Ingolstadt
Von wegen öde und langweilig

Ausstellung im Haus im Moos über die verborgene Schönheit dieser Landschaft Sonderöffnungen an zwei Sonntagen

23.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Der Maler Viktor Scheck bildete die für das Donaumoos typischen Birken ab. - Foto: Ademi

Ingolstadt (DK) Verwunschen, öde und gefährlich: Mit diesen drei Attributen werden Moore und Moorlandschaften bis heute charakterisiert. Erst im 18. Jahrhundert beginnen Künstler allmählich, den ökologischen Übergangszonen zwischen festem Land und Wasser Beachtung zu schenken und in ihren Werken die einzigartige Schönheit der unterschätzten Naturzonen einzufangen. In der Kunst gewinnt damit ein Motiv an Bedeutung, das auch viele zeitgenössische Künstler für sich erkannt haben.

Und davon gibt es insbesondere in der Region einige: Sieben Künstler und damit sieben verschiedene Sichtweisen werden in der Ausstellung ,,Das Donaumoos - Die verborgene Schönheit" präsentiert: 39 Exponate im Haus im Moos in Kleinhohenried im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.

Ob Objekt, Malerei oder Druckgrafik: Den Betrachtern wird ein breites Spektrum geboten, das an Vielfältigkeit kaum zu übertreffen ist. Selbst die einzelnen Werke des in Hohenwart geborenen Malers Siegfried Sig Fabig stehen im Kontrast zueinander: Einerseits kann der Betrachter vier Ölgemälde des Künstlers bestaunen, die detailgetreue Abbildungen des Donaumooses zeigen - lichterfüllte Landschaften zu verschiedenen Tageszeiten, abgerundet durch harmonische Farbabstimmungen. Als Gegenpol dazu: abstrahierte Abbildungen auf Papier. Von Bedeutung sind hier die einzelnen Schichten der Mooslandschaft, die Fabig durch die Zusammensetzung verschiedenfarbiger Papierstreifen geschickt hervorhebt.

Bereits hier fällt der Blick unweigerlich auf die Birken, die nicht nur der Grafiker Fabig in seine Werke integriert. Auch der 1952 in Schrobenhausen geborene Maler und Zeichner Viktor Scheck bildet die für das Donaumoos typischen Bäume ab, wie etwa in seinem Bild "Moosbirken". Sowohl in diesem als auch in seinen anderen Exponaten löst sich der Künstler von der malerischen Abbildungsfunkton, verzichtet auf Details und hält in seinen Werken lediglich seine sensuellen Impressionen fest. Durch die bewusste Reduktion der Formen und der damit einhergehenden Auflösung des Körperlichen entstehen eindrucksvolle Momentaufnahmen.

Anders als Fabig und Scheck, die die Mooslandschaft malerisch abbilden, setzt der Künstler Bernd Thomas Zimmermann das Thema der Ausstellung um: Dieser holt ein Stück der Mooslandschaft in die Galerie. Zufällig entdeckte der gebürtige Münchner das besondere Holz aus dem Donaumoos und verarbeitete es zu eindrucksvollen Skulpturen: fast naturbelassene Erdstämme bis hin zu Schalen-Objekten. Mit dem Moor-Eichen-Holz wählt er eines der seltensten und wertvollsten Hölzer weltweit.

Auf Spurensuche hat sich auch Sieglinde Bottesch begeben, hat versucht, eine vage Vorstellung von der Landschaft im Donaumoos zu bekommen. Was diese für Bottesch auszeichnet, ist die ,,Poesie der Stille und der klaren Formen". In ihren markanten Objekten thematisiert Bottesch die sich stets im Wandel befindende Natur: Ihre Objekte reichen von drei kleinen Stieren aus Bronze, Messing und Keraquick über ihr aus Keraquick bestehendes Werk ,,Schlummer" bis zu drei Beuteln samt Samen aus gewachstem Chinapapier.

Detailtreue und Plastizität: Merkmale, die Sieglinde Botteschs Werke auszeichnen und gleichzeitig im Kontrast zu den Exponaten von Werner Kapfer. Dieser spielt mit der Wirkung der in den Moorlandschaften vorkommenden Farben: Mit seiner Farbfeldmalerei lässt der Künstler Farbmodule entstehen, die man aus den verschiedensten Winkeln betrachten kann und - durch die schimmernden Oberflächen - jedes Mal anders aussehen.

Ein visuelles Abenteuer sind die Werke der Künstler Karin Roth und Rudolf Ackermann. Linien und Striche: Mehr als diese Grundformen bedarf es für diese Künstler nicht, um ihre Eindrücke von der Mooslandschaft - die die im Donaumoos lebende Roth sogar tagtäglich sammelt - festzuhalten. Die Zeit und Zeitspannen sind das, was die Künstlerin in ihren Gemälden thematisiert und in minimalistischer Ausführung auf Edelstahl, Papier und Holz präsentiert.

Mit sieben künstlerischen Sichtweisen wird der Betrachter in die geheimnisvolle und besondere Welt der Moorlandschaften entführt und zu einem Perspektivwechsel angeregt: Von wegen, Moore sind öde und langweilig!

Haus im Moos, bis 8. April, Dienstag bis Donnerstag von 8 bis 17 und am Freitag bis 13 Uhr. An diesem Sonntag und am 11. März gibt es Sonderöffnungszeiten von 14 bis 17 Uhr. An diesem Sonntag ist Viktor Scheck, am 11. März Karin Roth um 14 Uhr anwesend.