teuer. "Du musst nicht mal auf die Wiesn gehen. Es reicht schon, wenn du mit nem Hunderter zu nah rankommst - flutsch - weg ist er."

Und auch aus dem Familienleben kann der dreifache Vater viel berichten. Als sein ältester Sohn die erste Freundin hatte, wollte seine Frau ihn mit dem Satz "Ich glaub, die tun schon. . ." vorsichtig darauf vorbereiten, mit ihm "das Gespräch" zu führen. Das hakte Zinner sehr pragmatisch ab. "Mein Sohn, tat's ihr verhüten" Antwort: "Ja." Vater: "Gut." Und damit war für ihn das Thema durch.

Egal, ob über Sport, seine Familie oder die Wiesn: Stets schafft es Zinner, sein Publikum zum Lachen zu bringen. Etwa, wenn er den Unterschied zwischen einer norddeutschen und einer oberbayerischen Verkäuferin erklärt. Während die aus dem hohen Norden mit überkorrektem Hochdeutsch möglichst zuvorkommend helfen will, mimt er die Oberbayrische, indem er die Hände ins Gesicht schlägt, sich vom Publikum wegdreht und ruft: "Oh Gott, da kommt Kundschaft."

Aufgelockert werden die kabarettistischen Stücke durch Lieder auf der Gitarre, in denen er sich als großer Bluesfan outet. Mit seiner sonoren Stimme gelingt es ihm, die Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Einen Song widmete er Bob Dylan, über den er sagt: "Toll, das mit dem Literaturnobelpreis. Endlich mal ein Preisträger, von dem ich alle Bücher gelesen habe." Der Schweizer Andy Kaufmann muss auch für manchen Gag herhalten. "Andy fungiert als Vorkoster", erklärt der Kabarettist. "Wir fahren halt auch in Gegenden, wo wir das essen, was vor Ort angebaut wird - meistens Schnitzel." Zusammen sorgten die beiden für einen sehr gelungenen Kabarettabend.