Ingolstadt
Stripteaseshow ohne Tänzerin

Schauspieler Robert Gregor Kühn über seinen Auftritt in einem Einpersonenstück von Bodo Kirchhoff im Altstadttheater

31.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:52 Uhr

Ganz in seinem Element: Wild gestikulierend und mit einem verzweifelten Ausdruck im Gesicht wird Robert Gregor Kühn in der Rolle des Ansagers Andreas zu sehen sein. - Foto: Mensching

Ingolstadt (DK) Wo bleibt sie nur? Andrea, die Stripteasetänzerin. Laufend wird sie angekündigt, aber sie erscheint nicht. Der Stuhl, auf dem sie für pure Erotik sorgen soll, bleibt leer. Dafür wird der Ansager der Stripteasenummer immer nervöser, sieht er sich doch gezwungen, zum Entertainer zu mutieren, um so das Publikum zu vertrösten. Mit Robert Gregor Kühn in der Rolle des Ansagers wird Bodo Kirchhoffs Stück "Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf" am 23. Februar im Altstadttheater Ingolstadt zu sehen sein. Regie führt Jörn Mensching, mit dem Kühn bereits erfolgreich Theaterprojekte - etwa den Ringelnatz-Abend "Schief ins Leben gebaut" - erarbeitet hat.

Herr Kühn, was fasziniert Sie an Bodo Kirchhoffs Stück ,,Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf"?

Robert Gregor Kühn: Eindeutig: das Tragikomische. Das Spielen auf Messers Schneide, will heißen: Wie meint die Figur diesen oder den nächsten Satz? Will sie Mitleid, will sie das Publikum kontrollieren, will sie einen Gag machen? Das wechselt bei diesem virtuosen Text von Bodo Kirchhoff oft von der einen auf die andere Minute.

 

Haben Sie schon mal in Ingolstadt gespielt?

Kühn: Nein, bisher leider nicht. Wir sind gespannt auf das Ingolstädter Publikum, besonders, da es nämlich in einem Abschnitt direkte Bezüge zu dieser Stadt gibt - so steht es bei Kirchhoff, wir haben das unverändert übernommen: die Nennung der Orte wie dem Hotel "Zum Anker" oder dem Kino Union-Lichtspiele.

 

Im Stück geht es ja darum, dass der Ansager eine Stripperin ankündigt, die nicht kommt. Also muss er improvisieren. Ist Ihnen so etwas Ähnliches schon mal passiert? Welche Bühnenpannen haben Sie denn schon erlebt?

Kühn: Bühnenpannen - wie Sie es nennen - gehören natürlich auch zum Alltag und zum Erfahrungsschatz eines jeden Spielers, und habe ich natürlich auch erlebt. Sie sind der Lackmustest - so denke ich - für das Eindringen des Spielers in die Rolle: Wenn er sich wirklich auf die Figur einlässt, meistert er auch technische Zwischenfälle viel besser.

 

Was ist die größte Herausforderung in der Inszenierung?

Kühn: Den Spannungsbogen zu halten. Das Publikum immer mitzunehmen, alle zu fordern und dennoch mit jedem Einzelnen zu spielen.

 

Welches ist denn der schönste Moment der Inszenierung?

Kühn: Schwierig zu sagen. Vielleicht dieser: Wenn Andreas im zweiten Teil kapituliert, seine Maskerade aufgibt, wenn er versucht, vor dem Publikum und vor allem vor sich selbst nur eines zu sein: Mensch.

 

Wenn Sie das Stück mit drei Adjektiven beschreiben müssten, welche wären das?

Kühn: Unterhaltsam. Provokativ. Überraschend.

 

Welches Requisit ist das wichtigste?

Kühn: Wie es im Textbuch steht - Andreas hat nicht mehr und nicht weniger als einen Stuhl zur Verfügung. Wir haben das ganz minimal erweitert, aber der Stuhl ist der Bezugspunkt schlechthin für ihn und für das Publikum.

 

Was macht den Beruf des Theaterschauspielers besonders interessant?

Kühn: Ich denke, es ist das, was wir jeden Abend auslösen können beim Publikum: Mit welchen neuen Fragen verlassen die Leute das Theater? Ich denke, es ist dieses Beobachten an sich selbst, was das Essenzielle ist beim Zusehen, beim Erfahren von Kunst überhaupt: Was geschieht mit mir, wenn dies oder jenes passiert oder gesagt wird auf der Bühne?

 

Die Fragen stellte Gresa Ademi.