Ingolstadt
Stürmischer Saisonauftakt

Donnernder Applaus für "Artist in Residence" Sebastian Knauer und das Georgische Kammerorchester

19.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Mit Beethovens Sonate d-Moll "Sturm" eröffnete Pianist Sebastian Knauer das erste Abo-Konzert 2018. - Foto: Schaffer

Ingolstadt (DK) Sturmböen trieben das vertrocknete Winterlaub vor sich her, Menschen huschten geduckt über den Platz, der Regen peitschte gegen die Fensterscheiben: Sturmtief "Friederike" hatte Ingolstadt am Donnerstagabend fest im Griff. Da freute sich das Publikum im Festsaal des Ingolstädter Stadttheaters auf einen entspannten Abend mit dem Saisonauftakt des Georgischen Kammerorchesters.

Doch auch hier tobte ein Sturm - nicht das Tief "Friederike", sondern das "Sturmhoch" Beethoven und Mozart, das den Zuhörern donnernden Applaus entlockte.

Stürmisch begann das Konzert im wahrsten Sinne des Wortes und doch gleichzeitig mit einer One-Man-Show: Pianist Sebastian Knauer eröffnete den Abend mit Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 17 d-Moll, die den Untertitel "Sturm" trägt, als Solo-Künstler passend zur Wetterlage. Bereits im ersten Satz der Sonate ließ der Hamburger Musiker Donnergrollen in der linken Hand erahnen, das sich aber immer wieder in wohlgefällige Melodielinien auflöste. Als Ruhe vor dem eigentlichen Sturm, die in fiebrige Nervosität rascher Läufe durch alle Register umspringt, interpretierte er den zweiten Satz, während im er im dritten durch fließende Motive einen starken Wind durch die Saiten des Flügels fegen lässt.

Damit wählte das Georgische Kammerorchester einen ungewöhnlichen Beginn seines Saisonauftaktes, doch wollte es der Zufall, dass das Solo-Stück nicht hätte passender zum Abend sein können. Nicht zufällig, sondern glücklich gewählt war der Künstler des Abends, der in der aktuellen Spielzeit des GKO nochmals zu hören sein wird: Sebastian Knauer arbeitet als "Artist in Residence" mit dem Ingolstädter Orchester über die Saison hinweg zusammen, die in diesem Jahr unter keinem einheitlichen Motto steht.

Für das Auftaktkonzert hat der Pianist eine seiner Spezialitäten mitgebracht: Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert Nr. 23 aus der Wiener Klassik. Obwohl als Solo-Konzert konzipiert, erinnert das Werk an Kammermusik. Das wird nicht zuletzt an der kleinen Orchesterbesetzung deutlich: Mozart kommt mit Streichern, Flöten, Klarinetten und Hörnern aus. Trotzdem zauberte das Georgische Kammerorchester unter der Leitung ihres Chefdirigenten Ruben Gazarian einen satten Klang auf die Bühne des gut besuchten Festsaals - sowohl bei den leisen, intimen Momenten des Konzertes als auch bei den stürmischen Passagen, bei denen das Orchester Akkorde mit Donnerhall in den Raum schickte. Sebastian Knauers Spiel fügte sich nahtlos in den Orchesterklang ein: Einerseits mit einem sehr genauen Anschlag, fast akkurat, aber gleichzeitig auch lebendig und spielfreudig - eine gelungene Mischung aus Technik und Gefühl!

Mit Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 7 ließ das GKO in großer Besetzung den stürmischen Abend ausklingen. Das Orchester präsentierte sich dabei stets als eine Einheit: Bei rasanten Passagen im schnellen ersten Satz fegten die Bögen wie vom Sturmwind getrieben, aber unisono, über die Saiten der Streichinstrumente.

Im zweiten Satz, der zwar mit "Allegretto" überschrieben ist, aber eher an einen Trauermarsch erinnert, fügten sich die Einsätze in den verschiedenen Stimmgruppen nahtlos aneinander: Sie alle wiederholten ein und dasselbe Thema immer wieder gebetsmühlenartig und ließen es zu einem majestätischen Orchesterklang anschwellen. Für den dritten Satz schalteten die Musiker sofort um. In diesem "Presto" huschten die Finger wieder über ihre Instrumente und wurden von donnernden Paukenschlägen angetrieben. Der letzte Satz bereitete das Publikum musikalisch darauf vor, was es auf dem Heimweg in der Natur zu erwarten hatte. Den Sturm an Tönen, den Beethoven in diesen Satz legte, präsentierte das GKO gekonnt rasant und imposant, aber nie hektisch und derb.

Ein gelungener Saisonauftakt mit und trotz Sturm!