Ingolstadt
Tolle Stimmen, mitreißende Show

"The 12 Tenors" bieten im Ingolstädter Festsaal einen unterhaltsamen und kurzweiligen Konzertabend mit Klassikern und Evergreens

18.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Sechs von zwölf Tenören: Die sichtlich gut gelaunten Sänger begeisterten das Publikum im Festsaal in Ingolstadt mit stimmungsvollen Licht- und Toneffekten, humorvollen Moderationen und pfiffiger Choreografie. - Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Sie sind gute Bekannte in Ingolstadt, und so ist der Festsaal des Stadttheaters nahezu ausverkauft für die mitreißende Millennium-Show der "12 Tenors". Mit unsterblichen Melodien aus Oper, Musical, Rock und Pop begeistert die internationale Truppe. Dass die Besetzung ständig wechselt, weiß das treue Stammpublikum, doch es weiß auch, dass das Erfolgskonzept bleibt. Und das kann sich nicht nur hören, sondern auch sehen lassen, denn die jungen Männer haben offensichtlich ebenso viel Freude an den modernen Arrangements und augenzwinkernden Choreografien wie die Konzertbesucher.

Und so springt der berühmte Funke schon beim ersten Song, dem Volkslied "Funiculi Funicula", über. Das Publikum geht mit, klatscht und diese Stimmung hält sich den ganzen Abend, in den das Ensemble erstaunlich viele Lieder packt. Die Tenöre lassen Musik sprechen, moderiert wird wenig, das aber mit Klasse. Alexander Herzog, der über die variabelste, höchste und ausgereifteste Stimme verfügt, kommt auch als Moderator gut an, wenn er mit den Zuschauerinnen, vornehmlich in der ersten Reihe, schäkert, seine Späße über Franken, Oberpfälzer und Oberbayern - in Ingolstadt natürlich zugunsten Letzterer - reißt, mit seiner Leibesfülle kokettiert oder den Zuhörern gratuliert, weil sie "zwei Opern und ein Lied in sieben Minuten" überstanden haben. Das dauere üblicherweise mehrere Stunden, lässt er wissen, aber weil es "so lange dauert, bis der Sopran stirbt, und wir nur Tenöre sind, haben wir uns auf die wirklichen Highlights beschränkt". Sprich, stellvertretend "Auf in den Kampf" für Bizets Oper "Carmen" und "Libiamo" aus "La Traviata", gefolgt von "Granada" - ein wunderbares Klassik-Medley.

Davon hätte es gern noch mehr geben können, doch die aktuelle Besetzung der "12 Tenors" ist deutlich mehr in der modernen Musik daheim. Ein Hingucker das Dance-Medley, von den Stühlen reißt das abschließende Rock-Medley, und bestens kommen beim Publikum auch Queens "Bohemian Rhapsody" sowie die Songs von Michael Jackson an, zumal dessen Gestik nur dezent angedeutet wird.

Größer könnte der Kontrast kaum sein zum anschließenden Tenor-Klassiker "Nessun Dorma". Wobei die Bandbreite der Stimmen sehr weit reicht, einige Sänger wie Leo Roberts beispielsweise gingen gut auch als Bariton durch und tragen zu Stimmenvielfalt und Facettenreichtum bei. Tief unter die Haut geht "Halleluja" von Leonard Cohen, Gänsehaut erzeugt sowohl das weitgehend a cappella gesungene "Amazing Grace" als auch "Don't Cry For Me Argentina", zwar ungewohnt aus Männerkehlen zu hören, dennoch ein Hochgenuss. Wunderschön auch "La Donna e Mobile", "O Sole Mio" oder "Delilah", von Leo Roberts so inbrünstig gesungen, dass es des ironischen Eingreifens des Chors bedarf, um nicht zu pathetisch rüberzukommen.

Die Choreografie ist vergleichsweise dezent gehalten - das Ensemble war in früheren Besetzungen noch beweglicher, was daran liegen könnte, dass etliche Newcomer dabei sind, darunter auch der musikalische Leiter am Keyboard, James Harrison. Das Instrumental-Ensemble komplettieren Schlagzeuger Krysztof Zurad und Robert Wilkinson am zweiten Keyboard.

Die Soli werden überwiegend von Herzog oder "unserem Halbitaliener" (O-Ton Herzog), dem Südtiroler Julian Dionne, übernommen, dessen Italienisch eine deutliche Spur mehr Authentizität und Schmelz besitzt als das der Briten, die das Gros der Truppe stellen. "Sie haben Glück uns heute zu hören, denn dank Brexit müssen die Engländer gleich nach der Show heimreisen", behauptet Herzog.

Viel zu schnell vergehen zweieinhalb unterhaltsame Konzertstunden voller musikalischer Leckerbissen, gekonnt und pfiffig vorgetragen. Zwei Zugaben gibt es noch für das kräftig applaudierende Publikum, mit der letzten sagen Alexander Herzog, Fraser Findlay Erickson, Mark Irwin, Michal Snarski, Julian Dionne, Joseph Hewlett, Martin Holtgreve, Leo Roberts, Thomas Sankey, Christian Jones, Tom Norman und Simon Lynch "Time To Say Goodbye".