Ingolstadt
Sprache schlägt Purzelbäume

30.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Eigener Gesangsstil: Daniel Webat in der Neuen Welt - Foto: knb

Ingolstadt (DK) Wie ein Donnergrollen tönt seine Stimme durch die gut gefüllte Neue Welt – mal ganz leise und weit entfernt, dann mächtig aufbrausend und unglaublich nah. Daniel Welbat hat einen ganz eigenen Gesangsstil.

Er spielt mit den Noten vertikal Pingpong, steigert seine Melodien bis hin zum wuchtigen Urschrei, um sie dann wieder weich abfedern zu lassen. Da er dies in beinahe jedem seiner Songs macht, mögen manche das als gleichförmig empfinden. Die meisten jedoch sind an diesem Abend im Rahmen des 26. Bluesfestes in Ingolstadt begeistert vom jungen Mann aus dem hohen Norden, der nicht nur mit der Stimme, sondern auch mit seiner Mimik und Gestik die Lieder lebendig auf die Bühne bringt.

Von der ersten bis zur letzten Minute ist das Konzert von WellBad, wie er sich selber nennt, eine runde Sache. Komplettiert wird das herausragende Klangbild von seinen Mitmusikern Stefan Reich am E-Bass, Victor Schüttfort an der E-Gitarre, Simon Andresen an den Tasten sowie Sebastian Meyer am Schlagwerk. Letzterer sorgt für einen abwechslungsreichen Drumsound, indem er auch mal mit den Händen und mit einer Spülbürste das Set bespielt. Dazu verschiedene Shaker als Hihat-Ersatz und fertig ist der perfekte WellBad-Groove.

Daniel Welbat erzählt in seinen Nummern, die von erdig-soft über brummelig-sinnierend bis hin zu voluminös-schreiend jede Bandbreite an stimmlicher Dynamik abdecken, viele Geschichten über die Liebe und das Leben. Dabei hat der Hamburger eine ganz besondere englische Aussprache, verschluckt viele Silben, was seine Texte zu lautmalerischen Purzelbäumen macht, die sich im Ohr der Zuhörer überschlagen. Songs wie „Compliment“, „Three Legged Dog“, „Coffin For Two“ oder „A Little Pain“ vom aktuellen Album mit dem Titel „Judgement days“ sind musikalisch ausgereift und werden live mit diversen Ins-trumentalsoli verfeinert. Die Musik von WellBad lässt sich am ehesten noch dem Bluesrock zuordnen, wobei das Talent des Bandleaders, Filmmusik zu schreiben, durchaus hervorklingt. Zwischendurch wähnt sich das Publikum wahlweise in einem Western, einer schwarzen Komödie oder einem Zeichentrickclip. Daniel Welbat schafft es, mit seinen Liedern eine ganz besondere Stimmung zu transportieren – offen bleibt nur die Frage, wie viele Kilometer er wohl auf der Bühne der Neuen Welt zurückgelegt hat, als er so rhythmisch bei jedem seiner Songs im Takt mitmarschiert ist.