Ingolstadt
Überirdisch schön

Die Städtische Galerie Harderbastei in Ingolstadt zeigt Werke von Sig Fabig

19.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:28 Uhr

Das sommerliche Schilf durchbricht in Sig Fabigs Bildmontage die Winterlandschaft - ein Hoffnungsstrahl - Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Wer Sig Fabig aus Schrobenhausen kennt, wird von seiner ersten Ausstellung in der Städtischen Galerie Harderbastei in Ingolstadt überrascht sein. Zumal der Titel "Kunststücke Sig Fabig Landschaften - Landschaftliches" den Besucher" nur auf etwa zwei Drittel der 41 Werke vorbereitet. "Bodennebel", "Morgenstimmung", "Flusslandschaft", die Ingolstädter Baggerseen in mehreren Motiven, der Waldsee bei Manching - sie alle sind typische Sig Fabigs. Stimmungsvolle Landschaftsbilder beziehungsweise Ausschnitte, die fast überirdisch schön im weichen, meist abendlichen Lichterspiel schimmern.

Ihnen gegenüber hängen Werke in Acryl auf Leinwand und Kapa-fix, die alle den sperrigen Titel "Strukturen" tragen, hie und da mal erweitert um eine Farbe oder die Zusatzinformation "12-teilig". Eine neue Technik, die der Autodidakt im vergangenen Jahr selbst entwickelt hat, nachdem er die Idee schon länger mit sich herumgetragen hatte. "Man muss nicht immer mit dem Pinsel malen", nur soviel verrät er Neugierigen, die wissen wollen, wie diese faszinierenden, abstrakten Bilder aus winzigen Farbtupfern, die sich zu kaum fassbaren Mustern verbinden, entstanden sind. Als "fein changierende Farbspiele", aus denen "ein für die Wahrnehmung kaum fassbares Flirren zwischen hellem Hintergrund und flechtenartig wuchernden Bildelementen entsteht", beschreibt sie Laudatorin Isabella Kreim während der Vernissage.

Auch Steine gehören zur Landschaft. Sie beherrschen den kleinen Nebenraum. "Jura" nennt Fabig die Bilder, die wuchtige, mit prächtigem Farbspiel beeindruckende Steinquader, ordentlich in einem Steinbruch aufgeschichtet, zeigen. Größer könnte der Kontrast zu den benachbarten "Strukturen 12-teilig" nicht sein.

Humor beweist der Künstler mit Reifenspuren auf Jurakalk, denen er den augenzwinkernden lateinischen Titel "Pneumus Pederatus" verleiht und mit "Flechtus Pederatus" ein Pendant gegenüberstellt, das kleine graugrüne Nester zwischen den Steinen zeigt.

Dass es Fabig auch bei den Landschaften - von denen einige ohnehin verschwimmend dargestellt sind - nicht um naturgetreue Abbildung geht, sondern um Emotionen, Stimmungen und vielleicht auch den Hinweis, wie leicht sie zu zerstören sind, ist besonders gut an den "Fragmenten" zu erspüren. Der Künstler hat beispielsweise ein sommerliches Schilf-Foto zerrissen und ein Fragment daraus in das Ölgemälde derselben oder einer ähnlichen Winterlandschaft gesetzt. Ein Eyecatcher par Excellence, nur noch getoppt von der benachbarten Collage, die aus mehreren Fragmenten zusammengesetzt ist, die Fabig teilweise gedreht hat und damit Georg Baselitz zitiert. Was ihm aber erst später aufgefallen sei, wie er beiläufig erwähnt. Eines der beeindruckendsten Werke der Ausstellung ist das Tryptychon "Blätterwerk", das links aus einem dichten graugrünen, rechts aus terracottafarbenem Blattwerk und in der Mitte einer harmonischen Komposition beider besteht.

Eine Ausstellung mit vielen Facetten, die viel mehr hält, als der auf Landschaften limitierende Titel verspricht.

Die Ausstellung ist bis Palmsonntag, 9. April, in der Harderbastei zu sehen, geöffnet ist von Donnerstag bis Sonntag, jeweils 11 bis 18 Uhr, an den Sonntagen (26. März, 2. April und 9. April) wird der Künstler während der Galerieöffnungszeiten anwesend sein, um mit interessierten Besuchern ins Gespräch zu kommen.