Ingolstadt
Musikalische Reise durch Länder und Zeiten

Das Georgische Kammerorchester brilliert mit jungen Solisten bei den Audi-Sommerkonzerten

21.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Sensationeller Auftritt: Der italienische Perkussionist Simone Rubino gastierte bei den Sommerkonzerten im Festsaal. - Foto: Sauer/Audi

Ingolstadt (DK) Auf eine Reise durch Raum und Zeit nahm das Georgische Kammerorchester (GKO) sein Publikum am Mittwoch beim Vorsprung-Festival im Rahmen der Audi-Sommerkonzerte mit und begleitete dabei zwei junge Solisten. Diese beeindruckten die Zuhörer im Festsaal mit ihrem musikalischen Können.

Man startete in Deutschland mit Mendelssohn Bartholdys "Sinfonie für Streicher Nr. 10 h-Moll". Unter Dirigent Ruben Gazarian stimmte das GKO die Reisegesellschaft mit leisen Melodien im "Adagio" auf den Abflug ein, bevor sie die Maschinen im "Allegro" mit raschen und akzentuierten Motiven starteten und im "più presto" anheizten: Finger und Bögen der Geigen huschten dabei über die Saiten ihrer Instrumente und ließen die rasanten Läufe wie aus einem Guss klingen.

Mit "Frozen in Time" hob der komplette Festsaal zu einer Zeitreise ab: Im Stück für Perkussion und Orchester des israelischen, zeitgenössischen Komponisten Avner Dorman konnte das Publikum den Verlauf der Erdgeschichte bis heute erleben. Mit einer erweiterten Crew aus Bläsern und Schlagzeugern begleitete das Georgische Kammerorchester den italienischen Perkussionisten Simone Rubino. Im ersten Satz, "Indoafrica", präsentierte dieser auf dem Marimbafon und einem Kuhglockenspiel indische Patterns und wechselte anschließend auf dem Drum-Set zu afrikanischen Rhythmen - stets begleitet von virtuosen, spannungsgeladenen Melodien in den Streichern und Bläsern.

Wesentlich leiser und surrealer stellten die Musiker "Eurasia" im zweiten Satz vor: Über langen, zum Teil dissonanten Akkorden in den Streichern kreierte Rubino eine kühle, verschwommene, aber doch spannende Stimmung mit Metallofonen. Vielseitig präsentierte sich dann "The Americas". Elemente des Jazz, Swing, der Broadway-Musik, kubanische Rhythmen und vieles mehr umspannte dieser dritte Satz, um dem "Melting-Pot" Amerika gerecht zu werden. Nicht nur Rubino zeigte dabei vollen Körpereinsatz, um seinen riesigen Aufbau an Instrumenten zu bedienen, auch Dirigent Gazarian musste alles geben, um den großen Orchesterapparat eine gemeinsame Flugrichtung zu verleihen, was hervorragend gelang. Nach diesem turbulenten und ausgefallenen Reiseziel sorgte Wataru Hisasue für einen romantischen Zwischenstopp in Deutschland. Bei Mendelssohn Bartholdys "Klavierkonzert g-Moll" präsentierte er in den schnellen Sätzen die rasanten Melodien und Läufe mit akkuratem Tastenanschlag, ohne dabei festgefahren zu wirken. Im gefühlvolleren zweiten Satz, dem "Adagio", gab Wataru Hisasue den Klavierklängen etwas Inniges und Warmes, das eine heimelige Stimmung verbreitete.

Zum Abschluss der musikalischen Reise visierte das GKO Italien als Ziel an. Mendelssohns vierte Symphonie, die "Italienische", entführte das Publikum in südeuropäische Gefilde und deren Temperament. Von einer Italienreise inspiriert, versah der Komponist den ersten und letzten Satz dieses Werkes mit einer Lebenslust durch ausladende Streicherpartien und perlende Holzbläsermotive, in die das Georgische Kammerorchester sein Publikum regelrecht hineinzog. Nach einer kurzen melancholischen Phase, die die Musiker im zweiten Satz gefühlvoll ausspielten, verbreiteten sie im dritten Satz bereits wieder eine bezaubernde Stimmung, die auf einen rasanten Finalsatz vorbereitete. Dieser setzte einen würdigen Schlusspunkt hinter eine beeindruckende, musikalisch hervorragende Reise durch Länder und Zeiten.