Ingolstadt
Theatergemeinde Ingolstadt feiert ihr 50-jähriges Bestehen: "Der zügige Neubau ist ein zwingender Schritt"

Die Theatergemeinde Ingolstadt feiert ihr 50-jähriges Bestehen – unter dem Eindruck der jüngsten Sanierungsdebatte

27.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

Ralf Buchhold, Vorsitzender der Theatergemeinde Ingolstadt, mit Intendant Knut Weber (rechts) beim Sommerfest - Foto: privat

Ingolstadt (DK) Seit bekannt wurde, dass die Sanierung des Ingolstädter Stadttheaters auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, wird heiß diskutiert über Terminplanungen, Finanzen, Informationspolitik und die Notwendigkeit der Maßnahmen. Auch Ralf Buchhold (50), seit 2011 Vorsitzender der Theatergemeinde Ingolstadt, hatte sich an die Mitglieder des Kulturausschusses gewandt und ein „klares Bekenntnis der Stadtspitze und des Stadtrates zur Sanierung unseres Stadttheaters, zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur hochklassigen Arbeit unseres Intendanten Knut Weber mit seinem Team“ gefordert.

An diesem Samstag feiert die Theatergemeinde im Kleinen Haus ihr 50-jähriges Bestehen. Und natürlich wird bei allen Feierlichkeiten das Thema Sanierung großen Raum einnehmen.

 

Herr Buchhold, war das, was Albert Wittmann im Kulturausschuss ausgeführt hat, das klare Bekenntnis, das Sie gefordert haben?

Ralf Buchhold: Ich glaube, er hat das gesagt, was man zu der Zeit sagen kann. Denn sicherlich sind die Ergebnisse aus der Studie des Architekturbüros Conn und Giersch noch aufzuarbeiten. Aber mir fehlt trotzdem eine konkrete Aussage darüber, wie es mit der Planung der Generalsanierung weitergeht. Herr Wittmann hat deutlich gemacht, dass offensichtlich mit Nachdruck an der Realisierung der Kammerspiele im Klenzepark gearbeitet wird – auch, was die Grundstücksfrage angeht. Aber ich vermisse ein ähnlich deutliches Statement zur Sanierung. Es kann doch nicht sein, dass bis 2020 überhaupt nichts unternommen wird. Ich sehe den gegenwärtigen Stadtrat in der Pflicht, die kommenden vier Jahre zu nutzen, um ein ordentliches Sanierungs- und Finanzierungskonzept vorzulegen.

 

Was hat Sie bewogen, diesen offenen Brief zu schreiben?

Buchhold: Die Berichterstattung der vergangenen Tage und insbesondere die Aussagen von Albert Wittmann im Finanzausschuss. In den vergangenen Jahren wurde ja für die Sanierung des gesamten Gebäudekomplexes stets ein gewisses Budget eingestellt. Dass man das jetzt komplett streicht, hat mich hellhörig gemacht. Und Knut Webers Ausführungen bezüglich der schlechten Arbeitsbedingungen hat da ein Übriges getan.

 

Fühlen Sie sich als Theatergemeinde dem Haus enger verbunden als der „normale“ Theaterbesucher?

Buchhold: Ich denke schon. Es gibt einen regen Kontakt – von der Theaterleitung bis zu den unterschiedlichsten Bereichen im Haus. Wir stoßen mit unseren Anliegen immer auf offene Ohren – und das gilt umgekehrt ebenso.

 

Die Sanierung des Theaters ist ja eine lange Leidensgeschichte. Hören Sie da Klagen oder Ängste von Ihren Mitgliedern?

Buchhold: Zumindest hören wir seit längerer Zeit Bemerkungen wie „Wenn das Theater nicht bald saniert wird, rentiert es sich gar nicht mehr“. Oder es gibt Klagen über die veraltete Klimatechnik. Im Sommer schwitzt man. Im Winter auch. Nicht nur im Großen Haus, sondern auch im Festsaal. Man muss auch sagen: Die meisten Theaterbesucher sehen ja nur das Offensichtliche. Klar, sind schon einige Maßnahmen durchgeführt worden – von der Dachsanierung bis zum Brandschutz. Aber wie es hinter der Bühne aussieht – Platzmangel, technische Probleme, schlechte Arbeitsbedingungen –, das bekommt der normale Besucher nicht mit. Wir als Verein schon. Ich finde großartig, wie Knut Weber und seine Mannschaft trotz dieser widrigen Umstände immer wieder tolle Sachen auf die Beine stellen.

 

Wie also ist der offene Brief gedacht?

Buchhold: Ich wollte darauf hinweisen, dass es hier zwei unterschiedliche Gremien mit unterschiedlichen Zielsetzungen gibt. Der Finanzausschuss, geleitet von Albert Wittmann, hat naturgemäß die finanziellen Belange der Stadt im Auge - und musste aufgrund der aktuellen Situation Abstriche machen. Der Kulturausschuss berät über spezielle Themen, tagt aber ebenfalls unter Vorsitz von Albert Wittmann. Ich habe mich explizit an den Kulturausschuss gewandt. Denn es kann nicht im Sinne dieses Gremiums sein, dass zwar die Kammerspiele realisiert werden, aber die Generalsanierung des Theaters mangels Mittel nicht organisiert wird. Es gibt also zwei Gremien, die unterschiedlicher Auffassung  sind – und diese unterschiedlichen Meinungen auch in den Stadtrat einbringen könnten.

 

An diesem Samstag feiern Sie ein großes Fest: 50 Jahre Theatergemeinde Ingolstadt. Wird da nur über die Theatersanierung gesprochen?

Buchhold:  Die Sanierung wird wohl schon ein zentrales Thema sein. Denn auch Kulturreferent Gabriel Engert hat sich angesagt. Und ich gehe davon aus, dass auch Intendant Knut Weber das Thema aufgreifen wird. Aber der Fokus liegt auf 50 Jahre Theatergemeinde Ingolstadt. Alt-OB Peter Schnell wird als Gründungsmitglied etwas über die Gründungszeit erzählen. Wir haben Sibylle Steinkohl-Gloning, die Vorsitzende des Bundes der Theatergemeinden, eingeladen. Es gibt derzeit 24 Theatergemeinden mit  rund 82 000 Mitgliedern. Der Ingolstädter Verein hat derzeit  rund 500 Abonnenten – eine stabile Zahl mit leichtem Trend nach oben. Und es gibt natürlich auch Theater: Zum einen haben wir das Duo Sammelsurium verpflichtet, zum anderen wird Teresa Trauth Lieder singen – aus ihrem Liederabend „Freifahrt im Rad der Gedanken“, der im Januar Premiere hat.

 

50 Jahre Theatergemeinde Ingolstadt, 50 Jahre Hämer-Bau – was für ein Geschenk würde Ihnen denn Freude machen?

Buchhold: Dass die Planungen für die Generalsanierung weiterverfolgt werden. Der zügige Neubau der Kammerspiele ist dazu ein zwingender Schritt, aber eben nur ein erster Schritt.

 

Die Fragen stellte Anja Witzke.