Ingolstadt
Spannendes Spiel mit Struktur

Peter Weber und Ralph Kerstner in der Ingolstädter Galerie Haas

23.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Hauchzarte Prägungen treffen auf kraftvolle Faltungen, feine Papierarbeiten auf dicken Filz, Weiß auf Farbe. Büttenpapier wird mit Schnitten bearbeitet, während die vielschichtigen Textilarbeiten eben ohne diese entstehen - obwohl sie derart bearbeitet scheinen.

Die neue Ausstellung in der Ingolstädter Galerie Mariette Haas zeigt Werke von Ralph Kerstner und Peter Weber, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten. Doch die Exponate treten in einen spannenden Dialog, setzen Gedanken über Komposition und Struktur - das auch der Titel der bemerkenswerten Ausstellung - in Gang und weisen dann doch Gemeinsamkeiten auf. Etwa die konsequente Reduzierung, die skulpturale Ausdrucksstärke, die Variationen des Quadrats, die Faltung bei Weber die Falzung bei Kerstner. Und gemeinsam ist ihnen auch: die bewundernswerte und vielfach nicht nachvollziehbare Technik, mit der die beiden Künstler ihre Werke zustande bringen: Webers hoch komplexe und schwer durchschaubare Arbeiten und Kerstners wie auf einem Luftpolster im Rahmen schwebende, sich wölbende Formen.

Kerstner - Jahrgang 1953, Städel-Schüler und erst Ingenieur und Unternehmer in der Automobilindustrie, bevor er sich vollkommen der Kunst widmete - stellt zum ersten Mal in der Galerie aus. Er überrascht mit seinen federleichten Papierarbeiten in minimalistischer Sprache. Er prägt Formen in das dünne Material, das - im Kontrast zur strengen Geometrie auf dem Werkstoff - am Rand ausfranst. Und als Meister des Messers schneidet er in absoluter Präzision Segmente - eckige, runde, kleine, große - falzt und faltet diese, hebt die Zweidimensionalität des Papiers auf, verstärkt das dynamische Licht- und Schattenspiel.

Peter Weber, erfolgreicher Künstler der Ingolstädter Galerie, fasziniert erneut mit seinen strengen und gleichermaßen spielerischen Faltungen aus Filz, die - stets ausgehend vom Quadrat - Horizontale und Vertikale, ein breites Netz bilden oder geschichtet oder vielfach gewendet sind. Verblüffend sind jedoch in dieser Schau vor allem die kleineren Werke aus Filz: noch dichter, noch raffinierter. Ein ganz besonderes Exponat und eine besondere Freude für Mariette Haas ist Webers Großskulptur aus Edelstahl: "3 x IN AND OUT". Diese war erst vor wenigen Wochen auf der Art Karlsruhe zu sehen - und nun in Ingolstadt.

Bis 21. April, Mi bis Fr von 14 bis 18 Uhr, Sa von 11 bis 15 Uhr. Am Ostersamstag geschlossen. Weitere Infos unter www.galerie-haas.de.