Ingolstadt
Spiel mit der Wahrnehmung

Bodo Rott stellt in Ingolstadt aus Heute Abend ist Vernissage

18.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Ingolstadt (DK) Auf keinen Fall Wimmelbilder. Auf keinen Fall bunt. Beides mag Bodo Rott nicht über seine Kunst hören - und beides passt auch nicht. Bodo Rott, Jahrgang 1971, zeigt ab heute im Rahmen der "Kunststücke" - einer Reihe des Berufsverbandes Bildender Künstler Oberbayern Nord & Ingolstadt in Kooperation mit der Stadt - einen umfassenden Querschnitt seines Schaffens. 2008 hat der Wahlberliner erstmals in seiner Heimatstadt Ingolstadt ausgestellt.

Nun setzt Rott, der an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg und an der Hochschule der Künste in Berlin studiert hat, bei seiner Ausstellung in der Harderbastei in etwa da an, wo er damals aufgehört hat. Er präsentiert einige der Bilder aus diesen Jahren, dann die Konsequenzen daraus und eine große Zahl aktueller Werke. Außerdem feine Tuschezeichnungen und Monotypien. Eine spannende Entwicklung. Dunkel ist auf den früheren Bildern meist der Hintergrund, erinnert an Schiefertafeln, auf denen sich Kinder und Gestalten tummeln. Fragmentierte Figuren, Alltagsszenen, Traumwelten, teils übermalt, wie weggewischt, bruchstückhafte Ansichten. Zwischen Realem und Imaginärem changierend.

Heller werden Rotts Welten mit der Zeit, verlieren das teils Düstere, das Surreale. Filigrane Vegetation wächst in die Szenen, bis diese irgendwann die ganze Leinwand erobert hat. "Hortus convulsus", verzerrter, verdrehter, gewundener Garten heißt diese beeindruckende Werkserie mit meist großformatigen Bildern. Lichte Farb- und Pflanzenwelten - inspiriert von Herbarien aus der Renaissance oder dem Hortus Eystettensis. Keine Fantasiepflanzen also füllen die Leinwand, genauso wie die Tiere, die sich in diesem Gewirr, in diesem farbigen Dschungel verbergen, einer historischen Vorstellung entsprechen. Wolpertinger, Ratten, Echsen, Papageien. Allerlei ist da zu entdecken. Wundersam, fratzenhaft sind sie, unschwer zu erkennen, dass den alten Meistern, von denen Rott sich inspirieren lässt, manche damals nicht ganz geheuer waren. Hin und wieder verirren sich auch Menschen in diese Welten - oder ein kleiner Astronaut.

Rott verzerrt all das perspektivisch, bildet Hunderte von papierschnipselartigen, sich verdichtenden Feldern. Er nennt das "plastische Tapeten" - aber nur im Scherz. Dreidimensional wachsen die Pflanzen aus dem Bild und darüber hinaus, werfen Schatten. Ein verblüffendes und kunstvolles Spiel mit der Wahrnehmung, Bilder, die die Beobachtungsgabe des Betrachters herausfordern. Erstaunlich auch die Technik. Was auf den ersten Blick wie Linien von Buntstiften scheinen, sind feine Pinselstriche in Öl.

Einen weiteren Einblick in Bodo Rotts Schaffen erlauben seine Skizzenbücher. 200 hat Rott inzwischen in allen Formaten gefüllt, einige stellt er aus. Eines davon wird ab 22. Februar in einer Ausstellung in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen sein.

Bodo Rott, Harderbastei Ingolstadt, bis 4. Februar, geöffnet Donnerstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Heute Abend um 19 Uhr Vernissage, zur Einführung spricht Isabella Kreim.